"An den Märkten kommen gerade viele Faktoren zusammen, die widersprüchlich erscheinen", sagt Christoph Mertens, Fondsmanager der Fürst Fugger Privatbank. "Gute Fundamentaldaten treffen auf die Angst vor einer aufkeimenden Inflation. Der März dürfte unruhig bleiben."

In den vergangenen Wochen hatten steigende Anleihe-Renditen wiederholt für Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Die Kurse von US-Staatsanleihen waren am Freitag erneut deutlich gesunken. Im Gegenzug legten die Renditen kräftig zu und knüpften damit an den jüngsten Höhenflug an. 

Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel zuletzt um 0,51 Prozent auf 131,82 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 1,63 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Steigende Rendite von US-Staatsanleihen sorgten zuletzt vor allem für starke Verluste bei Wachstumsaktien wie US-Techwerten.

Erneut sorgte das billionenschwere Konjunkturprogramm in den USA und Fortschritte mit der Corona-Impfkampagne für Druck auf die Festverzinslichen. US-Präsident Joe Biden will die Staffelung nach Impfgruppen in der Corona-Pandemie aufheben und Impfstoffe bis spätestens 1. Mai für alle Erwachsenen in den USA freigeben lassen.

Steigende Rendite bei Staatsanleihen als Vorboten eines grösseren Börsen-Bebens?

Steigende Rendite bei Staatsanleihen könnten Vorboten eines grösseren Bebens sein, warnt Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay. Er hält bis zum Jahrende einen Anstieg der Renditen bei den richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds auf mehr als zwei Prozent für möglich. Aktuell liegen sie bei etwa 1,6 Prozent. "Wir sind der Meinung, dass eine solche Entwicklung ein schwieriges Umfeld für Risikoanlagen im Allgemeinen schaffen kann." Steigende Anleiherenditen verteuern Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen.

Daher werden Investoren am Mittwoch die Worte von US-Notenbankchef Jerome Powell auf die Goldwaage legen. Gelinge es ihm in Anschluss an die Fed-Beratungen nicht, Spekulationen auf eine Drosselung der Anleihekäufe zu entkräften, drohten neue Börsenturbulenzen, warnen Experten.

Gleichzeitig könnten die Direkt-Zahlungen von je 1400 Dollar an US-Bürger im Rahmen des billionenschweren Corona-Hilfspakets von Biden den Börsen zusätzlichen Rückenwind verleihen, sagt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Wahrscheinlich wird die Hälfte oder sogar mehr davon in den Aktienmarkt fließen."

In der alten Woche drängten die Hoffnungen auf einen Nach-Corona-Boom die Inflationssorgen in den Hintergrund. Der US-Standardwerteindex Dow Jones und der deutsche Dax verzeichneten ein Wochenplus von je 4 Prozent und erreichten neue Rekordhochs. Der Swiss Market Index und der Nasdaq stiegen rund 2 Prozent.

US-Einzelhandelsumsätzen am Dienstag

Eine Bestätigung ihres Konjunkturoptimismus erhoffen sich Börsianer von den Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen am Dienstag. Experten erwarten für Februar zwar einen Rückgang um 0,4 Prozent, nachdem Direktzahlungen der US-Regierung die dortigen Verbraucher im Januar in einen Kaufrausch versetzt hatten. "Der nächste starke Anstieg zeichnet sich allerdings schon ab", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Am selben Tag steht diesseits des Atlantik der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, auf dem Terminplan. Hier sagen Analysten für März einen Anstieg auf 73,1 Punkte von 71,2 Zählern voraus. Am Mittwoch folgen die europäischen Inflationsdaten.

Daneben hält eine Flut von Firmenbilanzen Investoren auf Trab. Der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) und der Adidas-Rivale Nike öffnen ihre Bücher, in Deutschland Volkswagen. In der Schweiz publizieren am Dienstag Partners Group und am Donnerstag Swatch ihre Jahreszahlen.

Am Freitag dürfte es zu zusätzlichen Ausschlägen kommen, da Futures auf Indizes sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien verfallen. Zu diesem Termin, dem "Hexensabbat", schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

(Reuters/cash)