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Zwischenbilanz

Schweizer Aktienfavoriten: Ist der Januar-Stärke wirklich zu trauen?

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Der cash Insider erklärt, wer für das Kursfeuerwerk bei Aktien verantwortlich ist und ob er diesem auch wirklich traut. Bei dieser Gelegenheit zieht er eine erste Zwischenbilanz bei seinen Aktienfavoriten.

02.02.2023   12:03
Von cash Insider
Quelle: Pixabay

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Es ist ein Jahresauftakt, der in der langen Geschichte der Schweizer Börse seinesgleichen sucht: Um gut fünf Prozent ging es für den Swiss Market Index (SMI) im Januar nach oben, wobei das als träge verschriene Börsenbarometer bei 11'436 Punkten mal eben schnell auf den höchsten Stand seit Juni letzten Jahres stieg. Der SMI Midcap Index (SMIM) ging sogar um mehr als sieben Prozent höher aus den ersten Wochen des Börsenjahres hervor. Es ist der Stoff, aus denen Anlegerträume gemacht sind.

Gefragt waren vor allem konjunkturabhängige Aktien, wie ein Blick auf die SMI-Gewinnerliste verrät. Auf dem Siegertreppchen waren mit Geberit (+19 Prozent), Richemont (+17 Prozent) und Sika (+16 Prozent) jedenfalls ausnahmslos Vertreter aus diesem Titelsegment zu finden. Selbst die ungeliebten Valoren der Credit Suisse kamen in den Genuss prozentual zweistelliger Kursavancen – wer hätte das gedacht.

Zu den Schlusslichtern zählten neben den Aktien von Logitech (-7 Prozent) auch die beiden Schwergewichte Roche (-1,8 Prozent) und Novartis (-1,4 Prozent). Ihre defensiven Qualitäten waren schlichtweg nicht gefragt. Sie mussten sogar als Geldquelle für den Kauf konjunkturabhängiger Aktien herhalten, wie mir berichtet wird.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, möchte ich an dieser Stelle noch einmal auf die Januar-Regel zu sprechen kommen. Diese besagt nämlich: So wie die erste Handelswoche eines neuen Jahres ist, so wird das ganze Börsenjahr.

Am breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) gemessen, lag man mit dieser Regel in den vergangenen 25 Jahren meist richtig. Nur in den Jahren 1998, 2000, 2007, 2011 und 2018 kam alles anders, wobei zwei davon aus der Reihe fallen. So war etwa die Entwicklung des SPI im Januar 1998 bloss um 0,1 Prozent rückläufig. Mit einem Plus von gut 15 Prozent erwies sich 1998 dann aber doch als ein sehr gutes Börsenjahr. Nicht so 2007, als das Börsenbarometer in den ersten Januar-Tagen um 1,1 Prozent zulegen konnte, sich der Jahresverlust mit einem Minus von 0,1 Prozent letztendlich jedoch in einem ziemlich überblickbaren Rahmen bewegte. Man könnte also durchaus behaupten, dass die beiden Jahre nicht wirklich repräsentativ sind.

Wie dem auch immer sein möge: Rein statistisch betrachtet lässt die Januar-Regel für 2023 hoffen – wobei man sich nach dem fulminanten Start ins neue Börsenjahr auf den einen oder anderen Rücksetzer einstellen sollte. Letztendlich zählt der Indexstand Ende des Jahres.

Bilanz der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten SPI
2013 +40,1 Prozent +23,9 Prozent
2014 +11,4 Prozent +15,2 Prozent
2015 +  4,1 Prozent +  2,4 Prozent
2016 -   3,7 Prozent -   1,7 Prozent
2017 +23,6 Prozent +20,1 Prozent
2018 - 19,1 Prozent -   8,8 Prozent
2019 +25,4 Prozent +30,6 Prozent
2020 +  9,8 Prozent +  3,1 Prozent
2021 +10,0 Prozent +23,4 Prozent
2022 - 17,2 Prozent - 16,5 Prozent
2023* +  3,0 Prozent +  4,3 Prozent

* Kurse vom 31. Januar 2023

Denn während die Aktienkurse rund um den Globus im Steigen begriffen sind, zeigen die Zahlenkränze fürs zurückliegende vierte Quartal und die zukunftsgerichteten Aussagen vieler Unternehmen eine andere – deutlich nüchternere – Realität. Dasselbe liesse sich über die konjunkturellen Vorlaufindikatoren sagen. Auch diese sind weiterhin rückläufig.

Wenn man bedenkt, wer in den ersten Wochen des neuen Börsenjahres denn eigentlich Käufer von Aktien war, überrascht mich dieses Abkoppeln der Kurse von der harten Realität nicht. In einem Strategiepapier der britischen Barclays wissen die Autoren von aggressiven Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufer zu berichten. So hat sich das Volumen der leerverkauften Aktien in Europa seit Oktober mehr als halbiert. Bei solchen Zahlen liesse sich eigentlich sogar von einem Short-Squeeze sprechen. Doch auch die Unternehmen selber sorgen über ihre Aktienrückkaufprogramme für Musik. Gerade was die aggressiven Deckungskäufe angeht, muss man sich schon fragen, ob die Kursgewinne der letzten Wochen nicht einfach nur auf Sand gebaut sind. Dasselbe gilt für die für diese Zeit des Jahres ungewöhnlich dünnen Handelsumsätze...

Als ich Ende Dezember meine Schweizer Aktienfavoriten für 2023 bekanntgab, war die Stimmung unter den Banken und ihren Aktienstrategen ziemlich gedrückt. Einige Experten – unter ihnen jene von UBS oder der Bank of America – warnten gar vor zweistelligen Börsenverlusten.

Ich schreib damals:

...und...

Mit den Gewinnenttäuschungen und den vorsichtigen Ausblicken sollte ich rückblickend richtig liegen, mit der Titelauswahl nicht. Das Ganze ist schon etwas deprimierend.

Modell von Morgan Stanley für die Berechnung der künftigen US-Unternehmensgewinne.

Modell von Morgan Stanley für die Berechnung der künftigen US-Unternehmensgewinne.

Quelle: Morgan Stanley / FactSet

Wie die Strategen der UBS mittlerweile zu ihren Börsenprognosen vom November stehen, ist mir nicht bekannt. Anders bei Chefdenker Sebastian Rädler und seinen Abteilungskollegen bei der Bank of America. Erst kürzlich verliehen sie ihrer pessimistischen Haltung für die europäischen Aktienmärkte Nachdruck, als sie vor einem kleineren Börsengewitter warnten. In Erwartung einer Wirtschaftslaute als direkte Antwort auf den restriktiveren geldpolitischen Kurs führender Zentralbanken sehen sie die Aktienkurse in Europa um gut 20 Prozent purzeln.

Für die Strategen steht fest, dass der Stoxx Europe 600 Index – dieser steht für die Aktien der 600 grössten europäischen Unternehmen – dabei um 15 Prozent schlechter als der Weltaktienindex abschneidet. Sie setzen deshalb auch weiterhin auf defensive Aktien von Nahrungsmittel- und Pharmaherstellern, wie sie etwa bei uns am Schweizer Aktienmarkt zu finden sind.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Januar

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 5'050    
Credit Suisse N    1'825         2,74             5'706 +           706 +14,1 Prozent
Holcim N       146       47,88             7'924 +           957 +13,7 Prozent
Logitech N       140       57,00             7'486 -            517 -   6,5 Prozent
Novartis N       178       84,43           14'653 -            350 -   2,3 Prozent
Roche GS         68     292,68           19'483 -            507 -   2,5 Prozent
Sika N         45     223,75           11'568 +        1'567 +15,7 Prozent
Zurich Insurance N         18     446,18             8'094 +           108 +  1,4 Prozent
Helvetia N         65     108,10             7'382 +           383 +  5,5 Prozent
Medmix N       298       16,80             5'303 +           304 +  6,1 Prozent
Oerlikon N    1'664         6,01           10'424 +           424 +  4,2 Prozent
           
Total             103'073   +  3,0 Prozent

* Schlusskurse vom 31. Januar 2023

Geholfen hat das den Valoren von Roche und Novartis allerdings nicht, wie ein Blick auf die SMI-Verliererliste vom Januar verrät. Dementsprechend Mager fällt auch die Ausbeute bei meinen Aktienfavoriten im Januar aus. Mit einem Plus von ziemlich genau 3 Prozent seit dem 29. Dezember hinken diese dem um 4,3 Prozent höheren SPI etwas hinterher.

Erfreulich entwickelten sich dabei insbesondere die Aktien von Sika und Holcim. Es ist, als ob der noch bis vor wenigen Wochen befürchtete Einbruch der Bautätigkeit abgesagt worden sei.

Sika gab kürzlich den Verkauf von Teilen des einstigen Bauchemiegeschäfts der deutschen BASF mit einem Jahresumsatz von 920 Millionen Franken nach Grossbritannien bekannt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Erfahrung gebracht haben will, löste Sika hierfür bloss um die 750 Millionen Franken. Das wäre schon ziemlich enttäuschend. Dennoch gab es von der Börse an diesem Tag tosenden Applaus und satte Kursgewinne.

Bei den Valoren von Holcim ist die Skepsis grösser, als die Kursbilanz vom Januar vermuten lässt. Wie ich erst kürzlich einem Kommentar aus den Handelsräumen des amerikanischen Brokers Stifel entnehmen konnte, wird beim Weltmarktführer aus Zug mit nicht weniger als 4 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse spekuliert. Mit anderen Worten: Die Leerverkäufer müssten 15 durchschnittliche Tagesumsätze zusammenkaufen, um sämtliche Wetten gegen den Baustoffhersteller zu schliessen. Das ist eine ganze Menge.

Auf das Jahresergebnis von Novartis werde ich morgen Freitag in der Börsenwoche im Schnelldurchlauf noch etwas detaillierter eingehen. Mir erscheinen die Kursverluste am Tag der Veröffentlichung allerdings etwas gar übertrieben – so viel lässt sich schon mal vorwegnehmen. Denn selbst unter Ausklammerung nicht wiederkehrender Erträge lag der operative Kerngewinn im Schlussquartal über den Markterwartungen. Ausserdem fiel das diesjährige Gewinnziel nur aufgrund der dadurch höheren Vergleichsbasis nicht ganz so optimistisch aus, wie einige Analysten sich erhofft hatten.

Etwas enttäuscht hat mich hingegen der Gewinneinbruch bei Logitech im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Wäre Firmenchef Bracken Darrell mit sich selber ehrlich gewesen, hätte er die diesjährigen Finanzziele realistischerweise besser schon im Oktober nach unten genommen. Rückblickend war das Ganze eine Enttäuschung mit Ansage.

Zugegeben: Auf den zweiten Blick war die Nachfrage in den Absatzmärkten zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember besser, als der Zahlenkranz dies vermuten liesse. Vielmehr wurden entlang der Vertriebskette die Lager ausgedünnt. Dieses Pendel könnte irgendwann wieder in die andere Richtung ausschlagen – wenn auch noch nicht gleich im saisonal eher umsatzarmen laufenden Quartal. Auch bei Logitech ist der sogenannte Short-Interest mit 7 Prozent aller ausstehenden Aktien weiterhin hoch.

Transaktionen Aktienfavoriten 2023

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
29.12.2022 Credit Suisse N Kauf 1'825     2,74 Franken         5'000-
29.12.2022 Holcim N Kauf    146   47,88 Franken         6'967-
29.12.2022 Logitech N Kauf    140   57,00 Franken         8'003-
29.12.2022 Helvetia N Kauf      65 108,10 Franken         6'999-
29.12.2022 Oerlikon N Kauf 1'664     6,01 Franken       10'000-
29.12.2022 Medmix N Kauf    298   16,80 Franken         5'000-
29.12.2022 Zurich Insurance N Kauf      18 446,18 Franken         7'987-
29.12.2022 Sika N Kauf      45 223,75 Franken       10'002-
29.12.2022 Roche GS Kauf      68 292,68 Franken       19'990-
29.12.2022 Novartis N Kauf    178   84,43 Franken       15'003-

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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2 Kommentare

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markus

Wie der Januar so wird das ganze Jahr.... oder nicht? Was erzählen uns eigentlich diese Analysten die ganze Zeit? Was wir jetzt erleben ist der Niedergang des Roche-Konzerns...... und zeigt uns was man alles falsch machen kann. .... fast gleich wie bei der CS...... der SMI wird in das bodenlose fallen.....8800.....

rickenbach

Markus ,ich sag nur Turmbau zu Basel?? der pure Grössenwahn :::

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