Vielen Investoren sitze der "Schock" der US-Notenbank-Protokolle aber nach wie vor im Nacken, meinen Händler. Gebannt wird nun auf die US-Eröffnung gewartet. "Es wird spannend, ob die Investoren in New York wie üblich die Vortagesschwäche zur 'Schnäppchenjagd' nutzen - oder ob diese nun ausbleibt", sagte ein Börsianer. Mitentscheidend dafür dürften auch die diversen Konjunkturdaten sein, die am Nachmittag in den USA publiziert werden.

Experten diskutieren derweil nach wie vor die Fed-Protokolle. "Diese legen nahe, dass die hohe Inflation den Währungshütern weit mehr Kopfzerbrechen bereitet, als sie dies lange eingestanden haben", heisst es in einem Kommentar. Und: "Das Protokoll offenbart, dass es unter den Währungshüter einen gewissen Konsens gibt, die Geldpolitik relativ zügig zu normalisieren." Doch es gibt auch relativierende Stimmen: "Das Fed wirft stets auch einen Blick auf die Finanzmärkte und wird dies auch beim anstehenden Tapering tun", heisst es von dieser Seite. Es sei auch ein "inoffizielles Ziel" des Fed, mit der Geldpolitik keine allzu grossen Verwerfungen auszulösen.

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,84 Prozent auf 12'797,67 Zähler; im Tief war der Leitindex bis auf 12'728 Zähler abgerutscht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,00 Prozent auf 2058,63 und der breite SPI 1,00 Prozent auf 16'300,71 Zähler ein. 24 der 30 SLI-Titel geben aktuell nach.

Am stärksten unter die Räder kommen bei den Blue Chips Partners Group (-3,7 Prozent). Händler erklären sich dies damit, dass Investoren beim Erfolgstitel Gewinne mitnähmen. Das Gleiche gilt für Straumann, die sich um 3,0 Prozent verbilligen. Die Papiere des Dentalimplantatherstellers hatten 2021 im SLI die beste Performance gezeigt.

Technologietitel unter die Räder geraten

Unter die Räder kommen aber auch Technologietitel, nachdem am Vortag die US-Technologiebörse Nasdaq um mehr als 3 Prozent eingebrochen war. Konkret verlieren AMS 3,3 Prozent, Logitech 3,0 Prozent und Temenos 2,6 Prozent. Auch am breiten Markt hat es Technologie schwer, wie etwa die Verluste bei VAT (-4,1 Prozent) oder Inficon (-3,1 Prozent) zeigen.

Einbussen von mehr als 2 Prozent erleiden ausserdem Givaudan, Geberit und Sika.

Relativ gut halten sich derweil die beiden Pharmawerte, die bis zu einem gewissen Grad mit ihren defensiven Qualitäten punkten können. Roche verlieren 0,5 Prozent, Novartis sogar nur 0,1 Prozent. Nestlé hingegen büssen nach dem sehr schwachen Vortag, als der Titel von einem negativen Analystenkommentar tangiert worden war, erneut 1,0 Prozent.

Das kleine Gewinnerfeld wird von den UBS-Papieren (+1,0 Prozent) angeführt. Die Aktien der Grossbank profitieren von diversen positiven Analystenkommentaren. Glaubt man den jüngsten Analystenkommentaren, so dürfte das Zahlenwerk einmal mehr voller positiver Überraschungen sein. Für die Experten von JPMorgan ist die UBS sogar die am stärksten aufgestellte Bank in Europa.

Moderate Gewinne verbuchen ausserdem Swiss Re (+0,6 Prozent), Julius Bär (+0,4 Prozent), Zurich, Swiss Life und Swisscom (je +0,1 Prozent).

Starke Verluste bei Bossard

Am breiten Markt fallen Bossard mit Verlusten von 8,8 Prozent auf. Händler begründen dies mit einer bestätigten Verkaufsempfehlung der UBS-Analysten. Im derzeitigen Kursniveau sei eine zu optimistische Sicht auf die weitere Umsatzentwicklung eingepreist, meinen sie.

Negativ fallen erneut auch Bachem (-2,3 Prozent) und Polypeptide (-3,4 Prozent) auf, wo die Anleger weitere Gewinne mitnehmen. Die Erwartung steigender Zinsen spiegelte sich bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres in einer Umorientierung der Investoren weg von Wachstumswerten und hin zu Substanzwerten, sagte ein Händler dazu.

Auf der anderen Seite fällt der "Zockertitel" Relief Therapeutics erneut mit zweistelligen Gewinnen auf (+20,2 Prozent), nachdem er schon am Mittwoch um 37 Prozent in die Höhe geschnellt war. Nach dem Kurszerfall der letzten Monate wird das Papier offenbar wieder gekauft.

(AWP)