Anleger am europäischen Aktienmarkt haben am Donnerstag angesichts fehlender Impulse von der Wall Street die Handbremse angezogen. Wegen des Thanksgiving-Feiertags ist die Börse in den USA geschlossen, weswegen die Handelsumsätze in Europa eher gering bleiben dürften. Der Dax lag am Vormittag mit 23.756 Punkten 0,1 Prozent im Plus, nachdem er am Dienstag 1,1 Prozent gewonnen hatte. Der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 5646 Zähler.
Auf Wochensicht steuerten die Börsen aber auf deutliche Kursgewinne zu. Die wiederbelebten Erwartungen an eine Zinssenkung der Fed hätten dazu beigetragen, die jüngsten Sorgen um eine KI-Blase zu dämpfen, sagte Charu Chanana, Chef-Anlagestrategin bei Saxo. «Zum Jahresende könnten die Märkte seitwärts tendieren oder langsam steigen, wobei die erwartete Zinssenkung der Fed und die starke Saisonalität den Dezember zu einem schwierigen Monat für pessimistische Prognosen machen und eine Weihnachtsrallye immer noch durchaus im Bereich des Möglichen liegt.»
Beige Book festigt Zinserwartungen
Vor dem Schlussspurt im Weihnachtsgeschäft stabilisierte sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland etwas - aber der Einzelhandel bleibt skeptisch. Das Konsumklima für Dezember stieg leicht um 0,9 auf minus 23,2 Punkte.
Die Konjunkturprognosen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im sogenannten Beige Book standen unterdessen den Zinshoffnungen der Anleger nicht entgegen. Die Schwäche des Arbeitsmarktes reiche aus, um den aktuellen Inflationsschub auszugleichen, sagte George Boubouras, Geschäftsführer von K2 Asset Management. An den Finanzmärkten wird eine weitere Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt am 10. Dezember als wahrscheinlich angesehen, nachdem die Fed die Sätze zuletzt zweimal in Folge nach unten gesetzt hat.
Der US-Dollar notierte wenig verändert. Der japanische Yen stabilisierte sich etwas. Im Gegenzug verbilligte sich der US-Dollar um 0,1 Prozent auf 156,35 Yen. Anleger hielten nach möglichen Deviseninterventionen Ausschau, nachdem die Landeswährung vor Kurzem auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten gefallen war. Der Goldpreis stand mit 4168 Dollar je Feinunze in der Nähe seines kürzlich erreichten Zwei-Wochen-Hochs.
Übernahmefantasien lassen Puma abheben
Rüstungswerte legten weiter zu, obwohl einige Investoren zuletzt auf eine Einigung im Ukraine-Konflikt hofften. Rheinmetall-Aktien lagen 1,2 Prozent höher, Hensoldt stiegen um ein halbes Prozent.
Puma-Anleger packte das Übernahmefieber. Die Aktien sprangen in der Spitze um 17,4 Prozent nach oben und markierten bei 19,97 Euro ein Vier-Wochen-Hoch. Händler verwiesen auf einen Bericht der Agentur Bloomberg, demzufolge mehrere Unternehmen aus Asien eine Übernahme der Sportartikelmarke prüfen könnten. Wie Reuters von einem Insider erfuhr, gelten die chinesischen Hersteller Anta Sports und Li Ning als mögliche Interessenten.
Anleger legten sich Aktien aus dem europäischen Lebensmittel- und Getränkesektor in die Depots. Rémy Cointreau legten um mehr als vier Prozent zu. Der neue Konzernchef Franck Marilly zeigte sich zuversichtlich, im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres wieder Wachstum zu erzielen. Die Aktien der Konkurrenten Davide Campari und Pernod Ricard zogen jeweils um 1,6 Prozent an.
(Reuters)
