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Eigentlich haben der Börseneinbruch der letzten Wochen und jener von 2008/09 wenig gemeinsam. Das hält die Aktienanalysten der UBS allerdings nicht davon ab, einen Blick zurück zu wagen. In einem Strategiepapier schreiben sie, welche kleinen und mittelgrossen Unternehmen damals am stärksten unter den Folgen der Krise litten. Und besser noch: Sie nennen Unternehmen, die sich rückblickend als wahre Stehaufmännchen erwiesen.

Den deutlichsten Umsatzeinbruch mussten der Solarzulieferer Meyer Burger, die beiden Textilmaschinenhersteller Schweiter und Rieter sowie die Bankensoftwareschmiede Temenos hinnehmen. Doch neben dem Automobilzulieferer Komax hatten nur Schweiter und Rieter mit starkem Margendruck zu kämpfen.

Interessant ist, dass sich die Umsatzentwicklung damals vor allem bei Meyer Burger, SGS, U-blox, Belimo und Tecan ziemlich rasch wieder erholte. Nicht so beim Backwarenhersteller Aryzta oder den Industriekonzernen Gurit, Sulzer, Dormakaba und Kardex. Bei diesen Unternehmen war die organische Umsatzentwicklung selbst dann noch rückläufig, als viele andere bereits wieder halbwegs zur Normalität zurückgefunden hatten.

Allerdings warnen die UBS-Aktienanalysten davor, sich zu sehr auf die Umsatzentwicklung zu konzentrieren. Denn letztendlich zählt immer noch, was bei den Unternehmen als Gewinn hängenbleibt.

Die Aktien von Tecan (rot) und Belimo (grün) haben ihren Kurseinbruch nahezu wettgemacht (Quelle: www.cash.ch)

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, wenn ich behaupte, dass sich die Coronavirus-Krise grundlegend von der Bankenkrise der Jahre 2008/09 unterscheidet - selbst wenn sich die Banken auch jetzt wieder als Achillesferse der Wirtschaft erweisen.

Alleine schon deshalb wäre ich nicht überrascht, wenn sich diesmal ganz andere Schweizer Nebenwerte rasch wieder aufrappeln als damals. Spannend ist aber, dass mit Tecan und Belimo zumindest zwei der genannten Aktien ihre Kursverluste bereits wieder wettmachen konnten. Das ist schon ziemlich beeindruckend.

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Vergleicht man das Börsengeschehen mit einem Topf heisser Suppe, dann sind Gerüchte das Salz und das Pfeffer. Reichlich Salz und Pfeffer regnen in diesen Tagen auch auf Clariant hernieder - sind doch schon seit Tagen spekulative Käufe zu beobachten. Diese beschränken sich nicht nur auf die Aktien des Baselbieter Spezialitätenchemiekonzerns, sondern umfassen auch zahlreiche Call-Warrants.

Dahinter verbirgt sich weniger die Medienmitteilung, wonach das Unternehmen das Bundesland Bayern zukünftig mit Desinfektionsmittel beliefern will, als vielmehr Übernahmegerüchte aus unserem nördlichen Nachbarland. Angeblich wird der deutschen Lanxess ein Interesse an Clariant nachgesagt.

Die Aktien von Clariant sind schon seit Tagen spekulativ gesucht (Quelle: www.cash.ch)

Seit Jahren werden die beiden Spezialitätenchemiekonzerne gerne in Verbindung miteinander gebracht. Das mag damit zu tun haben, dass sich die einstige Bayer-Tochter gar nicht so schlecht durch die frühere Sandoz-Tochter ergänzen liesse. Anders als in früheren Jahren hätte diesmal allerdings der Ankeraktionär Sabic ein entscheidendes Wort mitzureden. Erst vor wenigen Wochen stockten die Saudis ihr Aktienpaket auf und halten seither gut 31 Prozent an Clariant.

Ich mag mich erinnern, dass ein bekannter Chemieanalyst vor längerer Zeit mal die Meinung vertrat, dass Sabic den Baselbieter Spezialitätenchemiekonzern als Vehikel für weitere Firmenübernahmen "missbrauchen" könnte. In einem solchen Szenario wäre Clariant dann aber nicht die Gejagte, sondern vielmehr die Jägerin.

Die Spekulanten sollten deshalb vorsichtig sein mit dem, was sie sich herbeisehnen...

 

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