Fundamental sieht das Bild für Aktien laut vielen Experten immer noch stark aus. Das Wirtschaftswachstum ist solide und die Unternehmensgewinne werden regelmässig nach oben revidiert. Christian Gattikers Ratschlag an Aktien-Investoren ist eigentlich ganz einfach: weg von den Schweizer Schwergewichten und hin zu globalen Technologiewerten.
"Nestlé, Novartis und Roche stehen momentan gar nicht in der Anlegergunst", sagt der Research-Leiter der Bank Julius Bär im cash-Börsen-Talk. Keine der drei Firmen kommt derzeit auf Touren. Und weil sie für mehr als die Hälfte der Performance am Swiss Market Index (SMI) verantwortlich sind, fällt die Schweizer Börse auch im Vergleich mit anderen Ländern ab. Wie der folgende Chart zeigt, konnte nur die Novartis-Aktie (gelbe Linie) über die letzten zwölf Monate gesehen ihren Wert etwas steigern.
SMI (rot) im Vergleich mit Nestlé (grün), Roche (lila) und Novartis (gelb) in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)
Die Gründe für den Kriechgang sind je nach Unternehmen sehr unterschiedlich. Wo Nestlé, Novartis und Roche noch vergleichsweise attraktiv sind, ist bei den Dividendenrenditen (Dividende pro Aktie geteilt durch den Aktienkurs). Sinken die Kurse so weit, dass die Renditen bei rund 4 Prozent ankommen, steigen einige Investoren wieder ein, ist Gattiker überzeugt. Die entsprechenden Dividendenrenditen stehen aktuell zwischen 3,2 (Nestlé) und 3,8 Prozent (Roche). Grundsätzlich glaubt Gattiker aber, dass bei den Schwergewichten "eine grössere Umschichtung im Gang ist und diese könnte auch länger anhalten".
Das heisst, wer auf den SMI setzt, könnte noch längere Zeit an Ort treten. Die Bank Julius Bär rechnet deshalb nur bei Schweizer Nebenwerten mit ordentlichen Renditen im laufenden Jahr. Tatsache ist, dass die Aktienmärkte derzeit nicht aus ihrem Stimmungstief finden. "Die Märkte wirken angeschlagen, weil es mehrere Sorgen am Horizont gibt: Handelskrieg, Unsicherheiten rund um Technologiefirmen oder die Angst, dass der Höhepunkt beim Wachstum erreicht ist", sagt Christian Gattiker im cash-Börsen-Talk.
Nun bei Facebook einsteigen?
Laut Gattiker setzt den Schweizer Index-Schwergewichten vor allem ein Faktor massgeblich zu: Investoren-Gelder flössen momentan in Bereiche, die mehr von einem besseren Wirtschaftsgang oder von höheren Zinsen profitierten: "Das sind beispielsweise die amerikanischen Banken oder Technologiewerte". Letztere gelten zwar als Nutzniesser der global boomenden Wirtschaft. Doch spätestens seit Technologie- und Social-Media-Aktien wie Facebook, Twitter, Alphabet oder Tesla von verschiedenen Seiten unter Druck gekommen sind, ist die Situation für Anleger auch in diesem Bereich herausfordernd.
Die Unsicherheit betrifft vor allem die Frage, wie der Sektor in Zukunft reguliert wird und ob diesbezüglich eine neue Ära beginnt. Davon betroffen sind auch Schweizer Überflieger-Aktien aus dem Technologie-Bereich wie der Sensorhersteller AMS. Alleine am Mittwoch verlor der Titel zeitweise bis zu 10 Prozent (cash berichtete).
Aktien-Experte Gattiker rät Schweizer Anlegern aber, sich an der US-Technologiebörse Nasdaq oder an asiatischen Tech-Werten zu orientieren. Im Fall von Facebook glaubt er, dass das Unternehmen operativ immer noch auf Kurs ist. Damit ist er nicht alleine: Aktuell empfehlen immer noch 91 Prozent der Facebook-Analysten die Aktie zum Kauf.
Zudem sagt Christian Gattiker im Börsen-Talk, welche Schwellenländer derzeit interessant sind und wie die Unternehmen ins Geschäftsjahr 2018 gestartet sind.