Der Mai dürfte Schweizer Anlegern erneut einen Verlust einbringen. Nachdem der Swiss Market Index (SMI) im Januar, Februar und März eine negative Performance hinlegte, war die Erholung im April vermutlich nur vorübergehend: Der SMI hat in den letzten vier Wochen rund 1 Prozent verloren, der breitere Swiss Performance Index (SPI) ist an Ort getreten.

Anders ist die Situation an den internationalen Leitbörsen, wo die Kurse im letzten Monat teils deutlich gestiegen sind. Auch in der Schweiz ist der Mai traditionellerweise ein guter Börsenmonat (cash berichtete), doch in diesem Jahr sind es vor allem die schwergewichtigen Gesundheits- und Pharmatitel sowie die Grossbankaktien, welche den Gesamtmarkt bremsen.

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Für Aktionäre von Novartis und Roche ist es fast schon zur Normalität geworden, dass die entsprechenden Valoren nicht vom Fleck kommen. In den letzten vier Wochen gehörten sie erneut zur schlechteren Hälfte des SMI-Tableaus (siehe Tabelle). Der Pharmamarkt ist heute hart umkämpft, was sich einerseits an den milliardenschweren Übernahmen zeigt, die regelmässig stattfinden.

Andererseits nimmt das Wetteifern um neue lukrative Therapien (zum Beispiel in der Krebsforschung) immer grössere Ausmasse an. Vor 20 Jahren waren Roche-Krebsmedikamente fast konkurrenzlos, heute kämpft der Konzern mit Wachstumsproblemen und auslaufenden Patenten. Auch Nestlé befindet sich in einer Phase der Neuorientierung, in der unter anderem das Geschäft mit der Gesundheit gestärkt werden soll. Doch die Neuerungen unter dem neuen CEO Mark Schneider brauchen Zeit und schlagen sich laut Investoren noch zu wenig in den Unternehmenszahlen nieder.

Auch Banken bremsen

Weil Nestlé, Novartis und Roche rund die Hälfte der SMI-Performance ausmachen, wirkt ihre Kursschwäche als Bremsklotz für den Gesamtmarkt. Kommen dann noch schlechte Grossbankaktien hinzu, wird es schwierig für die Schweizer Börse, international mitzuhalten. CS und UBS steuern beide auf einen klar negativen Mai zu, was eine Fortsetzung des Jahresauftakts wäre. Zum Beispiel die UBS: Am 23. Januar stand der Titel bei knapp 20 Franken auf Mehrjahreshöchstkursen. Am Montag notierte die Aktie 20 Prozent tiefer bei 15,7 Franken.

SMI: Top und Flop im Mai

Top 10Performance 4 Wo., in %Flop 10Perf. 4 Wo., in %
Sika+11,6Adecco-6,3
Lonza+11,1Swisscom-6,0
SGS+6,9UBS-5,6
Julius Bär+3,1LafargeHolcim-5,0
Geberit+2,9CS-3,4
Swiss Life+2,0Swiss Re-3,4
ABB+1,3Zurich-3,3
Givaudan+1,0Roche-1,5
Swatch+0,1Novartis-1,3
Nestlé-0,6Richemont-0,8

Quelle: cash.ch (Stand 28.05.18, 11 Uhr)

Einen Taucher vollzieht derzeit auch Swisscom. Der Titel ist seit Jahresbeginn auf Sinkflug (-13 Prozent) und mittlerweile so wenig wert wie zuletzt vor einem Jahr. Ein Zeichen für das Stimmungstief beim Telekomriesen ist auch der ausbleibende Dividenden-Rebound. Seit dem ex-Dividenden-Termin am 6. April hat sich die Aktie nur wenig erholt. Glauben Investoren an einen Titel, nutzen sie den Tag des Dividendenabgangs häufig zu einem Einstieg bei tieferen Kursen. Bei Swisscom ist das offenbar nicht der Fall: Die verschiedenen Offensiven der Konkurrenten Sunrise, UPC und Salt und die negativen Trends im Schweizer Geschäft lasten auf den Swisscom-Aktien.

Vorsicht bei den Überfliegern

Ganz anders ist die Stimmung derzeit unter den Aktionären von Sika und Lonza. Per Ende erstes Quartal standen beide Aktien im Minus. Mittlerweile hat der Wind aber deutlich gedreht. Bei Sika fiel das beendete juristische Hickhack um die Zukunft der Firma in den Monat Mai. Bei Lonza war es die Veröffentlichung eines Zwischenberichts, der an der Börse sehr gut ankam. Beide Aktien sind für einen Einstieg schon auf der teuren Seite. Von der strategischen Positionierung, der Substanz und der Führung her gelten sie aber als top.

Einmal mehr zeigen sich am breiten Markt einige interessante Nischen, die allerdings mit Vorsicht zu geniessen sind. Dazu gehört der Flugzeug-Vermieter Perfect Holding, dessen Aktie zwischen 0,04 und 0,02 Franken schwankt und dementsprechend riskant ist. Dazu gehören aber auch die Logistik-Spezialisten von Interroll. Die Förderbänder, Rollen und Antriebe kommen in grossen Versandzentren oder an Flughäfen zum Einsatz. Der Börsenwert konnte in den letzten 52 Wochen um 44 Prozent gesteigert werden, alleine in den letzten vier Wochen waren 10,5 Prozent.

Für Aufsehen auf einer anderen Ebene sorgte Asmallworld. Das soziale Netzwerk gelangte über ein sogenanntes Listing (also ohne Ausgabe neuer Aktien) am 20. März an die Schweizer Börse. Die Aktie stieg in den ersten Handelstagen zwar stark an, professionelle Investoren konnten sich für den Titel aber nicht erwärmen. Seit vor rund einem Monat die deutsche Börsenaufsicht eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation einleitete, hat sich der Aktienkurs halbiert. Dort einzusteigen, ist für die meisten Privatanleger schlicht zu riskant.

SPI: Top und Flop im Mai

Top 10Performance 4 Wo., in %Flop 10Perf. 4 Wo., in %
Perfect Holding+20,9Asmallworld-34,2
Temenos+18,4Aryzta-27,8
Schaffner+17,9Cosmo-25,0
Swissquote+12,7Kuros-20,0
Valartis+12,4lastminute.com-14,4
Kudelski+11,5Meyer Burger-12,7
Huber+Suhner+11,4Cassiopea-12,1
Perrot Duval+10,8Tornos-10,7
Interroll+10,5CI COM-10,0
Logitech+10,3Ypsomed-9,3

Quelle: cash.ch (Stand 28.05.18, 11 Uhr)