Die Prognosen könnten unterschiedlicher kaum sein: Während die französische Grossbank Société Générale den Swiss Market Index (SMI) über die nächsten 12 Monate auf 8000 Punkte fallen sieht, gibt sich die US-Investmentbank Jefferies vorsichtig optimistisch.

In einem Punkt sind sich die beiden Banken allerdings einig: 2019 könnte zum Jahr der Indexschwergewichte werden. Doch während man bei Société Générale auf die Aktie des Gesundheitskonzerns Novartis setzt und ein Kursziel von 100 Franken veranschlagt, setzen die Amerikaner auf den Genussschein des Erzrivalen Roche sowie auf die Aktie von Nestlé.

Qualitätsaktien sind wieder «en vogue»

Die drei Indexschwergewichte gelten als "defensiv", das Tagesgeschäft dieser Grossunternehmen als weitestgehend von der Wirtschaftsentwicklung unabhängig. Anleger sind vor allem dann gut in den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis aufgehoben, sollte das Börsengeschehen auch 2019 turbulent bleiben.

Dass die Nestlé-Aktie auch bei Baader-Helvea, Vontobel und Morgan Stanley auf der Favoritenliste zu finden ist und man bei Vontobel zudem auf den Genussschein von Roche setzt, spricht jedenfalls Bände. Womöglich rechnen diese Banken nicht mit einer raschen Beruhigung an den Aktienmärkten. Wie Société Générale setzt das Handelshaus Kepler Cheuvreux nicht auf Roche, sondern auf Novartis. Des weiteren rät Kepler Cheuvreux für die ersten drei Monate zum Kauf von Bâloise, Richemont, Schindler, SGS und Sunrise.

Standen noch vor einem Jahr Finanzwerte sowie spätzyklische Aktien (Unternehmen, bei welchen das Tagesgeschäft erst in einer späten Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs in die Gänge kommt), weit oben auf den Empfehlungslisten, sind es diesmal ganz offensichtlich die Qualitätsaktien.

Nicht so recht in dieses Bild will der dritte Aktien-Tipp von Jefferies fürs Jahr 2019 passen. Denn neben den Valoren von Roche und Nestlé setzt die US-Investmentbank auf die des Luftfrachtspezialisten Panalpina. Die vom Welthandel abhängigen Basler gelten schon seit Jahren als eine "Dauerbaustelle". Eine Ergebnisenttäuschung folgt auf die nächste.

Nur noch wenige Banken setzen auf Nebenwerte

Die Wette Jeffries auf die Panalpina-Aktie ist denn auch eine Wette auf eine Übernahme des Luftfrachtspezialisten durch Kühne+Nagel. Seit Wochen wird den beiden Rivalen an der Börse gerüchteweise eine Annäherung nachgesagt. Ins 150 Franken lautende Kursziel sind jedenfalls 30 Franken Übernahmeprämie "verbaut".

Bei aller Zuversicht für Qualitätsaktien sehen einige wenige Banken nach dem Kursdebakel der letzten Monate auch bei den Schweizer Nebenwerten wieder Kaufgelegenheiten - getreu der Devise "das eine tun und das andere nicht lassen". Diese Banken befinden sich aufgrund des zusehends schwierigeren Wirtschaftsumfelds und der geringeren Risikobereitschaft der Anleger allerdings in der Minderheit. Vermutlich sind viele Banken nach der einschneidenden Bewertungskorrektur von 2018 auch einfach nur "gebrannte Kinder".

Übersicht über die Kaufempfehlungen für 2019:

BankKaufsempfehlungen
Baader-HelveaBKW, Huber+Suhner, Kühne+Nagel, Nestlé, Siegfried, Sika, Vifor Pharma
Kepler CheuvreuxBâloise, Richemont, Novartis, Schindler, SGS, Sunrise Communications
JefferiesNestlé, Panalpina, Roche
Morgan StanleyLafargeHolcim, Lindt&Sprüngli, Nestlé
Société GénéraleGeberit, Novartis
VontobelAlso, Dätwyler, Dufry, KTM Industries, Logitech, Nestlé, Oerlikon, Richemont, Roche, Sika, Straumann, Sunrise Communications


Mut beweist zumindest Vontobel und ergänzt die Standardwerte Nestlé, Richemont, Roche und Sika mit den Nebenwerten Also, Dätwyler, Dufry, KTM Industries, Logitech, Oerlikon, Straumann und Sunrise Communications.

Gleich bei mehreren Aktien widersprechen sich die Banken

Für Baader-Helvea gibt es neben den Standardwerten Nestlé, Kühne+Nagel und Sika hingegen kein Vorbeikommen an den Aktien von BKW, Huber+Suhner, Siegfried und Vifor Pharma. Auf das Kursziel von 200 Franken bezogen errechnet sich bei Kühne+Nagel ein Aufwärtspotenzial von mehr als 60 Prozent, bei Vifor Pharma mit 197 Franken sogar eines von 84 Prozent (cash berichtete).

Interessant dabei ist, dass Kepler Cheuvreux Vifor Pharma zu den Aktien zählt, um welche Anleger in den kommenden Monaten besser einen grossen Bogen machen werden. Auch von den Aktien von Sonova, U-blox und Valora raten sie ab.

Übersicht über die Verkaufsempfehlungen für 2019:

BankVerkaufsempfehlungen
Kepler CheuvreuxSonova, U-blox, Valora, Vifor Pharma
Morgan StanleyTemenos
Société GénéraleGivaudan, LafargeHolcim, Zurich Insurance Group


Widersprüchliche Empfehlungen liegen auch zu LafargeHolcim vor. Für Vontobel und die US-Investmentbank Morgan Stanley für 2019 in der Favoritenrolle, führt Société Générale die Aktie des weltgrössten Zementherstellers neben jenen von Givaudan und der Zurich Insurance Group als Schlüsselverkaufsempfehlung.

Blickt man auf die vergangenen 12 Monate zurück, zeigt sich: Gut fuhr vor allem, wer seine Risiken am Schweizer Aktienmarkt beispielsweise mit einem börsenkotierten Indexfonds breit streute. Einzelwetten wie die auf die vor Jahresfrist noch hochgelobte Aktie des Vermögensverwalters GAM (-75 Prozent), kosteten hingegen viel Geld. Auch ein Investment in den Textilmaschinenhersteller Rieter (-46 Prozent), den Sicherheitstechnikkonzern Dormakaba (-35 Prozent) oder das Industrie-Urgestein ABB (-28 Prozent) ging rückblickend nicht auf (cash berichtete).

Immerhin scheinen solche Kurskapriolen bei den diesmal in der Favoritenrolle stehenden Qualitätsaktien von Nestlé, Roche oder Novartis aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.