Im ersten Quartal 2024 stiegen die Gesamtausschüttungen in der Schweiz aufgrund des stärkeren Schweizer Frankens. In lokaler Währung war indessen ein leichter Rückgang von 1,1 Prozent zu verzeichnen, wie der unter anderem auf Dividendenaktien spezialisierte Vermögensverwalter Janus Henderson mitteilt. 

Dieser Rückgang ist allerdings halb so wild. Er ist auf die umfangreichen Aktienrückkaufprogramme zurückzuführen. Diese reduzierten die Anzahl der ausgegebenen Aktien stärker, als die von den Unternehmen ausgeschütteten Dividenden pro Aktie stiegen, erklärt Marc Theis, Schweiz-Chef bei Janus Henderson. «Keines der Schweizer Unternehmen in unserem Index hat seine Dividende im ersten Quartal gekürzt. Die Wachstumsraten lagen bei den Hauptauszahlern typischerweise im niedrigen einstelligen Prozentbereich.»

Trotz des etwas geringeren Wachstums bei den Dividendenzahlungen wäre es falsch, sich von Schweizer Dividendentiteln abzuwenden. «Heute sind die realen Dividendenrenditen in der Schweiz immer noch überdurchschnittlich und bieten den Anlegerinnen und Anlegern im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten höhere, weniger volatile Dividendenerträge», betont Manuel Lang, Aktienanalyst bei Vontobel.

Gerade Schweizer Dividendenaktien sind seit letztem Herbst noch attraktiver geworden, da die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe der Eidgenossenschaft von 1,15 auf 0,74 Prozent zurückgegangen ist. Im gesamten Swiss Performance Index (SPI) schätzt Vontobel die Dividendenrendite durchschnittlich auf rund 3,2 Prozent. Bereinigt um die Inflation von 1,4 Prozent im April ergibt dies eine reale Dividendenrendite von 1,8 Prozent - welche die Rendite der Bundesobligationen um etwas mehr als ein Prozent übertrifft. 

Unterstützung gibt es zudem vom für dieses Jahr erwarteten Dividendenwachstum. Das erste Quartal entsprach dabei im Grossen und Ganzen den Erwartungen und der Rest des Jahres verspricht kontinuierliche Fortschritte. Aufgrund geringerer Sonderdividenden dürfte die Gesamtsumme im Jahresvergleich um 3,9 Prozent steigen, was einem bereinigten Anstieg von fünf Prozent entspricht, so Janus Henderson.

Was ist ein Dividenden-Aristokrat?

Für viele Anlegerinnen und Anleger ist wichtig, dass eine Firma verlässlich Dividenden ausschüttet - oder noch besser, dass sie diese kontinuierlich erhöht. Im englischsprachigen Raum werden Unternehmen als sogenannte Dividenden-Aristokraten eingestuft, wenn eine Firma ihre Dividenden seit mindestens 25 Jahren ununterbrochen erhöhen konnte. Laut der Definition von Vontobel gelten bei deren Selektion Schweizer Unternehmen als Dividenden-Aristokraten, wenn sie ihre Dividende pro Aktie in jedem der letzten zehn Jahre erhöht haben. 

Aristokraten zeichnen sich nicht nur durch eine konstante Ausschüttung aus, sondern auch durch die Absicht, die Dividende jedes Jahr zu erhöhen, da sie über ein robustes Geschäftsmodell, hohe Barmittelgenerierung, und eine hohe Widerstandsfähigkeit verfügen. In der Schweiz zählen laut Vontobel 15 Unternehmen zu diesem exklusiven Kreis.

Unternehmen Vontobel
Rating
Sektor Dividende 2013 in Franken Dividende 2018 in Franken Dividende 2023 in Franken Dividendenrendite 2024E 10-jährige ⌀-Wachstumsrate
ALSO Kaufen Technologie 1,40 3,00 4,80 2,0 Prozent 13,1 Prozent
DKSH Halten Dienstleistungen 0,95 1,85 2,25 3,7 Prozent 9,0 Prozent
Geberit Halten Industrie 7,50 10,80 12,70 2,3 Prozent 5,4 Prozent
Givaudan Kaufen Chemie 47,00 60,00 68,00 1,7 Prozent 3,8 Prozent
Lindt & Sprüngli 1) 2) Kaufen Nahrungsmittel 65,00 100,00 140,00 1,4 Prozent 8,0 Prozent
Logitech Kaufen Technologie 0,26 0,67 1,06 1,2 Prozent 15,1 Prozent
Nestlé Kaufen Nahrungsmittel 2,15 2,45 3,00 3,3 Prozent 3,4 Prozent
Novartis Kaufen Pharma 2,45 2,85 3,30 3,8 Prozent 3,0 Prozent
Orior Halten Nahrungsmittel 1,97 2,24 2,51 3,8 Prozent 2,5 Prozent
Partners Group Kaufen Finanz 7,25 22,00 39,00 3,3 Prozent 18,3 Prozent
Roche Halten Pharma 7,80 8,70 9,60 4,2 Prozent 2,1 Prozent
Sika Kaufen Industrie 0,95 2,05 3,30 1,3 Prozent 13,3 Prozent
Swiss Life Halten Versicherungen 5,50 16,50 33,00 5,8 Prozent 19,6 Prozent
Temenos Halten Technologie 0,35 0,75 1,20 2,2 Prozent 13,1 Prozent
Zug Estates 1) Halten Immobilien 16,50 28,00 44,00 2,7 Prozent 10,3 Prozent

Quelle: Bloomberg, Vontobel Equity Research 1) Ohne Spezialdividende Lindt & Sprüngli und Zug Estates 2) Lindt & Sprüngli ohne Zahlen Partizipationsscheine, jährliche Wachstumsrate über zehn Jahre.

Ein durchschnittliches Dividendenwachstum von mehr als zehn Prozent wiesen in der Vergangenheit Also, Logitech, Partners Group, Sika, Swiss Life, Temenos und Zug Estates auf. Swiss Life glänzt dabei mit dem höchsten Wachstum und der höchsten Dividendenrendite unter den Dividendenaristokraten.

Unter Einbezug des Umsatz- und Gewinnwachstums gehören Also und Sika ebenfalls zu den Spitzenreitern und können neben den Dividendenausschüttungen mit hohen Kursgewinnen an der Börse aufwarten. Auf der anderen Seite wirft DKSH eine solide Dividendenrendite ab. Beim Aktienkurs hat sich das allerdings nicht positiv bemerkbar gemacht. Der Titel notiert 15 Prozent unter dem Stand vor zehn Jahren. 

Bei den drei SMI-Schwergewichten vermag Novartis weiter zu überzeugen. Zusammen mit dem laufenden Aktienrückkaufprogramm und einer Dividendenrendite von 3,8 Prozent liegen mittelfristig höhere Kurse drin, zumal der Basler Pharmakonzern seit nunmehr zwei Jahren wieder mit steigenden Umsätzen und Gewinnen aufwarten kann. Bei der Präsentation der Quartalszahlen vor Monatsfrist hob Novartis die "Guidance" für das Gesamtjahr an. Neu wird ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwartet.

Schweizer Versicherer bleiben attraktive Dividendenzahler

Am Schweizer Aktienmarkt gibt es eine Reihe von attraktiven Dividendenzahlern. Darunter sind Firmen wie Adecco (Dividendenrendite 7,0 Prozent), Banque Cantonale Vaudoise (4,0 Prozent), Baloise (4,9 Prozent), Cembra (5,6 Prozent), Helvetia (4,9 Prozent), Julius Bär (4,8 Prozent), OC Oerlikon (4,1 Prozent), Swisscom (4,4 Prozent), Swiss Re (5,6 Prozent) oder Zurich Insurance (5,5 Prozent) zu finden. 

Wer bei Schweizer Dividendenaktien auf Nummer sicher gehen will, kann auf die grossen bekannten Titel zurückgreifen. Bei der Rendite sitzt weiterhin der Rückversicherer Swiss Re auf dem Dividenden-Thron, gefolgt von Zurich Insurance

Allerdings sollten Anlegerinnen und Anleger gerade bei den Mid Caps nicht nur auf die Dividendenrendite abzielen. Über die letzten drei Jahre setzte es bei Adecco (-42 Prozent), Cembra (-30 Prozent) oder OC Oerlikon (-50 Prozent) Kursverluste ab. Diese Kursrückgänge konnten durch die Dividendenzahlungen nicht ausgeglichen werden, es resultierte ein entsprechender Verlust in der Gesamtperformance. Es bleibt wichtig, auf Unternehmen mit solider Finanzierung und verlässlichen Zahlenprognosen zu setzen. 

Entwickelt sich die UBS zur Dividendenperle?

Ein Viertel des weltweiten Dividendenwachstums von zwölf Prozent entfiel im ersten Quartal auf die Banken. Der Sektor zeichnet sich durch eine allgemeine Stärke aus, schreibt Janus Henderson in ihrer Analyse. 

Aus Schweizer Sicht ist hier vor allem der UBS einiges zuzutrauen. Die Grossbank erhöhte die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 um 27 Prozent und weitere Dividendensteigerungen werden erwartet. Michael Klien, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, sieht nahezu eine Verdoppelung der Dividende bis 2027.

Global robustes Bild trotz einiger Dividendenkürzungen

Für Jane Shoemake, Portfolio Manager bei Janus Henderson, treiben global einige neue Dividendenzahler das Wachstum an. «Abgesehen von dem allgemein positiven Bild weltweit werden auch die ersten Ausschüttungen von Meta und Alibaba das globale Wachstum in diesem Jahr um fast einen halben Prozentpunkt erhöhen.» Unternehmen wie diese haben verstanden, dass die Ausschüttung von Dividenden neben Aktienrückkäufen ein wichtiger Bestandteil sind, um Kapital an ihre Investoren zurückzugeben.

Es gab aber auch einige Verlierer, welche erhebliche Dividendenkürzungen ankündigten. Darunter sind das australische Energieunternehmen Woodside, der deutsche Chemiekonzern Bayer und der in Grossbritannien börsennotierte Bergbaukonzern Glencore.

Thomas Daniel Marti
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