Es ist der zweite Führungswechsel bei einem Dax -Konzern innerhalb weniger Tage, nachdem zuvor der Gesundheitskonzern Fresenius das Aus für Stephan Sturm verkündet hat. Beide Manager verbindet, dass sie zuletzt die Gewinnaussichten für das laufende Jahr drastisch kürzen mussten. Adidas hat zuletzt gegenüber der Konkurrenz wie Puma an Boden verloren.

Rorsted und der Aufsichtsrat hätten sich im gegenseitigen Einvernehmen darauf geeinigt, dass der Konzernchef 2023 aus seinem Amt ausscheiden werde, teilte der Adidas am Montag mit. Einen Nachfolger gibt es noch nicht - die Suche habe "begonnen". Rorsted werde so lange das Amt weiterführen. "Nach drei herausfordernden Geschäftsjahren, die weltweit von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie und geopolitischen Spannungen geprägt waren, ist nun der richtige Zeitpunkt, einen Wechsel auf der Position des Vorstandsvorsitzenden einzuleiten, um dem Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Rabe.

Aktie weitet Verluste aus

Die in diesem Jahr bislang schwer gebeutelte Adidas-Aktie weitete ihre Verluste nach den Neuigkeiten etwas aus und fiel zuletzt um gut drei Prozent. Adidas hatte wegen Problemen in China sowie einer zu erwartenden schwächeren Konsumlaune in anderen Ländern Ende Juli die Prognosen gesenkt.

Rorsted ist seit 2016 Chef von Adidas. Er war damals vom Konsumgüterkonzern Henkel nach Herzogenaurach gewechselt. Bei Henkel war er für seine Sanierungserfolge und die Konzentration auf Rendite bekannt. Bei Adidas läutete er einen Strategiewechsel ein, verkaufte die Marken Taylormade, CCM Hockey sowie Reebok und konzentrierte den Konzern ganz auf die Marke Adidas.

Doch Adidas hatte zuletzt im Vergleich mit dem US-Konzern Nike und auch dem Lokalrivalen Puma an Dynamik verloren. Dies zeigte sich bereits vor Beginn der Corona-Pandemie 2019, als sich das Wachstum des sonst so erfolgsverwöhnten Konzerns im Vergleich zur Konkurrenz abschwächte. Zum Beispiel war der europäische Markt damals angesichts glänzender Geschäfte in den USA und China etwas vernachlässigt worden, Adidas setzte hier auf zu sehr Bewährtes und musste gegensteuern.

2019 sollte dabei eigentlich ein Ausrutscher bleiben. Doch danach folgten herbe Einbussen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Doch bereits 2021 legte das Unternehmen den Schalter wieder um und erholte sich rasch, was sich auch im Aktienkurs zeigte, der bis August 2021 auf ein Rekordhoch von 336 Euro kletterte. Danach begann jedoch die Talfahrt, aktuell notiert das Papier bei rund 160 Euro.

Puma ist in Führung

Zuletzt war der viel kleinere Konkurrent Puma Adidas deutlich voraus. Trotz Lieferkettenproblemen, Inflation, dem Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie und einer sich eintrübenden Konsumstimmung steigerte Puma Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr deutlich und erhöhte seine Umsatzprognose.

Für 2022 erwartet Puma weiterhin einen höheren Gewinn - während Adidas inzwischen mit einem Rückgang rechnet. Adidas wurde dabei zum Verhängnis, stärker vom einst so gewinnträchtigen China-Geschäft abhängig zu sein. Doch dies liegt seit einiger Zeit am Boden. Das liegt nicht nur an der Corona-Pandemie, sondern auch an geopolitischen Spannungen zwischen der westlichen Welt mit China, die die Chinesen vermehrt zu chinesischen Marken greifen lässt.

Rorsted verwies am Montag auf die "externen Faktoren". Es habe "viel Kraft gekostet", diese zu bewältigen. "Deshalb ist ein Neustart im kommenden Jahr für das Unternehmen und für mich persönlich richtig und wichtig."

(AWP)