Schulden machen wird belohnt, Sparen wird bestraft: Seit einigen Jahren leben wir in einer Finanzwelt, welche der "Spiegel" kürzlich als "der normale Wahnsinn" bezeichnete. Der Sparer sei im Jahr 2019 "ein armes Schwein", so die deutsche Wochenzeitschrift weiter. Tatsächlich: Sparzinsen von rund 5 Prozent – diese Zeiten sind 30 Jahre her. Heute muss der Sparer immer mehr dafür bezahlen, wenn er bei der Bank das Geld deponiert. In der Tat so etwas wie Irrsinn.

Schuld ist weltweite Tief- und Negativzinsniveau, das seit der Finanzkrise 2008 anhält. Die tiefen Zinsen sollten bloss vorübergehend da sein, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Es ist anders gekommen. Und das Zinsniveau wird sich in den nächsten Jahren kaum wesentlich verbessern.

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Eine traurige Führungsrolle nimmt dabei die Schweizerische Nationalbank ein: Seit fünf Jahren belässt sie die Leitzinsen bei minus 0,75 Prozent. Das ist negativer Weltrekord. Die SNB will mit ihrem Negativzinsregime eine Aufwertung des Frankens verhindern. Sie schützt dabei die Exportindustrie  - und schädigt zugleich das Finanz- und Vorsorgesystem in der Schweiz.

Eine der Folgen: Die Banken wälzen die Negativzinsen zunehmend direkt auf Kunden ab. Sie setzen zudem allerhand Gebühren herauf und erhöhen den Druck auf Kunden, damit diese ihre hohen Bargeldbeständen in Produkte und Dienstleistungen der Bank umwandeln. Postfinance, die den Schwellenwert für Negativzinsen ab Dezember auf 250'000 Franken Barguthaben senkt, nennt dies "aktive Zusammenarbeit".

Anlagealternativen zu Bargeldbeständen gibt es viele. Allerdings sind zahlreiche Investitionen auch mit erheblichen Risiken und Kosten behaftet. Wer weniger risikoreich vorgehen will, hat hier eine Auswahl an Anlageideen:

1) Kassenobligationen

Ein "Evergreen", von dem sich allerdings schon viele Banken verabschiedet haben. Kassenoblis funktionieren nach dem Prinzip "Besser als gar nichts".  Man parkiert sein Geld für eine vordefinierte Zeitdauer bei einer Bank und erhält dafür einen Zins. Die Einlage ist für die Zeitdauer der Anlage allerdings blockiert.

Die Cembra Money Bank bietet 0,1 Prozent Zins für eine Einlagedauer von 2 Jahren. Attraktiver sind die 0,5 Prozent Zins für dreijährige Kassenobligationen bei der Coop Depositenkasse. Sparer werden sich hier kaum verspekulieren. Denn man kann davon ausgehen, dass die Zinssätze auf Sparkonten in drei Jahren noch nicht 0,5 Prozent betragen.

2) Termingeldkonto oder Festgeld

Festgeld oder Termingeld wird auf einem Konto angelegt, bei einer Kassenobligation hält der Käufer eine Wertschrift. Ansonsten unterscheiden sich diese Instrumente aus Sicht des Anlegers wenig. Auch bei Termingeld gibt es für festgelegten Laufzeiten einen Zins, der in der Regel mit längerer Laufzeit höher ausfällt. Bei Festgeld, einer Variante des Termingelds, ist der Zinssatz definitiv fix.

Leider sind auch hier die Zinsen sehr tief, wobei es Ausnahmen gibt: Die WIR-Bank verzinst ein Termingeldkonto mit vier Jahren Laufzeit mit 0,5 Prozent pro Jahr. Einen speziellen Weg geht das Start-up Savedo, das als Plattform für Festgeldanlagen in verschiedenen europäischen Ländern auftritt und im Moment für Schweizer Kunden bis zu 1,05 Prozent bei drei Jahren Laufzeit anbietet. Dabei sind die Ausfallrisiken aber etwas erhöht.

3) Obligationenfonds

Weltweit sind 17 Billionen Dollar an Schuldverschreibungen negativ verzinst: Diese Zahl zeigt, dass mit Obligationen kaum Rendite zu machen ist. Die höchsten Renditen ergeben sich bei Anleihen von Krisenunternehmen oder auch in Schwellenländern, allerdings bei höheren Ausfall- und Währungsrisiken.

Mittels Fonds kann allerdings diversifiziert in Obligationen angelegt werden, und bei einer geschickten Kombination von Laufzeiten kann durchaus Wertzuwachs herausschauen. Die Gesamtrendite oder Performance von Obligationenfonds ist relativ schwankungsanfällig und ergibt sich aus Zinszahlungen und Kurschwankungen – davon abgezogen werden müssen noch die Kosten. So weist beispielsweise der "Vontobel Swiss Franc Bond" eine Einjahres-Performance von 2,8 Prozent auf, kostet aber auch 0,91 Prozent Gebühren.

4) Aktien

An sich sind Aktien Risikoinvestitionen. Doch das Risiko und die Schwankungsanfälligkeit einer Aktie lässt sich durch gewisse Kriterien vermindern. Idealerweise bietet eine risikoarme Aktie "Schutz" durch eine Mehrheitsbeteiligung des Staates oder des Kantons, dazu einen defensiven Charakter und obendrauf eine hohe, stabile Dividende. Das ist etwa bei der Swisscom-Aktie der Fall, die oft als Obligationenersatz bezeichnet wird.

Wertpapiere von Kantonalbanken sind nur bedingt zu empfehlen, immer wieder kommt es hier zu Skandalen. Der Partizipationsschein der Basler KB zum Beispiel hat sich im Vergleich zum Jahr 2011 halbiert. Im Ausland setzen viele Anleger auf Coca Cola ist risikoarme Aktie. Seit 1920 erhalten die Aktionäre eine jährlich gesteigerte Dividende.

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5) Alternative Anlagen

Alternative Anlagen sind eigentlich noch riskanter als Aktien. Aber man kann Derivate oder Hedge Fonds auch risikoavers einsetzen. Zum Beispiel in Fonds, die sich den Kapitalerhalt des Investors auf die Fahne geschrieben haben.

So investiert der "Janus Henderson Absolute Return Income Fund" zwar überwiegend in Obligationen. Zur Risikominderung setzt der Fonds aber auch Derivate ein. Die Renditeerwartung beträgt hier rund 1 bis 2 Prozent pro Jahr. Oder: Konservative Multi Asset oder Multi Manager Strategien von diversen Banken setzen in ihren Anlagefonds nebst Aktien, Obligationen und Währungen auch auf einen kleineren Teil Hedge Fonds.  

6) Vorsorge

Von den freiwilligen Vorsorgebeiträgen kann nur noch die Säule 3a guten Gewissens als risikoarmes Investment bezeichnet werden. Der Betrag von 6826 Franken pro Jahr für Erwerbstätige ist allerdings relativ gering, um  anderswo Negativzinsen zu vermeiden. Selbständigerwerbende, die keiner Pensionskasse angehören, dürfen maximal 34'128 Franken überweisen. Übrigens: Theoretisch sind Negativzinsen auch auf Säule-3a-Konten möglich. In der Praxis wird dies wohl kaum angewendet werden. 

7) Bankenwechsel oder Schliessfach bei Banken

Falls Sie ihr Geld nirgendwo anlegen wollen, dann müssen Sie für Ihr Geld einen Transfer zu einer Bank vornehmen, welche keine Strafzinsen für Kunden erheben will (nehmen Sie dazu auch an der aktuellen Umfrage teil). Allerdings wird das nicht so einfach sein. Raiffeisen zum Beispiel will zwar keine Negativzinsen auf Kunden abwälzen. Aber VR-Präsident Guy Lachappelle sagt auch: "Wir achten darauf, dass Kunden nicht einfach ihr Geld von anderen Banken mit Negativzinsen zu uns bringen." 

Eine weitere Lösung ist die Bargeldaufbewahrung in Bankschliessfächern. Ein kleines 3,4 Liter-Fach fasst 3000 Tausender-Noten. Damit lassen sich also 3 Millionen Franken bunkern. Die Kosten für ein Schliessfach von maximal 10 Litern liegen je nach Bank zwischen 60 und 200 Franken pro Jahr. Die Preisangaben beruhen auf einem Vergleich von Moneyland.ch. Ein cash-Leser aus Genf berichtet jedoch, dass er für ein kleines Schliessfach bei der UBS 323 Franken pro Jahr zahlen muss.

PS: Die Redaktion von cash betrachtet Investitionen in Immobilien wegen der Preissteigerungen der letzten Jahre nicht mehr als risikoarme Investments.

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