Auf den 53-jährigen designierten Nachfolger des geschassten Konzernchefs Herbert Diess wartet vor allem der Börsennotierung des Konzernjuwels, der Sportwagensparte mit dem offiziellen Namen "Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG" - in einem Umfeld, das für IPOs so schlecht ist wie seit Jahren nicht mehr. Ausserdem gilt es, die langwierigen Probleme in der Softwareabteilungzu lösen, welche die Entwicklung neuer Elektro-Porsches und -Audis verzögert.

Diess’ Strategie für Elektroautos, Software und neue Mobilitätsangebote brachten VW auf einen Weg, den selbst die Hauptaktionäre priesen, die ihn schliesslich aus dem Amt drängten. Nun ist es an Blume, den zweitgrössten Autobauer der Welt zu transformieren, damit er mit Elektropionier Tesla und den etablierten Konkurrenten Toyota und Stellantis besser mithalten kann.

Hier sind einige der Herausforderungen, die auf Blume warten:

Porsche an die Börse bringen

Die industrielle Logik hinter dem Börsengang einer Minderheitsbeteiligung an der profitabelsten grossen Marke des VW-Konzerns ist solide. Der IPO könnte der grösste aller Zeiten in Europa werden. Er muss ein Erfolg werden, um die niedrige Börsenbewertung von VW endlich zu steigern.

VW-Chefwechsel vor Porsche-Börsengang kritisch gesehen

Doch neben Bedenken hinsichtlich der Führungsstruktur wächst die Befürchtung, dass Konjunkturrisiken, steigende Energiekosten und geopolitische Spannungen die Bewertung von Porsche belasten werden. Im Jahr 2019 verlief das Börsendebüt von VWs Lkw-Sparte Traton SE eher enttäuschend.

Software in den Griff bekommen

VWs Ambitionen, eine eigene Softwaresparte auf die Beine zu stellen, ähneln einer quälenden Odyssee aus Strategiewenden, Führungswechseln und Produktverzögerungen.

Tesla ist den Wolfsburgern weit voraus bei regelmässigen “Over-the-Air”-Updates, die zusätzliche Funktionen bieten und die Leistung der Fahrzeuge verbessern. Und auch traditionelle Autobauer wie Toyota tun sich weniger schwer damit, als VW. Die Nutzung der Möglichkeiten von Software, einschliesslich der Erschliessung neuer Einnahmequellen, ist eine der Herausforderungen für die Branche insgesamt.

US-Wachstum am Laufen halten

VW hat zwar endlich aufgehört, in Amerika Geld zu verlieren, aber das Unternehmen ist noch weit davon entfernt, zu Toyota, General Motors oder Ford aufzuschliessen. Um mit diesen und mit Newcomern wie Rivian Automotive Inc. besser konkurrieren zu können, lässt VW die Geländewagenmarke Scout wieder aufleben, die einen elektrischen Pickup und ein robustes SUV anbieten wird.

Im Luxussegment versucht Audi seit langem, es auf globaler Ebene mit der Mercedes-Benz und der BMW aufzunehmen, hat aber keine Produktionsbasis in den USA.

Trendwende in China

VW hat auf seinem grössten Markt Anteile verloren, weil es den Chipmangel schlecht in den Griff bekommen hat und es an den digitalen Funktionen mangelt, welche die technikaffinen chinesischen Kunden zunehmend erwarten.

Die neue Fabrik von Tesla in Shanghai ist nicht der einzige Stachel im Fleisch von VW. Auch Produkte lokaler Hersteller sind auf dem Vormarsch. VW kann es sich nicht leisten, dass die Gewinne aus den chinesischen Geschäften, die es zur Finanzierung seiner Elektro-Ambitionen braucht, schwinden.

Herausforderung Tesla

Während VW in der Chip-Krise damit kämpfte, Produktionslinien am Laufen zu halten, konnte der US-Elektroautohersteller trotz der Turbulenzen in der Lieferkette ein stetiges Wachstum verzeichnen.

Nachdem CEO Elon Musk sein Werk in Schanghai in kürzester Zeit zum weltweit leistungsfähigsten gemacht hat, hat er weitere Fabriken im texanischen Austin und in Grünheide bei Berlin eröffnet. Die flotte Expansion von Tesla macht VWs Elektroauto-Projekt Trinity, zu dem auch ein 2-Milliarden-Euro-Werk in Deutschland gehört, umso entscheidender.

Eindämmung von Kontroversen

Gleich nach seiner Ernennung entschuldigte sich Blume für Äusserungen, die er während einer internen Veranstaltung im vergangenen Monat über Finanzminister Christian Lindner gemacht hatte.

Blume hatte damit geprahlt, dass er regelmässig mit Lindner in Kontakt war, als die Ampelkoalition einen Kompromiss zum Thema synthetische Kraftstoffe aushandelte. Blume entschuldigte sich am Wochenende und sagte, er habe den Austausch vereinfacht dargestellt und nicht versucht, Lindner zu beeinflussen.

(Bloomberg)