Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Einige Aktienanalysten seien völlig ausser Kontrolle, schrieb ich letzten Mittwoch. Dabei beschäftigte ich mich vorwiegend mit den "schwarzen Schafen" dieser Berufsgruppe, allen voran mit der für die Société Générale tätigen Analystin Delphine Le Louet und ihren geradezu spektakulären Kehrtwenden bei den Aktien von Alcon.

Damals berichtete ich ausserdem vom amerikanischen Broker Stifel. Wem dieser Name nicht geläufig ist, dem dürfte zumindest der Name MainFirst Bank noch etwas sagen. Stifel ist das Mutterhaus der Frankfurter. Vor wenigen Monaten wurde aus der MainFirst Bank zwecks Vereinheitlichung Stifel Europe.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich immer viel von der Aktienanalyse der MainFirst Bank hielt - und noch immer halte. Daran hat sich auch unter deren neuem Auftritt nichts geändert.

Was mir allerdings auffällt: In den letzten Wochen und Monaten sind die Analysten bei Stifel einem regelrechten Kaufrausch verfallen. Am Freitag stufte der für den amerikanischen Broker tätige Christian Arnold die Aktien des Maschinenbauers Bobst von "Hold" auf "Buy" herauf. Der Analyst geht davon aus, dass die Westschweizer mit Schwung aus der zweiten Hälfte des letzten Jahres kommen und erhöht seine operativen Gewinnschätzungen um bis zu 70 Prozent. Das wiederum erlaubt es ihm, neuerdings ein Kursziel von 86 (zuvor 46) Franken zu veranschlagen.

Die Kaufempfehlung verleiht den Bobst-Aktien seit Freitag Rückenwind (Quelle: www.cash.ch)

Es ist dies bereits die achte Heraufstufung eines Stifel-Analysten innerhalb nur weniger Wochen. Das Börsenjahr 2021 war noch jung, als Daniel Gleim bei den Partizipationsscheinen von Schindler bei einem Kursziel von 265 Franken von "Hold" auf "Buy" ging. Er begründete diesen Schritt damals mit den guten Zukunftsaussichten des Aufzug- und Rolltreppenherstellers.

Wenige Tage später liess sich sein Abteilungskollege Tobias Fahrenholz nach einem starken Jahresergebnis zu einer Kaufempfehlung für die Aktien von Interroll hinreissen. Er stufte die Papiere des Anbieters von Logistiklösungen mit einem Kursziel von 3250 (zuvor 2600) Franken von "Hold" auf "Buy" herauf, wobei der Analyst insbesondere die starke Preisgestaltungsmacht hervorhob.

Was meine beiden Kollegen können, das kann ich auch, dürfte sich Analyst Christian Arnold da wohl gedacht haben, als er bei den Aktien von Komax zeitnah von "Hold" auf "Buy" ging. Um seiner Kaufempfehlung für den Automobilzulieferer den nötigen Nachdruck zu verleihen, erhöhte er das Kursziel auf 265 (zuvor 160) Franken.

Absturzgefahr oder Einstiegschance? So steht es um die Schweizer Tech-Aktien

Und als ob das nicht schon genug wäre, legte Arnold gleich noch mit einer Heraufstufung der Papiere des Textilmaschinenherstellers Rieter von "Hold" auf "Buy" bei einem Kursziel von 145 (zuvor 80) Franken nach. Mit der Verbesserung der Auftragslage sei der Zeitpunkt gekommen, eine konstruktivere Haltung gegenüber den Titeln einzunehmen, so der Analyst.

Kaum zurück aus der Sportwoche, stufte Arnold die Aktien des Börsendebütanten V-Zug von "Buy" auf "Hold" herunter und im Gegenzug jene des einstigen Mutterhauses Metall Zug von "Hold" auf "Buy" herauf. Bei dieser Gelegenheit hob er sein Kursziel auf 2100 (zuvor 1500) Franken kräftig an.

Zwei Tage später meldete sich wieder Fahrenholz mit einer Heraufstufung der Aktien des Bauzulieferers Arbonia von "Hold" auf "Buy" zu Wort. Nach einer Überarbeitung seines Bewertungsmodells um den überraschenden Verkauf des Fenstergeschäfts sowie um das starke Jahresergebnis beziffert er das Kursziel seither auf 17,50 (zuvor 12) Franken.

Anfang März sprach dann der erst kürzlich von der Royal Bank of Canada zu Stifel gestossene Luxusgüteranalyst Rogerio Fujimori eine Kaufempfehlung für die Inhaberaktien der Swatch Group aus. In Erwartung einer kräftigen Belebung in Europa und stufte er die Papiere des Uhrenherstellers mit einem Kursziel von 315 (zuvor 250) Franken von "Hold" auf "Buy" herauf.

Acht neue Kaufempfehlungen seit dem 20. Januar sind schon eine ganze Menge. Dem steht nur eine Herunterstufung – nämlich jene für die Aktien von V-Zug – gegenüber. Das wiederum lässt tief blicken. Eines haben die zum Kauf angepriesenen Papiere übrigens gemeinsam: Sie alle hatten in den Monaten zuvor bereits einen guten Lauf.

Ich schrieb am Mittwoch in diesem Zusammenhang:

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.