Die Anleger verhielten sich vor den in der kommenden Woche anstehenden Zentralbanksitzungen von EZB und Fed vorsichtig und bevorzugten daher defensive Werte, wie Händler sagten. Derzeit sei aus den Konjunkturzahlen auch keine klare Richtung der Konjunktur zu erkennen. Zudem sehe der Kompromiss zur Beilegung der US-Schuldenkrise Ausgabenkürzungen vor. Dies wiederum nähre eher die Rezessionsbefürchtungen, hiess es am Markt. Auch gebe es Zweifel daran, ob das Fed schon am Ende des Zinszyklus sei. In Europa lassen derweil jüngste Äusserungen der Geldhüter eindeutig weitere Zinserhöhungen erwarten.

Für eine gewisse Stimmungsaufhellung sorgte eine Meldung von Bloomberg. Demnach sollen die chinesischen Behörden die grössten Banken des Landes aufgefordert haben, ihre Einlagenzinsen zu senken. Zudem sind die Inflationserwartungen unter Europas Konsumenten laut einer EZB-Umfrage deutlich gesunken. Und auch der Erdölpreis hat wieder nachgegeben.

Der SMI schloss um 0,47 Prozent höher auf 11'468,27 Punkten und unter dem Tageshoch von 11'490 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,58 Prozent zu auf 1791,08 und der breite SPI 0,44 Prozent auf 15'083,72 Zähler. Im SLI dominierten die Gewinner die Verlierer mit 24 zu sechs.

Gesucht waren defensive Werte wie die des Pharmazulieferers Lonza (+3,6 Prozent), die im Verlauf die Gewinne sukzessive ausbauten. Händler sprachen von einer verspäteten Reaktion auf das vorzeitige Studienende für das Medikament Andexxa von AstraZeneca aufgrund überzeugender Zwischenergebnisse. Das Präparat dürfte daher früher als gedacht auf den US-Markt kommen. Lonza produziert dafür den Wirkstoff. In Lonzas Schlepptau rückten auch andere Auftragsfertiger wie Bachem, Siegfried (je +1,6 Prozent) und Dottikon ES (+4,9 Prozent) vor.

Gekauft wurden zudem auch andere defensive Werte wie die Medizintechniker Sonova (+1,7 Prozent), Straumann (+1,4 Prozent) und Alcon (+1,1 Prozent) sowie der Aromenhersteller Givaudan (+1,2 Prozent). Mit Geberit (+1,5 Prozent) reihte sich auch ein Bauwert und mit Temenos (+1,4 Prozent) ein Technologietitel oben bei den Gewinnern ein.

Novartis (+0,2 Prozent) gaben einen Grossteil der Gewinne zum Schluss wieder her. Sie hatten zunächst von Anschlusskäufen an die Vortage und von einer Kurszielerhöhung der Deutschen Bank nach neuen Studiendaten zum Krebsmittel Kisqali profitiert. Roche (+0,2 Prozent) und Nestlé (+0,4 Prozent) legten ebenfalls zu. Die Finanzwerte CS, UBS, Zurich, Swiss Life und Partners Group gewannen 0,7 bis zu 1,3 Prozent.

Auf der anderen Seite büssten Kühne+Nagel (-1,9 Prozent) ein, schlossen aber über dem Tagestief. Die Aufnahme der Aktien in den SMI, die sich aus dem Verschwinden der CS durch die Übernahme der UBS ergibt, war erwartet worden und löste laut Händlern Gewinnmitnahmen aus. Zudem fallen Kühne+Nagel aus dem bei Anlegern sehr beliebten SMI Mid Cap Index (SMIM), der die dreissig grössten mittelkapitalisierten Unternehmen nach dem Leitindex umfasst und auf dem viele Indexprodukte und -derivate basieren.

Am breiten Markt legten Idorsia 2,2 Prozent zu. Das Biotechunternehmen will neues Geld beschaffen, ohne die Finanzmärkte anzapfen zu müssen. Daher soll das Geschäft in Asien-Pazifik verkauft oder Lizenzen abgegeben werden.

Meyer Burger schlossen nach der Aufnahme in den SMIM-Index um 2,1 Prozent höher, weil indexorientierte Anleger zukaufen mussten. Für die PS von Lindt - sie rücken für die Credit Suisse in den SLI nach - wurden 1,4 Prozent mehr bezahlt.

Die Umstufung der Empfehlung direkt auf "Sell" von "Buy" durch die UBS löste bei BKW (-12 Prozent) starke Gewinnmitnahmen aus. Die Aktien hätten in jüngster Zeit zu den besten Performern unter den Energieversorgern weltweit gehört, so die Begründung.

(AWP)