Nur wenige Aktien widerstehen der Negativspirale. Die Kursstürze, wie sie seit Anfang Jahr verzeichnet werden, reichen zu Wertverlusten von bis zu 45 Prozent (siehe Tabelle). Die Erholungstendenzen der vergangenen zwei Tage ändern wenig am Gesamtbild, das durch die China-Probleme, den fallenden Ölpreis und eine allgemeine Unsicherheit an den Märkten beeinflusst wird. Der Leitindex SMI steht immer noch um über 11 Prozent tiefer als am 1. Januar.
Eine Übertreibung im negativen Sinn stellt der Kursrutsch grundsätzlich bei allen betroffenen Titeln dar. Während bereits angeschlagene Unternehmen erst recht mitgerissen wurden und Mühe bekunden dürften, sich zu erholen, gibt es Unternehmen, die von ihren Fundamentaldaten und ihren Ausblicken her gut positioniert sind. Im folgenden ein Überblick:
Zurich: Dass die Zurich Insurance Group die Dividende bei 17 Franken pro gehaltenem Titel belässt, ist ein Zeichen der Zuversicht. Mit dem Antritt des erfahrenen Mario Greco im März stehen die Zeichen gut, dass sich das Blatt beim grössten Schweizer Versicherer wendet. Im Kurs, der seit dem April um ein Drittel gesunken ist, ist schon viel von den bad news der letzten Monate enthalten, daher ist der jüngste Kursrutsch – 18,5 Prozent seit Anfang Jahr – übertrieben. Die Restrukturierung des Konzerns dürfte aber einige Zeit dauern und teuer werden. Zudem gibt es Bedenken, ob die Zurich die Dividende 2016 in gleicher Höhe auszahlen wird können.
Roche: Analysten im In- und Ausland halten für den Roche-Genussschein fast nur Kaufempfehlungen bereit, und das schon seit langem. Roche ist ein Zugpferd im SMI, ist grösster Entwickler von Krebsmedikamenten weltweit und verfügt zudem über eine Produkte-Pipeline, die den Konzern nicht so schnell von der Erfolgsstrasse abbringt. Während Roche seit Anfang Jahr seit Anfang Jahr um gut 10 Prozent gefallen sind, sind Novartis um fast 17 Prozent gesunken. Der Basler Branchennachbar hat etwas mehr Mühe, die Erwartungen zu erfüllen, wie das Jahresergebnis 2015 gezeigt hat. Wegen der Restrukturierungen vor allem in der Augensparte Alcon dürften die Anleger bei Novartis etwas zurückhaltener sein.
UBS: Neben der Gefahr, dass der wirtschaftliche Abschwung in Asien und anderen Schwellenländer das überseeische Privatkundengeschäft belastet, läuft die UBS wie viele global agierende Banken immer mit dem Risiko teurer Rechtsfälle durch die Gegend. Ansonsten ist ein Wertverlust der Aktie um fast ein Viertel seit Jahresbeginn für die gut kapitalisierte und von allzugrossen Investmentbank-Risiken befreite Bank unverdient. Sie steht operativ besser da als das aktuelle SMI-Schlusslicht Credit Suisse: Die CS-Aktie ist auch angesichts eines bevorstehenden schwierigen Sanierungsprogramms mit -36 Prozent übertrieben gefallen, doch ist das Misstrauen der Anleger gegen die zweite Schweizer Bank genau wegen des anstehenden Kraftakts etwas berechtigter als bei der UBS.
Richemont: Im Januar hat der Luxusgüterkonzern erstmals einen Ausblick gegeben, und dieser war gemischt. Das Schmuckgeschäft lahmt, dafür ist der Absatz der Richemont-Uhrenmarken, die ausschliesslich zum Luxussegment gehören, von den Schwellenland-Krise weniger stark betroffen als vor einigen Monaten befürchtet worden war. Aus diesem Grund trifft Richemont der Smartwatch-Boom auch weniger als den Konkurrenten Swatch, der auch billige und mittelpreisige Marken im Sortiment führt. Die Swatch-Titel fielen seit dem 1. Januar um gut 4 Prozent, Richemont hingegen um 11 Prozent. Analysten empfehlen Richmont eher, nur muss die zyklische Talsohle einmal erreicht sein - dies angesichts der aktuellen Börsen-Turbulenzen noch schwierig auszumachen. Für beide SMI-Luxuskonzerne gilt: Sie haben solide Bilanzen und verfügen über längerfristig intakte Marktchancen.
Aryzta: Der Backwarenhersteller gehörte in den letzten Wochen nicht zu den ganz schlechten Schweizer Aktien. Doch auch Aryzta ist in diesem Jahr knapp 13 Prozent auf 44 Franken gefallen. Schon seit längerem kämpft der Konzern mit organischem Wachstum. Die jüngsten Unternehmenszahlen deuteten allerdings darauf hin, dass die Talsohle diesbezüglich überwunden ist. Aryzta musste in den vergangenen Monaten mehrmals die eigenen Prognosen senken, was Potenzial für positive Überraschungen birgt. Auch das tiefe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 11 signalisiert, dass die Aktie vermutlich zu stark abgestraft wurde. Die Höchstkurse von knapp 90 Franken im Juli 2014 dürfte Aryzta nicht so schnell wieder erreichen. Doch wer Geduld hat und auch mal einen Rückschlag aussitzen kann, könnte bei Aryzta langfristig belohnt werden. Nicht zuletzt weil Lebensmittel auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nachgefragt werden.
Burckhardt Compression: Burckhardt ist ein klassisches Rohstoff-Opfer. Doch ziehen die Preise für Öl und Gas wieder an, gehört der Kompressoren-Hersteller zu den Profiteuren. Burckhardt verschiebt zudem seinen Fokus allmählich auf das Servicegeschäft, wo die Margen höher sind. Erreicht das Management seine Ziele, wird die Betriebsgewinnmarge für das Gesamtjahr 2015/16 erneut zwischen 15 und 20 Prozent betragen. Auch die attraktive und konstante Dividende der Winterthurer (Rendite von 4 Prozent) könnte Anleger bei Burckhardt zugreifen lassen und die seit Jahresanfang 7 Prozent gefallene Aktie ansteigen lassen.
Comet: Vom Allzeithoch bei 857 Franken (im Juni 2015) ist die Comet-Aktie rund 30 Prozent abgestürzt. Zu viel für das auf Röntgen-, Hochfrequenz- und ebeam-Technologie (Sterilisation mittels Elektronenbestrahlung) spezialisierte Unternehmen. Denn Comet gehört mit zur Weltspitze und die Wachstumsaussichten sind – vor allem aufgrund der neuartigen ebeam-Technologie – intakt. Laut Strategie-Fahrplan 2020 soll der Umsatz auf 500 Millionen Franken (2014: 288 Mio.) und die EBITDA-Marge auf 16-18 Prozent (2014: 13,8 Prozent) steigen.
Feintool: Gemäss Prognosen soll der globale Automarkt 2016 wachsen. Davon profitieren auch Schweizer Zulieferer wie Autoneum, Georg Fischer – oder Feintool. Die Berner Industriegruppe ist spezialisiert auf das Feinschneiden und Umformen von Metallteilen. Derzeit ist Feintool an der Börse 16 Prozent weniger wert als zu Jahresbeginn. Mit einem KGV von 12 ist Aktie aber auch einladend bewertet. Schon seit geraumer Zeit an die Erfolgsstory von Feintool glaubt der langfristig orientierte Industrieinvestor Michael Pieper. Er hält rund 50 Prozent der Aktien.
Siegfried: Auf dem besten Weg zu einer Milliarde Börsenwert drehte im Dezember der Wind: Die Siegfried-Aktie fiel von 206 auf aktuell 177 Franken. Und das ohne relevante Unternehmensnachrichten. Dementsprechend kann sich ein Einstieg nun durchaus lohnen. Denn die Aussichten des Pharmazulieferers aus Zofingen sind unverändert positiv. So dürfte die Übernahme von Teilen des deutschen Chemiekonzerns BASF den Umsatz deutlich steigen lassen. Für Experten steht fest: Siegfried hat eine gute Basis für nachhaltiges und profitables Wachstum geschaffen. Zudem wollen die Aargauer die Dividende erhöhen. Schätzungen gehen von 1,80 Franken pro Aktie aus.
Beste Titel |
Kurs in Prozent |
Schlechteste Titel |
Kurs in Prozent |
Geberit | +4,5 | Credit Suisse | -36,5 |
Syngenta | +1,5 | Transocean | -30 |
SGS | unv. | LafargeHolcim | -27,1 |
Givaudan | -0,7 | UBS | -24,1 |
Nestlé | -1,5 | Adecco | -19,5 |
Swatch | -4,2 | Zurich | -18,5 |
Swisscom | -4,4 | Julius Bär | -18,4 |
Actelion | -5,2 | Novartis | -16,9 |
ABB | -5,7 | Richemont | -11 |
Swiss Re | -9,4 | Roche | -10,1 |
SPI Tops und Flops seit Anfang Jahr (exkl.SMI)
Beste Titel |
Kurs in Prozent |
Schlechteste Titel |
Kurs in Prozent |
Kuoni | +29,3 | Charles Vögele | -44,9 |
Leclanché | +14,2 | EFG | -37 |
CI Com | +11,3 | Leonteq | -36,4 |
Myriad | +10,1 | Santhera | -35,3 |
Peach Property | +9,6 | Basilea | -35,2 |
Goldbach | +7,6 | Evolva | -33,9 |
Bobst | +6,3 | Repower | -32 |
BFW | +5,2 | Kuros Bioscience | -29,7 |
Komax | +5,1 | Gottex | -27,8 |
Zwahlen&Mayr | +4,7 | USI Group | -27,5 |
Quelle: cash.ch (Stand: 15.2.2016)