Eigentlich wäre ein Jahreszuwachs von rund 11 Prozent für den Swiss Market Index (SMI) fast schon formidabel. Und auch das Erreichen eines Allzeithochs, wie geschehen Anfang März, geschieht nicht alle Tage. Doch international gesehen war das Jahr 2025 für den Schweizer Leitindex fast eine leise Enttäuschung.

Denn unter den grossen Börsenplätzen in Europa hatte SMI zusammen mit dem französischen Leitindex CAC die schlechteste Leistung. Aber in Boom-Phasen bleibt der SMI wegen der fehlenden grossen Tech-Aktien und aufgrund der grossen Gewichtung der drei defensiven Dampfern Roche, Novartis und Nestlé regelmässig zurück.

Das könnte nächstes Jahr anders aussehen. Ein Hinweis dazu bietet der vergangene November: Hier glänzte der SMI mit einem Zuwachs von fast 5 Prozent, während die US-Börsen einen Negativmonat verzeichneten. Der Grund: Es kam zu einer, wenn letztlich auch relativ kleinen Korrektur bei US-Technologie-Werten. Die KI-Wunder-Aktie Nvidia verlor im November dabei 11 Prozent, derweil die Genusscheine von Roche im selben Monat 20 Prozent gewannen.

Ein Abrücken von grossen US-Tech-Werten im Jahr 2026 ist durchaus plausibel. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein viertes Jahr mit hohen zweistelligen Renditen bei Tech-Aktien eintritt, ist eher gering. «Die eher defensive Ausrichtung des Schweizer Aktienmarktes könnte im kommenden Jahr wieder gefragter werden, sollte die Luft aus der KI-Blase entweichen», schreibt die Helvetische Bank. Ein weiteres Argument für den Schweizer Markt sei das mittlerweile interessante Bewertungsniveau im Vergleich zu den europäischen Märkten.

Eine Beruhigung bei den Diskussionen um die US-Handelszölle dürfte zudem den Schweizer Maschinenherstellern sowie den Uhren- und Schmuckproduzenten Auftrieb gegen. Allerdings haben gerade die Aktien von Swatch die heftigen Kurseinbussen nach dem Trumpschen «Liberation Day» Anfang April aber wieder ausgeglichen. Ein Hinweis darauf, dass der Sektor im Wesentlichen abhängig ist von der Konsumstimmung in Asien, allem voran in China. Von dort kommen ansatzweise Anzeichen einer konjunkturellen Erholung, mehr aber noch nicht.

Mit etwas Risiko auf Amrize setzen

Geht man von einer Korrektur im KI-Bereich aus, dann müssten Schweizer Aktien mit Vorsicht betrachtet werden, die vom Bau von Datenzentren profitiert haben. Dazu zählen ABB, Belimo, (die schon deutlich korrigiert haben seit August) oder Huber+Suhner, aber auch die Branchenzulieferer wie VAT, Inficon oder Comet.

Hinwenden sollte man sich den resistenteren Titeln. Ob Roche und Novartis ihren Anstieg von je rund 20 Prozent von 2025 im nächsten Jahr wiederholen können, bleibt eher fraglich. SMI-Überflieger Holcim mit einer Jahresperformance von 70 Prozent? Da sollten Investoren ebenfalls Vorsicht walten lassen.

Oder mit etwas Risiko auf Amrize setzen. Das ehemalige Nordamerika-Geschäft von Holcim ist an der Börse seit der Abspaltung vom Konzern im Juni nicht vom Fleck gekommen. Amrize dürfte 2026 unter den US-Investoren aber bekannter werden. Zudem könnte Amrize in den USA von der steigenden Bautätigkeit und staatlichen Infrastrukturprojekten profitieren.

Nach vier schmerzhaften und bisweilen wilden Börsenjahren setzen viele Investoren 2026 auf Nestlé. Die Hoffnungen ruhen dabei auf dem neuen Führungsduo CEO Phillip Navratil und Präsident Pablo Isa. Vor allem Navratil muss seine deftige Rhetorik und die Vorgaben umsetzen, die er an die Firma und damit an sich beim Amtsantritt gestellt hat.

Dazu gehört Stellenabbau, Devestitionen, Reduktion der Schulden. Auch wenn der Aufschwung der Aktie erst 2027 oder noch später einsetzen sollte: Die Investoren erfreuen sich auch nächstes Jahr über eine üppige Dividende. Die Zeit der hemmungslosen Aktienrückkäufe bei Nestlé ist aber vorerst vorbei.

Dividendenaktien auch 2026 im Fokus

Noch länger als bei Nestlé dauert die Börsenmisere beim Baustoffhersteller und dem diesjährigen SMI-Schlusslicht Sika. Die Firma leidet unter schwierigen Baumärkten in Europa und China. Eine Investition könnte Sika aber Wert sein. Das jüngst aufgelegte Spar- und Investitionsprogramm dürften sich auszahlen. Eine Wachstumsdynamik dank besserer konjunkturellen Bedingungen in Europa sollte ab dem zweiten Halbjahr 2026 erkennbar sein.

Auch am breiten Schweizer Markt bieten sich Aktien an, die Markterschütterungen besser abfedern können und dem Portfolio Stabilität geben. Der Apotheken- und Gesundheitskonzern Galenica, oft als Aktien-Ersatz für Novartis und Roche genannt, hat 2025 an der Börse zwar erstmals seit Jahren kräftig zugelegt. Es deutet aber nichts darauf hin, dass der Kurs einbrechen sollte, im Gegenteil.

Etwas riskanter ist Swiss Prime Site, der grösste kotierte Schweizer Immobilienkonzern. Er profitiert von guten Rahmenbedingungen: Dem Nullzinsniveau in der Schweiz und damit niedrigen Kreditkosten. Diese Leitplanken bleiben voraussichtlich auch 2026 bestehen.

Mit zwei tief gefallenen Aktien können Anleger Risiken eingehen und auf einen Turnaround an der Börse wetten: Wegen einer Gewinnwarnung Anfang November verlor der die Aktie des Trafoherstellers R&S Group alle üppigen Gewinne der vorangehenden Monate. Dabei sind die Geschäftsaussichten des Trafoherstellers nach wie vor intakt.

Risiko-Wette zwei ist der Verpackungsspezialist SIG. Dividendenausfall sowie eine Gewinn- und Prognosewarnung liessen die Aktie sogar weit unter das Niveau vom Börsengang im 2019 fallen. Ein neuer CEO soll den eingeschlagenen Transformationsprozess nun begleiten.

Traditionell interessieren sich Investoren zum Jahreswechsel für «heisse» Dividendenaktien. Die Voraussetzungen sind gut: Eine deutliche Mehrheit der kotierten Schweizer Firmen wird in den nächsten Monaten höhere Dividenden ankündigen und ausschütten. Im SMI sind dies - als Spitzenreiter im Bereich Dividendenrendite - Swiss Re, Swiss Life, Zurich Insurance, dann auch Nesté, Roche und Novartis.

Julius Bär, UBS und Partners Group werden die Ausschüttungen wohl ebenfalls erhöhen, allerdings bei tieferen Renditen. Wegen der Übernahme von Vodafone Italia wird auch Swisscom die Dividende erhöhen, zum ersten Mal seit 2010.

Alte Bekannte am breiten Schweizer Markt punkto hoher Dividendenrenditen sind Mobilezone, Cembra oder Coltene. Auch sie werden das nächste Jahr wohl mehr Bares an Aktionäre ausschütten. Analysten sehen überdies bei Galderma, Sandoz, Flughafen Zürich oder Orell Füssli Dividendenerhöhungen. Allerdings sind hier die Renditen deutlich tiefer.

Daniel Hügli
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