Nach Angaben der Investmentgesellschaft Janus Henderson stiegen die weltweiten Dividenden im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 544,8 Milliarden Dollar. Zurückzuführen ist dies auf eine Erholung der Ausschüttungen in Europa und Grossbritannien, nach einer pandemiebedingten Flaute.

Obwohl der Vermögensverwalter seine Dividendenprognose für 2022 auf 1,56 Billionen Dollar anhob, erwartet er ein langsameres Wachstum bis ins nächste Jahr hinein. "Auf dem Weg ins Jahr 2023 wird es keine Impulse mehr durch Nachholzahlungen geben, die nach der Corona-Pandemie entstanden sind", so Ben Lofthouse, Leiter des Bereichs Global Equity Income bei Janus. "Darüber hinaus werden das langsamere globale Wirtschaftswachstum und die Wahrscheinlichkeit, dass die Dividenden von Bergbauunternehmen ihren Höchststand erreicht haben, für weiteren Gegenwind sorgen."

Von Rohstoffpreisen profitiert

Die Dividendenrendite für den Euro Stoxx 50-Index ist nach Angaben von Bloomberg Intelligence von einem Zweijahreshoch von 4 Prozent, welches im Juli erreicht wurde, inzwischen auf 3,8 Prozent gesunken. Unterdessen trübt ein schwächerer Euro die Aussichten auf Auszahlungen in der Region weiter ein.

Dividendenwerte haben sich in diesem Jahr bisher überaus positiv entwickelt, da die Anleger nach Möglichkeiten gesucht haben, sich vor der galoppierenden Inflation zu schützen. Bergbauunternehmen wie Rio Tinto und Glencore - die in der Vergangenheit zu den grosszügigsten Unternehmen gehörten - haben darüber hinaus von einem Anstieg der Rohstoffpreise profitiert. So konnte der Bergbau die saftigsten Dividendenrenditen unter den europäischen Sektoren bieten.

Die schwächer als erwartet ausgefallenen Wirtschaftsdaten und eine drohende Energiekrise würden es den Unternehmen jedoch erschweren, ihre Gewinnspannen zu verteidigen. Und da sich die Inflation als hartnäckig erweise, würden steigende Inputkosten "das grösste Risiko für die Dividenden" darstellen, so Peter Garnry, Leiter Aktienstrategie bei der Saxo Bank. 

Der französische Automobilzulieferer Faurecia hat den Trend bereits eingeleitet, indem er seine Dividende im zweiten Quartal ausgesetzt hat, was unter anderem auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen ist. Die spanische Holdinggesellschaft Sacyr und das deutsche Medienunternehmen ProSieben gehören jetzt zu den fünf Unternehmen, bei denen das Risiko einer Dividendenkürzung bei einem Abschwung am grössten ist. Dies gemäss Daten von Quest, einer Forschungsabteilung von Canaccord Genuity.

«Zunehmend mit Kapital überschwemmt»

Das heisst aber nicht, dass sich alle Dividenden abschwächen werden. Während die Zahlungen von Bergbauunternehmen angesichts des jüngsten Rückgangs der Rohstoffpreise ihren Höhepunkt erreicht haben könnten, würden Ölproduzenten und Banken "zunehmend mit Kapital überschwemmt", nach Einschätzung von Richard Hunter, Leiter des Bereichs Märkte bei Interactive Investor.

Defensive Gesundheitstitel wie AstraZeneca und GSK befänden sich ebenfalls in einer günstigen Lage, während britische Blue-Chip-Unternehmen aufgrund ihrer Dollar-Exponierung von einer stärkeren US-Währung profitieren, wie der Stratege weiter meint.

"Die Anleger bevorzugen wieder Unternehmen, die bereits heute in der Lage sind, Cash-Gewinne abzuliefern, und nicht nur ein mögliches zukünftiges Wachstum versprechen", sagt Emma Mogford, Fondsmanagerin bei Premier Miton Investors. "Ich glaube, dass sich die derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen als sehr günstig für die Aussichten des FTSE 100 erweisen werden."

(Bloomberg/cash)