Wer auf Dividenden setzt, hat mehr im Portemonnaie. Das ist zwar etwas salopp dahingesagt, hat aber einen wahren Kern. Denn in den letzten Jahren haben die vielen Milliarden an Ausschüttungen für Anleger zu einer beträchtlichen Mehrrendite gesorgt.

Vergleicht man etwa die beiden Versionen des Swiss Performance Index (SPI) , das heisst einmal mit und einmal ohne Berücksichtigung von Dividenden, dann fällt die grosse Renditedifferenz auf. Sie beträgt über die letzten fünf Jahre knapp 20 Prozent.

SPI mit (grün) und ohne Berücksichtigung (rot) der Dividendenzahlungen (Quelle: cash.ch)

Es gibt an der Schweizer Börse etliche sehr ausschüttungsstarke Titel, die Dividendenrenditen (Dividende pro Aktie geteilt durch den Aktienkurs) von 5 Prozent oder mehr bieten. Ihre Beliebtheit hat in den letzten Jahren laufend zugenommen: Einerseits, weil festverzinsliche Anlagen mit tiefem Risiko kaum mehr Zins abwerfen. Andererseits, weil die Unternehmen ihre Gewinne – und somit ihre Ausschüttungen für Aktionäre – steigern konnten.

In den USA sind Dividenden so populär, dass dazu eine eigene Anlagestrategie besteht: "Dogs of the Dow". Dabei werden jeweils zu Jahresbeginn jene zehn Aktien ausgewählt, die im US-Leitindex Dow Jones die höchsten Dividendenrenditen aufweisen. Diese zehn Titel werden dann ein Jahr gehalten, worauf sich das Auswahlprozedere im Januar wiederholt. Das Ziel: eine höhere Rendite als der Dow Jones. Man erahnt es: Die Anlagestrategie erfordert recht hohe Anlagedisziplin.

Die «Hunde» aus dem SMI

Die "Dogs"-Strategie lässt aber sich für jeden Börsenindex anwenden, also auch für den Swiss Market Index (SMI). Und sie war in der Vergangenheit durchaus erfolgreich. Die Analysten von BNP Paribas haben berechnet, ob SMI-Dividendenjäger auf ihre Kosten kommen. Das Resultat ist positiv: Zwischen 2013 und 2017 wäre ein "Dogs of the SMI"-Portfolio um 79,4 Prozent gewachsen. Der SMI inklusive aller Dividenden hingegen nur um 61,2 Prozent.

Mit Blick auf 2019 müssten Zurich, Swiss Re und die weiteren attraktiven Dividendenzahler ins Portfolio (siehe Tabelle am Artikelende). Neben den Versicherungen ist auch Swisscom traditionell für grosszügige Ausschüttungen bekannt, wobei mehr als 22 Franken pro Aktie in den nächsten Jahren kaum drin liegen dürfte, wie Finanzchef Mario Rossi kürzlich sagte.

An der Börse haben sich die Dividendenkönige 2018 höchst unterschiedlich entwickelt. Während die Zurich-Aktie ihren Wert ungefähr halten konnte, überzeugten der Stellenvermittler Adecco (-39 Prozent) oder der Zementkonzern LafargeHolcim (-24 Prozent) die Anleger nicht – trotz hoher Dividende. Die Ausschüttungen wurden hier durch die Kursverluste locker wieder weggefressen.

Wenn Dividenden verpuffen

Das zeigt auch, wie riskant blindes Dividendenjagen ist. Denn der Grund für eine hohe Dividendenrendite kann ein tiefer Aktienkurs sein. Daher kommt auch die Bezeichnung "Dogs of the Dow". Unterbewerte oder tief gefallene Aktien – also die Hunde – sollten im Folgejahr für eine Gegenbewegung sorgen.

Eine hohe Dividendenrendite kann somit auch Ausdruck operativer Probleme sein. Diesbezüglich gibt es vor allem am breiten Schweizer Aktienmarkt einige Kandidaten. Jüngst gab der kriselnde Vermögensverwalter GAM den Verzicht auf eine Dividende für das Geschäftsjahr 2018 bekannt (weshalb der Titel in der SPI-Tabelle fehlt). Anleger sollten Dividenden immer im Kontext betrachten. Dabei ist vor allem die Konstanz wichtig: Der Pharmakonzern Roche erhöht seit 32 Jahren ununterbrochen jährlich seine Dividende, ist mit einer Rendite von 3,3 Prozent aber kein Spitzenreiter.

In die Krise geschlittert ist auch Implenia, in der SPI-Dividendenrangliste auf Platz drei. Der Baukonzern hat wegen Problemen im internationalen Geschäft seine Erwartungen nach unten angepasst. Der Aktienkurs hat sich im laufenden Jahr 51 Prozent "vergünstigt", analog ist die Dividendenrendite auf hohe 6 Prozent gestiegen. Ob die Dividende stabil gehalten werden kann, bleibt abzuwarten. In die andere Richtung soll es bei Swiss Life gehen: Der Lebensversicherer hat unlängst sein Dividendenversprechen erhöht.

Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, das Thema Dividende anlegerisch umzusetzen: Zusätzliche Attraktivität erhalten Aktien zum Beispiel, wenn ihre Dividenden nicht versteuert werden müssen. Wer sich nicht selber mit aktivem Dividendenanlegen befassen will, der kann das Jonglieren mit Ausschüttungen auch den Profis überlassen. Man hat die Wahl zwischen aktiv und passiv betreuten Dividendenfonds (hier finden Sie je eine Auswahl), wobei auch diese Produkte nicht automatisch Gewinn abwerfen.

Die Dividendenkönige des SPI (ohne SMI-Aktien)

TitelDividendenrendite (in %)

Performance 2018 (in %)

APG7,6-29,5
Burkhalter6,2-38,1
Implenia6,0-50,9
Varia5,6-6,3
Valora5,5-32,8
Mobilezone5,5-11,7
Bellevue Group5,3-15,2
BB Biotech5,3-4,6
Comp. Fin. Trad.5,0+4,9
Carlo Gavazzi5,0-31,4

 

Die Dividendenkönige des SMI

TitelDividendenrendite, in%Performance 2018, in %
Zurich6,1+0,2
Swiss Re5,6-1,7
Adecco5,5-39,3
UBS5,2-30,4
LafargeHolcim4,8-24,0
Swisscom4,6-7,5
ABB4,0-24,3
Julius Bär3,8-38,2
Swiss Life3,5+11,2
Roche3,3+1,1

Quelle: cash.ch, Stand 17.12.18 (10 Uhr)