Mitte März lagen die Nerven an den Aktienmärkten wieder einmal blank. Bankenkrise in den USA, die Credit Suisse am Kollabieren, Zinserhöhungen soweit das Auge reichte. Doch nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse und anderen günstigen Entwicklungen an den Märkten haben die Börsen gedreht. Der Swiss Market Index (SMI) hat seit dem Jahrestief am 15. März Boden gut gemacht und steht Ende Mai rund 8 Prozent höher.

Der Schweizer Leitindex ist seinen defensiven Qualitäten einmal mehr gerecht geworden in diesem nach wie vor unsicheren Börsenumfeld. Er hat seit Mitte März sowohl den Dax (plus 7 Prozent), S&P 500 Index (plus 6 Prozent) und Dow Jones Industrial Index (plus 2 Prozent) hinter sich gelassen. 

In den letzten zweieinhalb Monaten konnten zwölf SMI-Aktien zulegen, acht Valoren gaben Terrain ab. Bei den Verlierern sticht natürlich die Credit Suisse heraus, welche am Montag, den 20. März, nach der am Wochenende angekündigten Zwangsfusion mit der UBS 56 Prozent verlor. Seither hat sich der Kurs auf tiefen Niveau stabilisiert. 

Aktien des SMI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Aktien des SMI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Quelle: Bloomberg

Auf der anderen Seite vermochte auch die UBS-Aktie nicht zu überzeugen, konnte sich aber im Gegensatz zur Credit Suisse vom Rückschlag am 20. März, als die Valoren in der Eröffnung von 17,11 auf 14,38 Franken absackten, wieder erholen. Interessant ist, dass die UBS-Titel im SMI nun das tiefste Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) von 9,5 ausweisen.

Wenig überraschend steht Swisscom auf der Verliererliste, nachdem die Aktie seit letzten Herbst zugelegt hat. Die Schweizer Dividendenaktie "par excellence" weiss nur noch mit einer Rendite von 3,84 Prozent aufzuwarten. Novartis weist mit 3,62 Prozent eine leicht tiefere Dividendenrendite aus, konnte aber mit dem in Aussicht gestellten Wachstum beim Gewinn die Anlegerinnen und Anleger überzeugen. Entsprechend ging es mit einem Gewinn von 16 Prozent bei den Pharmavaloren flott aufwärts seit Mitte März. Ein Blick auf das nächstjährige KGV könnte den Baslern weiter Rückenwind verleihen. Dieses beträgt bei Novartis 13 gegenüber 18 beim Gesamtindex. 

Ganz oben bei den Gewinnern stehen Logitech und Alcon, welche mit positiven Ergebnissen zu überzeugen wussten. Dabei dürfte gerade Logitech den Aufwärtstrend nach dem enttäuschenden letzten Jahr fortsetzen, da der Computer-Zubehör-Hersteller nach dem "Boom und Bust" während und nach der Corona-Pandemie auf den nachhaltigen Wachstumspfad einschwenken kann.  

Holcim gelang es nicht mehr, an die gute Performance seit Jahresbeginn heranzukommen, obwohl das das Unternehmen mit den Zahlen für das zweite Quartal überzeugen konnte. Diese Verschnaufpause könnte indessen eine solide Basis für weitere Kursgewinne im zweiten Halbjahr bilden. Nicht nur die Dividendenrendite mit 4,45 Prozent, auch das aktuelle KGV von 10 können als sehr attraktiv betrachtet werden.

Für Anlegerinnen und Anleger drängt sich bei Holcim die Möglichkeit auf, bei sinkenden Kursen zuzugreifen - genaannt  "buy-the-dip" oder "kaufe-den-Kursrückschlag". Die Idee ist, ein etwas grösseres Exposure respektive Übergewichtung im Portfolio vorzunehmen mit der Chance, auf einen Zeithorizont von zehn Monaten einen potenziellen Trading-Gewinn zu realisieren. Neben Holcim könnte diese Strategie auch bei UBS, ABB und Novartis erfolgreich sein, da diese Titel ebenfalls ein deutlich tieferes Kurs-/Gewinn-Verhältnis ausweisen als der Schweizer Leitindex SMI.   

Wachstum kommt gut an

Nicht nur bei den SMI-Titeln, sondern auch bei den SPI-Titel sind Wachstumsaktien zu finden, welche ein sattes Kursplus seit dem März-Tief hingelegt haben. VAT Group, Dätwyler, Ypsomed, Polypeptide, BKW und die bereits erwähnte Logitech schwingen oben aus. Ebenfalls ganz oben finden sich Aktien von Unternehmen, die sich von den Tiefständen im letzten Jahr erholen und den Bärenmarkt verspätet hinter sich lassen: One Swiss Bank, Temenos, Implenia und Klingelnberg. Diese Titel profitieren von besseren Unternehmenszahlen, bei Temenos spielt zusätzlich noch Übernahmefantasie rein. 

Beste zehn Aktien des SPI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Beste zehn Aktien des SPI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Quelle: Bloomberg

Der Vakuumventil-Herstellers VAT profitiert von der optimistischen Umsatzprognose von Nvidia, was die Chip-Werte in der letzten Woche auch in Europa in die Höhe getrieben hatte. Dann erhöhte die UBS das Kursziel für VAT auf 375 von zuvor 305 Franken und beliess die Einstufung auf "Buy". Allerdings fragt sich, ob das Kurspotenzial bei VAT bei einem aktuellen Kursstand von 377 Franken nicht schon ausgereizt ist.

Bei den Verlierern im SPI finden sich die volatilen Biotech-Aktien sowie DocMorris. Die vormalige Zur Rose hat zwar im ersten Quartal mit dem Verkauf des Schweizer Apothekengeschäfts an die Migros einen Befreiungsschlag feiern können. Nachhaltig war die Trendwende aber nicht. Gegenüber dem Hauptkonkurrenten im Online-Apothekengeschäft weiss das Frauenfelder Unternehmen gegenüber der niederländischen Firma und Hauptkonkurrenten Shop Apotheke beim Wachstum nicht zu überzeugen.  

Schlechteste zehn Aktien des SPI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Schlechteste zehn Aktien des SPI vom 15.3.2023 bis 30.5.2023.

Quelle: Bloomberg
Weisses Viereck
Thomas MartiMehr erfahren