Wer einen langen Anlagehorizont hat beziehungsweise wer jung ist, bringt ideale Voraussetzungen mit für ein Aktieninvestment. Denn je grösser die Geduld, desto grösser auch die Wahrscheinlichkeit, dass Abstürze an den Börsen wieder aufgeholt werden. Basierend auf zurückliegenden Börsenzyklen raten Anlageexperten deshalb zu einer Investitionsdauer von mindestens zehn Jahren.

Dasselbe gilt auch bei der Auswahl von Einzeltiteln. Wer mehrere Jahrzehnte Zeit hat, kann schlechte Jahre auszusitzen. Somit hat man andere Optionen als jemand, der seine Aktien in Kürze zu Bargeld machen muss. Im Alter von 30 kann es deshalb Sinn machen, in riskantere Geschäftsmodelle mit gleichzeitig höheren Renditechancen zu investieren.

Alter um 30: Hohes Risiko und verlockende Rendite

Infrage käme zum Beispiel eine aussichtsreiche Biotech-Firma wie Idorsia. Gründer und CEO Jean-Paul Clozel hat bereits das Vorgänger-Unternehmen Actelion erfolgreich gross gemacht und dann an Johnson & Johnson verkauft. Geforscht wird derzeit unter anderem an Wirkstoffen gegen Schlaflosigkeit und Bluthochdruck. Aber: Ein Investment kann von der Vervielfachung des Einsatzes bis zum Totalverlust alles bedeuten.

In eine ähnliche Kategorie gehört Crealogix. Der Softwareanbieter für die Finanzindustrie hat gute Langfrist-Perspektiven. Crealogix ist unter anderem spezialisiert auf die Entwicklung von Mobile-Banking-Produkten und profitiert, wenn Banken ihre Budgets für Digitalisierung erhöhen.

Alte und neue Welten verknüpft Interroll. Das traditionsreiche Industrieunternehmen stellt Produkte für logistische Lösungen her. Die Förderbänder, Rollen und Antriebe kommen in grossen Versandzentren (Amazon, UPS, Post) oder an Flughäfen zum Einsatz.

Alter um 40: Einen Gang zurückschalten

Neben dem Anlagehorizont ist bei Aktieninvestments auch die Risikobereitschaft entscheidend. Mit 40 liegen bereits einige Jahre Erwerbsleben hinter einem, gleichzeitig wird häufig die eigene Familie zum wichtigsten Kostenpunkt, sprich: Die Titelauswahl sollte etwas zurückhaltender werden. Die Kreditbank Cembra bietet eine ordentliche Dividende und ein stabiles Geschäftsmodell – die Nachfrage nach Kreditkarten, Autoleasing und Privatkrediten verschwindet nicht so schnell.

Mit Kindern wird häufig der Autokauf zum Thema. Bossard beliefert den Elektroauto-Pionier Tesla mit Schrauben und ist Marktführer bei Verbindungstechnologien. Die Firma existiert seit 1831 und wird nach wie vor von der Gründerfamilie geprägt. Daneben könnte U-Blox für etwas Spannung im Portfolio sorgen: Der Aktienkurs des Chipentwicklers kam vor allem 2018 gehörig unter die Räder. Die Firma ist aber ein Hoffnungsträger für die zunehmende Automatisierung und das Internet der Dinge.

Alter um 50: Gesundheit und Vorsorge werden wichtiger

Spätestens mit 50 sollte die eigene Vorsorge in den Vordergrund rücken. Wer sich zum Beispiel frühpensionieren möchte, muss kalkulieren, welchen Teil des Vermögens er zum Leben braucht und was er noch investieren möchte. Deshalb drängen sich zusehends Aktien auf, die unabhängig von wechselnden Trends oder Konjunkturlagen Erträge abwerfen. Ein solcher "Tanker" ist zum Beispiel Nestlé.

Die Nahrungsmittelbranche hat es zwar schwer, deutlich mehr als die Weltwirtschaft zu wachsen. Dafür wirft das Geschäft von Nestlé solide Erträge ab, um die Dividende immer wieder erhöhen zu können. Ebenfalls als konstant und defensiv gilt die Gesundheitsbranche. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft dürfte die Nachfrage nach Hörgeräten von Sonova oder Zahnimplantaten von Straumann stetig steigen. Allerdings haben die Aktienkurse der beiden Medizinaltechnikfirmen in letzter Zeit kräftig angezogen. 

Alter 60 plus: An sich und die Enkel denken

Wer im Alter flüssige Mittel benötigt, sollte sein Geld noch zurückhaltender anlegen. Das heisst, die Risikofähigkeit nimmt ab. Denn bei einem Börseneinbruch bleibt eventuell nicht mehr genügend Zeit, um hohe Verluste wieder aufzuholen. Somit gehören vor allem Aktien mit attraktiven und konstanten Dividenden in ein Rentner-Portfolio.

Die Versicherung Zurich mit einer traditionell hohen Dividendenrendite gehört dazu, genauso wie der Telekomriese Swisscom. Die implizite Staatsgarantie durch die 51-Prozent-Beteiligung des Bundes dämpft das Risiko bei Swisscom zusätzlich.

Wer mehr an seine Nachkommen denkt und noch über genügend Geld verfügt, könnte sich auch eine Aktie von Lindt & Sprüngli ins Depot legen. Für die Enkelkinder gäbe es dann jährlich einen Koffer voller Schokolade als Naturaldividende.