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Seit Wochen regiert "König Fussball", dominiert das "runde Leder" die Nachrichtenlage – wobei die Berichterstattung in den letzten Tagen leider so gar nicht dem Geschehen auf dem Rasen galt. Einmal mehr zeigt sich: Wenn sich wie gestern Mittwoch in der Allianz-Arena in München die Mannschaften von Deutschland und Ungarn gegenüberstehen, dann geht es nicht nur darum, wer nach 90 Minuten als Sieger vom Platz geht, sondern es geht auch um viel Geld. Und es geht um Politik.

Ähnliches liesse sich vom Börsengeschehen behaupten. Da liegt es doch nahe, dass die Analysten von Kepler Cheuvreux um Torsten Sauter ihre Anpassungen bei den Schweizer Aktienfavoriten kürzlich unter das Motto Fussball stellten.

Zur Erinnerung: Die Analysten holten die Aktien von Barry Callebaut, Julius Bär, Sulzer und Zehnder von der Ersatzbank. Auf dem Rasen stiessen sie zu jenen von Galenica, Swiss Life und SFS Group. Die Valoren von Nestlé, DKSH und SoftwareOne gingen hingegen vom Platz.

Nicht weniger interessant ist, dass Sauter und seine Abteilungskollegen auch gleich noch eine elf Aktien schwere Mannschaft zusammengestellt haben und in Bezug auf die "Spieler auf der Ersatzbank" aus dem Nähkästchen plaudern.

Im Tor steht Givaudan, gefolgt von SIG Combibloc, Nestlé, Galenica und Sulzer in der Abwehr. Im Mittelfeld sind Logitech, Swiss Life und Lem zu finden. Die Sturmspitze bilden Tecan, Sika und Richemont – was für ein "Dreizack".

Ein Star-Stürmer vor dem Herrn: Kursentwicklung der Aktien von Sika über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Als Alternative zum Torhüter könnten die Analysten eigenen Angaben zufolge künftig auf die Aktien von Barry Callebaut, Emmi, UBS oder Zurich Insurance zurückgreifen. Diese Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie alle verfügen über defensive Qualitäten.

In der Abwehr könnten hingegen die Papiere von SIG Combibloc, Nestlé, Lastminute.com, Temenos, Burckhardt Compression oder Holcim zum Einsatz kommen. Im Mittelfeld sehen sie in Valora, Komax, Metall Zug, Clariant, Swatch Group und Feintool mögliche Alternativen. Und für die Sturmspitze kommen Arbonia, Swissquote, Zehnder, VAT Group oder Oerlikon in Frage.

Wenn die Analysten von Kepler Cheuvreux in knapp drei Monaten die nächsten Anpassungen bei ihren Schweizer Aktienfavoriten vornehmen, bleiben von der Fussball-Europameisterschaft höchstens schöne Erinnerungen. Mal schauen, unter welches Motto sie die Anpassungen dann stellen werden...

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Als die Berenberg Bank im Januar letzten Jahres eine Verkaufsempfehlung für die Aktien der Partners Group aussprach und ein Kursziel von 607 Franken veranschlagte, dachte ich mir: Wie mutig ist das denn?

Schliesslich rannten institutionelle Grossinvestoren dem Risikokapitalspezialisten aus Baar angesichts des Renditedrucks schon damals die Tür ein – was sich in Kursnotierungen von 900 Franken und mehr bemerkbar machte.

Als die Papiere wenige Wochen später weniger als 600 Franken kosteten, war ich deshalb ziemlich beeindruckt. Allerdings muss ich einräumen, dass der Analyst Panos Ellinas ohne die pandemiebedingten Börsenturbulenzen wohl auf verlorenem Posten gekämpft hätte.

Doch anstatt seine Verkaufsempfehlung nach Erreichen seines Kursziels zu überdenken, legte er damals mitten im Tal der Tränen eine weitere Schippe drauf und kürzte das Kursziel auf 445 Franken – nur um dieses im weiteren Jahresverlauf zuerst auf 545 und dann auf 671 Franken anzuheben.

Jetzt – ein Jahr später und fast 800 Kursfranken höher – wirft Ellinas kleinlaut das Handtuch. Er stuft die Aktien von "Sell" auf "Hold" herauf. Das Geschäftsmodell habe sich während der Covid-19-Pandemie um einiges widerstandsfähiger erwiesen als von ihm gedacht. Ausserdem sei die Kundennachfrage bis heute ungebrochen, so räumt der Analyst reumütig ein.

Kursentwicklung der Aktien der Partners Group seit der erstmaligen Verkaufsempfehlung (Quelle: www.cash.ch)

Dass sich von seinem neuerdings 1240 Franken lautenden Kursziel noch immer ein rechnerisches Abwärtspotenzial von mehr als 10 Prozent ableiten lässt, mag da schon fast ein bisschen wie Hohn klingen.

Als ich Mitte Februar dieses Jahres davon berichtete, dass der Leidensdruck pessimistischer Aktienanalysten ins Unerträgliche steige, schrieb ich:

In den letzten Wochen haben immer wieder Analysten bei ihren Verkaufsempfehlungen entnervt kapituliert. Auch die damals ebenfalls erwähnte Verkaufsempfehlung von J.P. Morgan für die Aktien von Clariant gibt es mittlerweile nicht mehr. Dass mit jedem neuen Kursrekord weitere folgen könnten, ist da schon fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Wie die Leerverkäufer sind auch pessimistische Analysten zusehends eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Ob man sie deswegen auf die Liste der schützenswerten Arten setzen sollte, darüber lässt sich allerdings im Guten streiten.

 

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