Schweizer Dividendenaktien sind aufgrund ihrer Stabilität und hoher Renditeprämie attraktiv für Anlegerinnen und Anleger. Die Schweizer Dividendenausschüttungen dürften laut Vontobel 2025 einen neuen Rekordwert erreichen. 

Die Dividendenrendite des Swiss Performance Index (SPI) betrug per Ende Juni 3,1 Prozent und übertrifft die Rendite der 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen von 0,4 Prozent um 264 Basispunkte. Die reale, inflationsbereinigte Dividendenrendite des SPI (3,2 Prozent) übertrifft zudem jene der europäischen Indizes (1,5 Prozent) und der US-Aktienindizes (1,1 Prozent), erklärt Manuel Lang, Aktienanalyst bei Vontobel, gegenüber cash.ch.

Während sich an der US-Technologiebörse Nasdaq die Erträge fast ausschliesslich aus Kursgewinnen zusammensetzen, zeigt die Vontobel-Analyse in der Schweiz ein komplett anderes Bild. Die Dividenden trugen in den letzten zehn Jahren fast 60 Prozent zur SPI-Gesamtrendite bei. Und die Perspektiven bleiben gut. «Basierend auf unserem Research-Universum erwarten wir, dass die gesamten Dividendenausschüttungen in der Schweiz im Jahr 2025 einen Rekordwert von 62,5 Milliarden Franken erreichen werden», so der Vontobel-Experte Lang.

Nach einem Rückgang im Jahr 2021 für das Geschäftsjahr 2020 sind die gesamten ausgeschütteten Dividenden stetig gestiegen und erreichten laut Bloomberg 61 Milliarden Franken im vergangenen Jahr. Basierend auf der Auswertung von 95 Prozent der Marktkapitalisierung des SPI schätzt Vontobel für das Geschäftsjahr 2024 einen Anstieg aller Dividendenausschüttungen um 1,8 Prozent und für 2025 um 4,0 Prozent. Diese werden entsprechend 2025 und 2026 ausgezahlt. 

Die 16 Schweizer Dividenden-Aristokraten

Für viele Anlegerinnen und Anleger ist wichtig, dass eine Firma verlässlich Dividenden ausschüttet und diese kontinuierlich erhöhen kann. Im englischsprachigen Raum werden Unternehmen als sogenannte Dividenden-Aristokraten eingestuft, wenn sie die Dividenden seit mindestens 25 Jahren ununterbrochen erhöht haben. Laut der Definition von Vontobel gelten bei deren Selektion Schweizer Unternehmen als Dividenden-Aristokraten, wenn sie ihre Dividende pro Aktie in jedem der letzten zehn Jahre erhöhen konnten. 

Die Dividenden-Aristokraten zeichnen sich nicht nur durch eine konstante Ausschüttung aus, sondern meistens auch durch die Absicht, die Dividende jedes Jahr zu erhöhen. Grundlage dafür sind ein robustes Geschäftsmodell, eine hohe Barmittelgenerierung und eine ausgeprägte Widerstandsfähigkeit. In der Schweiz zählen laut Vontobel 16 Unternehmen zu diesem exklusiven Kreis.

Unternehmen Vontobel
Rating
Dividende
2025E
Rendite
2025E
10-jährige
⌀-Wachstum
ALSO Hold 5,3 1,9 % 10,8 %
DKSH Hold 2,5 4,3 % 6,8 %
Geberit Hold 13 2,1 % 4,5 %
Givaudan Buy 74 1,9 % 3,2 %
Lindt & Sprüngli Hold 160 1,2 % 7,2 %
Logitech Buy 1,18 1,5 % 7,8 %
Nestlé Buy 3,2 4,2 % 3,6 %
Novartis Buy 3,7 4,0 % 3,2 %
Partners Group Buy 43 3,8 % 15,1 %
PSP Swiss Property Buy 3,95 2,8 % 1,8 %
Roche Buy 9,9 3,9 % 2,0 %
Siegfried Buy 0,4 0,4 % 8,3 %
Sika Buy 4 2,0 % 11,9 %
Swiss Life Hold 37,5 4,5 % 16,0 %
Temenos Buy 1,4 2,4 % 12,0 %
Zug Estates Hold 50 2,3 % 9,3 %

Quelle: Bloomberg, Vontobel Equity Research

Im Vergleich zum Vorjahr gab es drei Veränderungen auf der Liste der Dividenden-Aristokraten. Orior wurde mit der Bekanntgabe der Dividende für 2024 von der Liste gestrichen, während PSP Swiss Property und Siegfried neu hinzukamen. Basierend auf der Dividendenschätzung pro Aktie erwartet Lang von Vontobel keine Änderungen für 2026.

Das höchste Dividendenwachstum unter den Aristokraten verzeichnen die zwei Finanztitel Swiss Life und Partners Group. Die Ausschüttungen stiegen in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 16 Prozent beziehungsweise 15 Prozent pro Jahr.

Vontobel hatte bisher nur neun Aktien unter den Dividenden-Aristokraten zum Kauf empfohlen. Am Mittwoch kam Temenos neu hinzu. Das Bankensoftwareunternehmen hat am Dienstagabend für das zweite Quartal einen deutlich höheren als erwarteten Umsatz und Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) kommuniziert. «Das ist eine positive Überraschung, die eine höhere Prognose zulässt und das Anlegervertrauen stärken sollte», ordnet Vontobel-Analyst Michael Foeth ein. Er erhöht das Rating für den Titel auf «Buy» von «Hold» und hebt das Kursziel auf 82 nach 76 Franken. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 14 Prozent. 

Steuerfreie Dividenden attraktiv

Für Schweizer Anleger bleiben zudem steuerlich effiziente Dividendenoptionen attraktiv. 29 Unternehmen können einen erheblichen Anteil ihrer Dividende steuerfrei aus inländischen Kapitaleinlagereserven (KER) ausschütten. Sunrise (7,5 Prozent Rendite), SIG Group (3,4 Prozent), Holcim (2,7 Prozent) und Amrize (1,5 Prozent) bieten 100 Prozent steuerfreie Dividenden aus ausländischen KER.

Darüber hinaus können Unternehmen mit negativen Gewinnreserven, wie Avolta (2,5 Prozent), Landis + Gyr (2,3 Prozent) und EFG International (4,0 Prozent) 100 Prozent steuerfreie Dividenden aus regulären KER ausschütten. Die Unternehmen u-blox (0,5 Prozent), Siegfried (0,4 Prozent) und Clariant (4,9 Prozent) bieten mit Nennwertherabsetzungen ebenfalls steuerfreie Ausschüttungen.

Anzahl der Dividendenkürzungen nimmt ab

Insgesamt 13 Unternehmen mussten 2023 die Dividende kürzen, 2024 waren es gar deren 16 Firmen. In diesem Jahr dürfte sich die Zahl mit Bucher, Kardex, Kühne+Nagel, Stadler Rail und Holcim - aufgrund der Abspaltung von Amrize - um zwei Drittel reduzieren.

Während Dividendenkürzungen vielfach als negatives Signal für die langfristigen Aussichten eines Unternehmens interpretiert werden können, sind Änderungen in der Kapitalallokationspolitik - zugunsten von Investitionen, Schuldenabbau oder Firmenübernahmen - ebenfalls wichtige Faktoren für den Anlageentscheid, meint der Vontobel-Experte Lang.

Allerdings reagieren Aktien oft mit deutlichen Kursrückschlägen, wenn Unternehmen die Markterwartungen hinsichtlich Ausschüttungshöhe und Konstanz enttäuschen. Umgekehrt schaffen stetig steigende Dividenden Vertrauen – und führen in der Regel zu höheren Kursen.

Thomas Daniel Marti
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