Der Wind bläst im ersten Quartal an den weltweiten Aktienmärkten eindeutig aus einer neuen Richtung: Die einsetzende Wirtschaftserholung und die steigende Inflationserwartung liessen die Renditen von Staatsanleihen ansteigen. Beispielhaft hierfür ist die Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit, die seit Jahresbeginn von 0,9 Prozent auf aktuell 1,73 Prozent angestiegen ist. Als Folge gab es noch mehr Rückenwind für zyklische Titel.

Der Swiss Market Index mit seinen defensiven Schwergewichten tut sich in einem solchen Konjunkturumfeld hingegen eher schwer und hat seit Jahresbeginn lediglich 3,6 Prozent zugelegt. Die Quartalsgewinnerin im SMI ist die UBS. Der Renditeanstieg und die damit einhergehende steilere Zinskurve ist positiv für Banken, die Aktien sind im ersten Quartal 19 Prozent gestiegen.

Generell sind zyklische Werte gefragt, was sich in den oberen SMI-Rängen manifestiert. Sei es ABB (+15,5 Prozent), LafargeHolcim (+14,9 Prozent), Richemont (+13,5 Prozent), Swatch (+13,4 Prozent) oder Sika (+10,8 Prozent), alle haben zweistellig zugelegt. 

Beste und schlechteste Aktien im Swiss Market Index im ersten Quartal 2021 (Quelle: Bloomberg).

Eine "Anomalie" bildet die Credit Suisse. Obwohl das wirtschaftliche Umfeld den Aktien zugutekommen würde, hat sich die Grossbank dank eines miserablen Risikomanagement auf den letzten Platz befördert. Der Credit Suisse und der japanischen Investmentbank Nomura drohen Milliardenverluste durch die Probleme des US-Hedgefonds Archegos Capital. Die Verlustwarnung ist ein erneuter Rückschlag für die Credit Suisse, die bereits in den Strudel der insolventen Finanzfirma Greensill geraten ist.

Doch auch die defensiven Schwergewichte tun sich mit dem konjunkturellen Umfeld schwer. Roche (-1,2 Prozent) und Novartis (-2,7 Prozent) verlieren an Boden, während Nestle (+1,3 Prozent) zumindest leicht zulegt.

Dank der eher zyklischen Ausrichtung zeigt der SPI im ersten Quartal mit plus 5,5 Prozent eine klar bessere Kursentwicklung als der SMI. Der erste Platz gehört mit plus 134 Prozent dem IT-Sicherheitsspezialisten Wisekey. Auf dem achten Platz ist mit Lastminute.com (+41,2 Prozent) ein letztjähriger Corona-Verlierer. Anleger antizipieren allmählich die Rückkehr zur "Normalität". Dazu gehört auch das Reisen.

Beste und schlechteste Aktien im Swiss Performance Index im ersten Quartal 2021 (Quelle: Bloomberg).

Zu den Verlierern im SPI gehören mit Schlatter (-10,9 Prozent) und Landis+Gyr (-11,5 Prozent) auch zwei zyklische Industrieunternehmen. Während Schlatter schon vor Corona mit Absatzproblemen zu kämpfen hatte und ein strukturelles Problem aufweist, wirft der Vertrauensverlust in Landis+Gyr Fragen auf.

Am deutlichsten wird die Neuorientierung der Anleger hin zu zyklischen Werte im Vergleich zwischen dem US-Leitindex Dow Jones und dem US-Technologieindex Nasdaq. Während der Dow Jones seit Jahresbeginn 8 Prozent gewonnen hat, tritt der Nasdaq auf der Stelle.

Die amerikanische Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance ist mit einem Kursplus von 32,9 Prozent der Überraschungssieger. Unter den zehn Erstplatzierten im Dow Jones finden sich mit Goldman Sachs (+25,9 Prozent), JPMorgan (+21,6 Prozent) und American Express (+18,7 Prozent) auch drei grosse Finanzunternehmen. Daneben gesellen sich mit Caterpillar (+28,1 Prozent), Boeing (+17,7 Prozent) und Dow Chemical (+6,7 Prozent) drei zyklische Industrieunternehmen.

Beste und schlechteste Aktien im Dow Jones im ersten Quartal 2021 (Quelle: Bloomberg).

Das Schlusslicht nimmt Apple mit minus 9,6 Prozent ein. Dies, nachdem die Aktien des Technologieunternehmens im Corona-Jahr 78 Prozent an Wert gewonnen haben. Das gleiche Bild zeigt sich beim letztjährigen Börsen-Überflieger Salesforce.com. Im neuen Jahr verbuchen die Aktien ein Verlust von 5,6 Prozent.

Der Technologieindex Nasdaq kommt im neuen Jahr dank den starken Aktien von Chipherstellern noch gut weg. Der Nachfrageüberhang bei Halbleitern führt zu starken Kursanstiegen bei Applied Materials (+46,9 Prozent), Intel (+28 Prozent), NXP Semiconductors (+24,4 Prozent), ASML (+23,3 Prozent), KLA (+22,5 Prozent) und Lam Research (+21,2 Prozent).

Beste und schlechteste Aktien im Nasdaq 100 im ersten Quartal 2021 (Quelle: Bloomberg).

Das Schlusslicht im Nasdaq nimmt der Fitnessgerätehersteller Peloton ein. Nachdem im Coron-Jahr dessen Produkte für den privaten Gebrauch stark nachgefragt wurden, wird sich dies bei der absehbaren Öffnung der Fitnesszentren wohl nicht wiederholen.

Der europäische Stoxx 50 stellt mit einem Plus von 10,3 Prozent selbst den Dow Jones in den Schatten. Dabei zeigt sich eine starke Kurserholung bei den deutschen Autobauern. VW nimmt mit plus 57,7 Prozent den ersten und Daimler mit plus 31,4 Prozent den dritten Platz ein. Auf dem sechsten Platz folgt BMW (+23,2 Prozent).

Doch auch europäische Grossbanken finden sich unter den Gewinnern. Die ING-Aktien haben seit Jahresbeginn 36,6 Prozent an Wert gewonnen. Das italienische Kreditinstitut Intesa Sanpaolo verbucht ein Plus von 21,3 Prozent, dicht gefolgt von BNP Paribas mit plus 20,9 Prozent.

Beste und schlechteste Aktien im Stoxx 50 im ersten Quartal 2021 (Quelle: Bloomberg).

Dass SAP (-3,1 Prozent) und Adyen (-1,2 Prozent) als Technologietitel eher einen schweren Stand haben, ist nicht erstaunlich. Überraschend ist hingegen der hohe Kursverlust bei den Adidas-Aktien (-11,1 Prozent). Denn der Sportartikelhersteller Adidas rechnet nach einem Einbruch der Geschäfte im Zuge der Corona-Pandemie mit einer kräftigen Erholung im laufenden Jahr.

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