Während der Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn auf ein Kursplus von überdurchschnittlichen 14 Prozent zurückblicken kann, ging es am anderen Ende der Skala mit einigen Titeln steil nach unten. Das betraf nicht nur die volatileren Small und Mid Caps (klein- und mittelkapitalisierte Werte). Unter den 20 grosskapitalisierten Titeln im SMI notieren Sika und Kühne+Nagel auf dem tiefsten Stand seit über fünf Jahren. 

Die Valoren des Transportunternehmens zollen dem Höhenflug nach der Corona-Pandemie und den durch die US-Zölle ausgelösten Störungen in den Lieferketten Tribut. Nach den Drittquartalszahlen zeichnet sich eine Stabilisierung ab, auch wenn ein schneller Turnaround nicht in Sicht ist. Michael Foeth, Analyst bei Vontobel, schätzt zwar die strategischen Initiativen von Kühne+Nagel als positiv ein, darunter differenzierte Mehrwertdienste, eine verbesserte Kundenerfahrung, Segmentierung und digitale Dienstleistungen. Diese reichen aber nicht aus, um die derzeit negativen Trends bei den Frachtraten zu kompensieren.

Dennoch gewinnt der Transportkonzern weiterhin Marktanteile hinzu. «Die Renditeentwicklung in den kommenden Monaten hängt von der Tarifdisziplin der Frachtunternehmen, vom Verlauf der Hochsaison und von der Wirksamkeit der umfangreichen Kostenmassnahmen ab, die zuletzt ergriffen wurden», so der Vontobel-Experte, der den Titel mit «Buy» und einem Kursziel von 205 Franken einstuft. Mit den mittelfristig intakten Wachstumsperspektiven kann ein Einstieg auch dank der für die nächsten zwei Jahre prognostizierten Dividendenrendite von 4,2 Prozent durchaus eine Option sein. 

Eine denkbar schlechte Figur an der Börse gibt der Bauchemiehersteller Sika ab. Die einstige Wachstumseuphorie um das Unternehmen ist vollständig verflogen, das schwache Chinageschäft belastet und die im Mai 2023 übernommene Bauchemiesparte von BASF hängt wie ein schwerer Klotz am Bein.

Seit der Übernahme ist der Aktienkurs um 36 Prozent gesunken, und die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten halbierten das durchschnittliche Kursziel von 420 auf 210 Franken. Eher erstaunlich mutet der Umstand an, dass die grosse Mehrheit der Experten an ihren Kaufempfehlungen festhält. Den drei Verkaufsempfehlungen stehen fünfzehn Ratings «Kaufen» und vier «Halten» gegenüber.

Ob die Talsohle bei Sika schon erreicht ist, bleibt abzuwarten. Aufgrund der hohen Bewertung ist der Titel kein Schnäppchen. Denn das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 liegt über dem Branchendurchschnitt von 15.

Industrietitel unter Druck

Bei den Small und Mid Caps notieren unter anderem Clariant, Ems-Chemie, Lem, Komax, Orior und Schweiter auf einem Mehrjahrestief. Noch tiefer gefallen sind Adval Tech, DocMorris, Feintool, Leonteq, Rieter und SMG, welche auf oder nahe dem Allzeittief notieren. Auffallend ist die hohe Anzahl Industrieunternehmen. Diese Firmen dürften auch in der nahen Zukunft einen schweren Stand haben, da sich nach dem Kurssturz des Dollars im April nun auch der Euro anschickt, das Allzeittief gegenüber dem Franken erneut zu testen. 

Bei DocMorris stellt sich weiterhin die Frage, ob das Unternehmen zu einer Art Meyer Burger 2.0 wird - die noch kotierten Aktien des einstigen Schweizer Solarpioniers nähern sich derzeit langsam der Nulllinie. Aktuell ist dieses Szenario bei DocMorris zwar eher unwahrscheinlich, auch wenn sich hier die Börsenweisheit «Greife nie nach einem fallenden Messer» - sprich Kaufe keine sich im Fall befindliche Aktie - einmal mehr bestätigt hatte. Auf Jahresfrist hat der Titel der Online-Apotheke 60 Prozent an Wert verloren, das Wachstum in Deutschland mit dem E-Rezept liegt deutlich hinter den Erwartungen und die hohen Marketing-Ausgaben fressen die noch vorhandenen Liquiditätspolster auf. 

Rein fundamental betrachtet ist die Aktie von DocMorris für Anleger kein Kauf, da es für das Unternehmen nach den Kapitalerhöhungen der letzten Jahre mehr oder weniger unmöglich ist, sich erneut neues Kapital zu beschaffen. Das hängt auch damit zusammen, dass der direkte Konkurrent Redcare Pharmacy mit deutlich besseren Wachstumszahlen aufwartet. 

Call-Warrants als Ersatz für Direktengagement

Etwas anders sieht die Perspektive aus spekulativer Sicht aus. Sollte DocMorris - wie der «cash Insider» hier berichtete - tatsächlich übernommen werden, könnte plötzlich ein üppiger Kursgewinn in Reichweite liegen. Wer auf dieses Szenario oder generell auf eine wundersame Erholung von DocMorris setzen will, kann eine aggressive oder eine konservative Strategie wählen. Erstens kann ein Call-Warrant gekauft werden, mit dem der Anleger an steigenden Kursen partizipiert. Der an der BX Swiss gelistete Call-Warrant von Leonteq mit dem Valor 147935864 hat einen Ausübungspreis von 6,50 Franken, das Verfalldatum ist am 18. September 2026. 

Steigt der Preis von DocMorris innert dieser Zeitspanne nicht über den Ausübungspreis, so verfällt der Warrant wertlos. Das mag zwar schmerzhaft sein, weil der gesamte Betrag weg ist. Es erspart dem Anleger aber das psychologische Drama, zu lange an einem Titel festzuhalten - nur um zu beobachten, wie dieser ins Bodenlose fallen könnte. Lieber ein Ende mit Schrecken als umgekehrt ist hier die bessere Vorgehensweise. 

Die andere Anlagevariante ist, einen Basket von drei Titeln in diesem Sektor zusammenzustellen - sprich zum Beispiel DocMorris, Galenica und Redcare Pharmacy. Alle drei Unternehmen sind im Gesundheitsbereich tätig und betreiben eine Online-Apotheke. Das verspricht zwar weniger Kursgewinn als der Warrant oder der direkte Kauf von DocMorris-Valoren, auf der anderen Seite ist das Risiko begrenzt, wenn die Wette auf DocMorris nicht aufgeht. Mit dieser Strategie hätte sich zum Beispiel ein Totalverlust auf den Valoren von Meyer Burger verhindern lassen - cash.ch berichtete hier

Es stellt sich die Frage, ob ein ähnliches Vorgehen mit Call-Warrants beim Derivateanbieter Leonteq infrage kommt. Davon ist vorerst abzuraten, obwohl die Valoren im Sommer ein Lebenszeichen von sich gaben und bis auf ein Zwischenhoch von 24 Franken geklettert waren. Allerdings fiel der Titel nach den Ende Juli vorgelegten und wenig überzeugenden Halbjahreszahlen erneut auf ein neues Allzeittief. Derzeit notiert die Aktie bei 15 Franken.

Ein Kauf der Leonteq-Titel scheint erst ratsam, wenn sich eine nachhaltige Erholung beim Geschäftsertrag, der Rendite auf dem Eigenkapital und beim Gewinn pro Aktie abzeichnet. Bis dahin mag sich der Kurs vielleicht verdoppeln, weil die Börse bekanntlich positive Entwicklungen vorwegnimmt. Der Anleger geht auf der anderen aber nicht das Risiko ein, dass sich der Kurs in den nächsten sechs Monaten noch einmal halbiert, sollten die gesteckten Ziele immer noch als zu ambitioniert erweisen. 

Quo Vadis SMG und R&S?

Prominent auf der Verliererliste im November tauchen der Börsenneuling SMG und überraschend R&S auf. Bei erstgenannter Unternehmung ist ein Kursabfall nach einem Börsengang nicht unüblich. Kommt noch der bescheidene Freefloat hinzu, dann können selbst Verkaufsaufträge mit geringem Volumen den Kurs übermässig drücken. Ebenso darf nicht vergessen werden, dass die SMG-Mitbewerber wie Baltic Classifieds, die deutsche Scout24, die britische Rightmove oder die schwedische Hemnet jüngst ebenfalls unter Druck standen. 

Etwas anders gelagert ist die Situation beim ehemaligen Börsenüberflieger R&S. Dessen Valoren haben sich im November im Preis halbiert, nachdem der Trafohersteller die mittelfristige Guidance gesenkt hatte. Das Unternehmen ist langfristig aber immer noch in einem Wachstumsmarkt tätig - trotz kurzfristigem Gegenwind. Entsprechend haben weder die Experten von Oddo noch von Berenberg das Rating gesenkt. Oddo sieht Aufwärtspotenzial auf 34 Franken, Berenberg auf 40 Franken.  

Thomas Daniel Marti
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