Die Aktien aus dem Bereich der Schweizer Small und Mid Caps hatten über Jahre bekannteren Titeln den Rang abgelaufen. Die Indizes SPI kleine Gesellschaften und SPI mittelgrosse Gesellschaften legten in den letzten 5 Jahren beide etwa 100 Prozent zu, beim Leitindex Swiss Market Index waren es 15 Prozent.

Doch die Aktien aus dem kleineren Segment sind keine Selbstläufer mehr. Viele haben schon im ersten Halbjahr deutlich korrigiert, und auch bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen im Juli und August kamen nochmals viele Titel unter die Räder. Es gab Tagesabstürze von 20 Prozent und mehr.

"Sehr, sehr enttäuscht waren wir von Dormakaba", sagt Ronald Wildmann, Partner und Chefanalyst bei Research Partners in Zürich, im cash-Börsen-Talk. Seine Firma ist auf die Analyse von Schweizer Small und Mid Caps spezialisiert. Man habe mit Repräsentanten von Dormakaba noch geredet, und nichts habe auf eine Verschiebung der Mittelfristziele des Schliesstechnikkonzerns hingedeutet, die dann Mitte Juli bekanntgegeben wurde, so Wildmann. Die Aktie hat seit dem letzten Oktober bis 40 Prozent nachgegeben. Enttäuschungen stellten laut Wildmann auch Bobst, Bell, Meyer Burger oder MCH Group dar.

Doch schlecht ist die Grosswetterlage bei den Small und Mid Caps keineswegs. "Wenn man den Firmen-CEO zuhört, dann herrscht überall blauer Himmel, die Bestellungseingänge sind nach wie vor gut", sagt Wildmann. Dennoch geht er davon aus, dass sich die Dynamik bei den Firmen bis Jahresende abschwächen wird.

Die Kosten steigen

Wildmann nennt eine Reihe von Gründe für seine Einschätzung. Im ersten Semester hatte der abgeschwächte Schweizer Franken den Unternehmen noch geholfen. Auf diesen Effekt können die Firmen bis Jahresende im Vergleich zum Zweitsemester 2017 nun nicht mehr zählen. Die Kosten werden zudem steigen aufgrund von Kapazitätsengpässen. Dann, so Wildmann weiter, gebe es Unsicherheiten bei der Zinsentwicklung, beim Faktor Donald Trump und einen möglicherweise ausufernden Handelskrieg sowie eine Schweizer Währung, die zuletzt wieder aufgewertet hat.

Dennoch sieht Wildmann von Research Partners, die 2015 gegründet wurde und von Tamedia-Verwaltungsrat Martin Coninx geleitet wird, auch für das zweite Halbjahr kaufenswerte Aktien. Dazu zählen etwa die Jungfraubahnen, "denen läuft's hervorragend", so Wildmann. Im Juni bekamen die Bahnen die Bewilligung vom Bund für den Bau für das V-Bahnprojekt. Damit wollen die Jungfrau- und die Männlichenbahn die Skigebiete oberhalb von Grindelwald neu erschliessen. Das Projekt ist rund 400 Millionen Franken schwer.

Die Aktie der Jungfraubahn fiel im Mai von 165 Franken auf heute 143 Franken zurück. Ein Mini-Verlust wenn man bedenkt, dass die Aktie Mitte 2009 noch für 35 Franken zu haben war. Research Partners hat ein Kursziel von 190 Franken für die Aktie. Kaufenswert sind für Wildmann auch Gurit, Peach Property oder Conzzeta.

Spezialfall Bossard

Ein Spezialfall bei Research Partners ist der Schraubenhändler und Logistikdienstleister Bossard. Die Aktie ist eine von bloss vier der insgesamt 52 Titeln im Research-Partners-Universum, welche das Label "Verkaufen" tragen. "Wir liegen hier etwas gegen den Markt", gibt Wildmann zu. Die Firma sei zwar hervorragend positioniert, es gebe kaum etwas zu kritisieren. "Das Problem ist: Die Aktie ist extrem teuer, und die Firma ist schlussendlich ein Händler, der gewissen Zyklen unterworfen ist."

Dazu kommt laut Wildmann der Tesla-Faktor: Der Elektroautohersteller ist zwar nur für 6 Prozent des Bossard-Umsatzes verantwortlich. Mit Tesla sind aber hohe Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Sollte bei Tesla etwas passieren oder gar "den Laden zumachen", so Wildmann, dann könnte die Bossard-Aktie abgestraft werden.

Im cash-Börsen-Talk nennt Ronald Wildmann weitere positive Überraschungen bei den Halbjahreszahlen und sagt, ob die Aktie des Kioskbetreibers Valora ein Kauf ist.