Dividendenstarke Unternehmen gelten als sicherer Hafen für Investoren. «Sie bieten Anlegern Stabilität, wenn die Märkte turbulent werden», sagt Arne Tölsner, Spezialist der Capital Group. Zudem sind Aktien mit hoher Dividendenrendite bei fallenden und - wie gegenwärtig - tiefen Zinsen attraktiver als beispielsweise Bundes- und Kassenobligationen.
Eine Gruppe solcher europäischer Dividendenperlen hat die Basler Kantonalbank (BKB) zum Oktoberauftakt zusammengestellt. Sie erfüllen drei Kriterien: Die Dividendenrendite - Dividendenbetrag durch Aktienkurs - wird von Analysten geschätzt und muss über 3,5 Prozent liegen. Die Einstufung lautet «Marktgewichten» oder «Übergewichten». Und das Dividendenwachstum war während der vergangenen drei Jahre positiv.
Spitze punkto erwarteter Dividendenrendite ist die französische Supermarktkette Carrefour: Mit 7,80 Prozent können Anleger laut der BKB rechnen. Dabei ist die Aktie in den vergangenen Jahren stark gefallen. Einst bezahlte man für sie über 80 Euro, aktuell wird sie zu rund 13 Euro gehandelt.
Anzeichen, dass es wieder aufwärts gehen kann, gibt es. Im ersten Halbjahr sind der Umsatz und der operative Gewinn gestiegen, wobei speziell das zweite Quartal besser als erwartet ausfiel. Das Geschäft habe sich beschleunigt und man gewinne Marktanteile, teilte das Unternehmen mit. Die UBS notierte Ende August, Carrefour verbessere seine Wettbewerbsposition und Margen in Frankreich. Der Analystenkonsens sieht die Aktie bei 14,20 Euro und damit über dem aktuellen Wert. Jeweils 41 Prozent der Experten stufen die Titel mit «Buy» beziehungsweise «Hold» ein.
Eine Bank und ein Energiekonzern auf der Liste
Zwei andere französische Unternehmen tauchen unter den BKB-Dividendenperlen auf: Die Bank BNP Paribas und der Energiekonzern Totalenergies mit einer Dividendenrendite von je über 6 Prozent.
Die Aktien der französischen Grossbank haben seit Anfang Januar 32 Prozent zugelegt und damit den Euro-Stoxx-50-Index, der 14 Prozent hinzugewann, übertroffen. Die Valoren von BNP schnitten auch besser ab als die Aktien der UBS, die im laufenden Jahr um 16 Prozent stiegen.
Hingegen waren sie schwächer als die Titel der Commerzbank; diese haben sich seit Anfang Jahr verdoppelt. Aktuell werden die BNP-Aktien zu 78 Euro gehandelt. Der Expertenkonsens traut ihr 91,80 Euro und damit einen mittelfristigen Zuwachs von 17 Prozent zu. Anleger können also nicht nur mit einer vergleichsweise hohen Dividendenrendite, sondern auch mit einem Kursgewinn rechnen.
Gleiches gilt für Anleger von Totalenergies. Aktien des Öl- und Gaskonzerns sind in den jüngeren Vergangenheit deutlich gefallen und nun noch 51 Euro wert. Insbesondere haben sie sich nicht vom Kurssturz im April erholt. Damals rauschten sie infolge des eskalierenden Zollstreits um 19 Prozent auf unter 49 Euro. In den kommenden zwölf Monaten liegt laut Analysten ein Erstarken auf 60,20 Euro drin. Damit würde der Verlust von Anfang April vollständig ausgeglichen - ein Szenario, das angesichts des hohen Anteils an Kaufempfehlungen nicht unrealistisch erscheint: 71 Prozent der Experten stufen Totalenergies mit «Buy» ein.
Hohe Kursziele für Zurich Insurance und Cembra Money Bank
Eine Reihe von Schweizer Aktien hat es auch in die BKB-Auswahl geschafft, darunter Zurich Insurance und Cembra Money Bank - beide sind mit einer Dividendenrendite von über 5 Prozent, der Einstufung «Übergewichten» und einem sehr hohen Kursziel verzeichnet. Dieses Paket macht die beiden Finanztitel für Anleger besonders interessant.
Das Preisziel der BKB-Analysten für Cembra liegt bei 110 Franken, jenes für Zurich Insurance bei 690 Franken. «Dank den intakten Wachstumsaussichten, der hohen Substanz und den soliden Gewinnmargen verfügt die Aktie über weiteres Kurspotenzial», begründeten die Experten ihre Einschätzung zu Zurich Insurance nach der Zahlenvorlage Anfang August.
Zu Cembra heisst es im aktuellsten Bericht: Dank der strategischen Stossrichtung - tiefere operative Kosten und höhere Qualität der Forderungen - «dürfte sich die Rentabilität mittelfristig weiter deutlich steigern lassen». Die Jahresprognosen seien in Bezug auf Nettogewinn und Rentabilität zu konservativ. Das eher ambitionierte Kosten-Ertrags-Verhältnis 2026 - tiefer als 39 Prozent - erachtet die BKB als machbar.
Die BKB-Kursziele für Cembra und Zurich sind die höchsten überhaupt - kein anderer Experte traut den Aktien der zwei Schweizer Finanzunternehmen derart hohe Notierungen zu. Etwa hat der zuständige Analyst der Bank Vontobel das Kursziel für Cembra «aufgrund leicht gesenkter Langfristannahmen» um 2 Franken auf 94 Franken gesenkt und das «Hold»-Rating bestätigt.
Vontobel schätzt auch Zurich Insurance tiefer ein, als die BKB dies tut. Der zuständige Analyst hat am Donnerstag die Prognosen zum Gewinn je Aktie der Jahre 2025 bis 2027 gesenkt, das Kursziel auf 585 von 601 Franken zurückgenommen und am «Hold»-Rating festgehalten.