Über 1900 Zähler – oder einen Drittel seines Werts – hat der Schweizer Börsenbarometer SMI seit dem vergangenen 26. Juni hinzugewonnen. Damals notierte der Blue-Chips-Index bei 5944 Punkten, ehe Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), mit seinem Bekenntnis zum Euro eine ungeahnte Rally an den Aktienmärkten entfachte. Heute liegt der Index bereits nahe an der Schwelle zur 8000-er Marke.
Diese massivste Aufwärtsbewegung seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2007 brachte sowohl bei den Standardwerten wie auch im Small- und Midcap-Segment überraschende Aktien hervor, die den Gesamtmarkt in Sachen Rendite seit letztem Sommer deutlich hinter sich lassen, wie eine Auswertung von cash ergibt.
Holcim vor Swatch und Credit Suisse
Der vorläufige Sieger im SMI-Segment heisst Holcim. Die Aktien des Zementherstellers sprangen in den letzten neun Monaten um über 50 Prozent in die Höhe. Der Titel profitierte vor allem im letzten Herbst von der Anlegerrotation in zyklische Titel. Seit Jahresanfang hat sich das Momentum hingegen deutlich abgeflacht. Im ersten Quartal stieg die Holcim-Aktie noch 15 Prozent – im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt.
Ebenfalls über der 50-Prozent-Performanceschwelle liegen die Aktien des Uhrenherstellers Swatch und der Grossbank Credit Suisse. Knapp dahinter folgen die Papiere von Richemont und ABB. Erst im Mittelfeld tauchen jene Werte auf, die im laufenden Jahr für das anhaltende Hoch an der Schweizer Börse gesorgt haben: Die defensiven Schwergewichte Roche (+39 Prozent), Novartis (+30 Prozent) und Nestle (+25 Prozent).
Dieses Aktientrio wird auch in den kommenden Wochen und Monaten gefragt bleiben – wie die ebenso defensiv ausgerichteten Papiere von Givaudan und Syngenta, die auch erst seit Januar richtig nach oben durchgestartet sind. Nach der eingedämmten Zypern-Krise gibt es auf dem Weg zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise noch weitere Hürden zu überspringen. Die anhaltende Regierungskrise in Italien und fehlende Reformen in Frankreich gelten als die grössten Herausforderungen der Eurozone.
Nebenwerte mit Kursverdoppelung
Noch deutlichere Gewinne erzielten Anleger im Nebenwerte-Segment. Nicht weniger als fünf Titel konnten in den letzten neun Monaten ihren Wert mindestens verdoppeln. Neben den beiden Pennystocks Swissmetal (+254 Prozent) und Evolva (+120 Prozent) haben auch die Aktien der EFG International, jene des Logistikers Kardex sowie des Biotech-Unternehmens Cosmo ihren Wert um wenigstens 100 Prozent gesteigert.
Aber auch Werte mit Substanz waren bei Anlegern besonders beliebt - wobei ein eigentliches Muster nicht erkennbar ist. Unter den besten Aktien seit Juni befindet sich eine bunt gemischte Gruppe mit Industriewerten wie Kardex, Sulzer, OC Oerlikon, EMS-Chemie, Dätwyler und Autoneum, Tech-Werten wie AMS und Kudelski, Finanztiteln wie Swiss Life, GAM und Vontobel oder dem letztjährigen Börsen-Neuling DKSH. Sie alle steigerten seit Ende letztem Juni ihren Börsenwert um mindestens 50 Prozent.
Wirtschaftliches Umfeld trübt sich ein
Bei den kleineren Werten aus dem SPI-Universum gilt für die nächsten Monate: Eher defensive Werte wie Clariant, Emmi oder die Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli übergewichten, und bei jenen Titeln allmählich Gewinne mitnehmen, deren Geschäft überdurchschnittlich von Wirtschaftszyklen abhängen.
Denn obwohl wegen der konzentrierten Zentralbanken-Geldschwemme weiterhin ungebremst Liquidität in die Märke fliesst und die Börsen nach oben drücken, verdüstern sich die Wolken am europäischen Konjunkturhorizont wieder. In der Schweiz ist am Mittwoch der viel beachtete Schweizer Einkaufsmanagerindex erstmals seit über drei Monaten wieder unter die Wachstumschwelle von 50 Punkten gerutscht, Europa vermeldet eine rekordhohe Arbeitslosenzahl, und auch in den USA hat sich im März der Arbeitsmarkt wieder eingetrübt.
Die Top- und Flopaktien im SMI seit Juni 2012
Holcim | +54% | Julius Bär | +19% |
Swatch | +52% | Transocean | +19% |
Credit Suisse | +50% | Swisscom | +20% |
Richemont | +49% | Nestle | +25% |
ABB | +46% | Syngenta | +26% |
Die Top- und Flopaktien im SPI seit Juni 2012
Swissmetal | +255% | Santhera | -59% |
EFG International | +122% | Leclanché | -58% |
Kardex | +122% | Meyer Burger | -49% |
Evolva | +120% | Schmolz + Bickenbach | -46% |
Cosmo | +100% | Banque Prof. de Gestion | -36% |
Ascom | +82% | Precious Woods | -35% |
Clariant | +79% | Logitech | -35% |
Newron | +79% | Norinvest Holding | -35% |
Implenia | +75% | Gategroup | -34% |
Vontobel | +75% | Tornos | -31% |