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6000 Milliarden Dollar – so viel ist momentan in Geldmarktfonds parkiert. Da überrascht es mich nicht, wenn die Aktienstrategen angesichts dieses gigantischen Betrags ins Schwärmen geraten. Ihre Gleichung ist denkbar einfach: Fliesst in den kommenden Wochen und Monaten auch nur ein bescheidener Teil davon in Aktien, dürften die Kurse noch einmal kräftig steigen. So lautet zumindest die Hoffnung.

Dabei gibt es eigentlich eine einleuchtende Erklärung, weshalb sich Geldmarktfonds grosser Beliebtheit erfreuen. Denn gerade am kurzen Ende winken die höchsten und dadurch attraktivsten Zinsen. Und sollten die Notenbanken ihre Leitzinsen später oder nicht ganz so umfangreich wie gedacht reduzieren, droht an den Anleihenmärkten ein kleineres Waterloo. Da überrascht es nicht, wenn mächtige Grossinvestoren auf Nummer sicher gehen und ihre Milliarden in Geldmarkfonds parkieren.

Es ist ein viel gehörtes Argument in diesen Tagen, dass viel Geld an der Seitenlinie wartet, um in Aktien angelegt zu werden. Selber vermute ich allerdings, dass dieses Geld eher darauf wartet, in Anleihen angelegt zu werden. Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir künftig von den Fondsstatistiken der Bank of America.

Entwicklung des Stoxx Europe 600 Index über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Wie die jüngsten Erhebungen der amerikanischen Grossbank zeigen, flossen Aktienfonds vergangene Woche unter dem Strich 5,6 Milliarden Dollar zu. Obligationenfonds kamen sogar in den Genuss von Nettozuflüssen in Höhe von 13,3 Milliarden Dollar – wobei bei beiden Anlagekategorien zuletzt starke Fluktuationen auszumachen waren.

An dieser Stelle möchte ich übrigens noch kurz eine interessante Beobachtung der Deutschen Bank aufgreifen. Berechnungen der Grossbank zufolge sind beim breit gefassten Stoxx Europe 600 Index bloss drei Aktien für das Plus seit Januar verantwortlich: SAP, Überflieger Novo Nordisk sowie ASML.

Da soll mal jemand sagen, dass dieses Phänomen der New Yorker Börse vorbehalten bleibt.

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Die Strategen von Kepler Cheuvreux stufen die europäischen Bankaktien von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Sprich: Sie räumen ihnen nicht mehr länger ein überdurchschnittliches Gewicht in den Aktienportefeuilles ihrer Anlagekundschaft ein.

Man geht beim bekannten Broker zwar noch bis in den Frühsommer hinein von steigenden Aktienmärkten aus. Davon sollten ja eigentlich auch die Banken profitieren können. Allerdings warnen die Strategen davor, dass die Ertragsentwicklung im Zinsdifferenzgeschäft die Spitze durchschritten haben dürfte. Das müsse nun erst einmal verdaut werden – auch bei der UBS.

Letztere werden durch den hauseigenen Bankenanalysten Nicolas Payen übrigens schon eine gefühlte Ewigkeit mit "Hold" eingestuft. Seit Freitag lautet das Kursziel noch 25 (zuvor 26,50) Franken. Er wähnt die grösste Schweizer Bank vor einer Herkulesaufgabe, wenn es darum geht, die Credit Suisse mit dem eigenen Geschäft zu verschmelzen. Darauf abgestützt streicht der Analyst seine Gewinnschätzungen um bis zu 43 Prozent zusammen. Das ist allerhand.

Die UBS-Aktien notieren in der Nähe ihres Mehrjahreshochs (Quelle: www.cash.ch)

Ziemlich aufschlussreich finde ich die Aussagen Payens zur künftigen Dividendenpolitik der UBS, geht er doch weiterhin davon aus, dass die Grossbank über die nächsten drei Jahre insgesamt 20 Milliarden Dollar über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen wird. Das entspräche nicht weniger als als 20 Prozent des heutigen Börsenwerts...

...dennoch gibt der Analyst den Valoren von Commerzbank, ING, Santander und Société Générale den Vorzug. Alle vier sind auf der "Most Preferred List" für europäische Bankaktien zu finden.

Gestern Montag berichtete ich darüber, dass der für die Bank Julius Bär tätige Markttechnikexperte Mensur Pocinci beim letztjährigen SMI-Überflieger UBS die aufgelaufenen Gewinne auf seiner taktischen Kaufempfehlung mitgenommen habe. Mit dem Verkaufserlös baut er neben ABB auch die Titelpositionen Richemont aus – obschon auch diese beiden Aktien bereits ziemlich gut gelaufen sind.

Interessant ist übrigens, dass die Strategen von Kepler Cheuvreux nicht nur bei europäischen Bankaktien von "Overweight" auf "Neutral" gehen, sondern im Gegenzug bei europäischen Luxusgüteraktien wie Richemont von "Neutral" auf "Overweight". Und so schliesst sich der Kreis...

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