Mit der Poenina Holding steht am 16. November bereits der sechste Schweizer Börsengang in diesem Jahr an. Für die beim IPO (Initial Public Offering) angebotenen Aktien wurde eine Preisspanne von 40 bis 46 Franken festgelegt, die Marktkapitalisierung wird 100 bis 115 Millionen Franken betragen. Somit wird Poenina - zumindest am Anfang - zu den 25 kleinsten Firmen im Swiss Performance Index (SPI) gehören. Einen ähnlichen Marktwert haben das Medienunternehmen Highlight Event and Entertainment, die Beteiligungsgesellschaft Arundel oder der Maschinenbauer Tornos. Somit kommt Poenina kaum auf den Radar von institutionellen Investoren. 

Poenina wurde 2010 vom Walliser Unternehmer und heutigen CEO Jean Claude Bregy gegründet. Seither ist die Gebäudetechnikgruppe mit Sitz in Opfikon bei Zürich durch zahlreiche Akquisitionen gewachsen. Aktuell besteht Poenina aus neun Gesellschaften und ist mit rund 450 Mitarbeitern an zehn Standorten in der Deutschschweiz präsent. Für das erste Halbjahr 2017 weist das Unternehmen einen Umsatz von 51,8 Millionen Franken und einen Nettogewinn von 2,04 Millionen Franken aus. 

Die Firma ist in den handwerklichen Geschäftsfeldern Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Lüftungstechnik sowie Bedachung und Spenglerei tätig. Mit dem Börsengang soll insbesondere neues Kapital für weitere Übernahmen beschafft werden. "Wir beabsichtigen, weitere Unternehmen mit einer starken lokalen Verankerung zu akquirieren und unseren Marktanteil in einem fragmentierten Markt zu erhöhen", wird Poenina-CEO Jean Claude Bregy in einer Mitteilung zitiert.

Viele Parallelen zu Burkhalter

In einem stark fragmentierten Markt auf Zukäufe von lokal verankerten Betrieben setzen: Dieses Konzept erinnert sehr stark an den seit 2008 an der Schweizer Börse kotierten Elektroinstallateur Burkhalter. Dieser konnte über die Jahre kräftig wachsen, der Aktienkurs hat sich seit Börsengang fast versechsfacht.

Wird nun Poenina wie Burkhalter durchstarten? "Grundsätzlich ist die eingeschlagene Strategie von Poenina nicht schlecht", sagt Urs Emminger, Analyst bei Research Partners in Zürich, auf cash-Anfrage. In der Schweiz gebe es sehr häufig Nachfolgeprobleme bei kleineren und mittleren Firmen in den Bereichen, wo Poenina tätig ist. "Hier sehe ich Potenzial, aber nur wenn akquisitorisch geschickt und preisbewusst vorgegangen wird."

Doch genau hier wird wohl die Krux liegen: Gute Firmen zu einem günstigen Preis zu kaufen, dürfte kein Selbstläufer werden. Denn der überschaubare Schweizer Markt hat kaum mehr Wachstumspotenzial, gleichzeitig kämpfen mit den Tochterfirmen von BKW und Alpiq auch starke Konkurrenten um Marktanteile. Unklar ist auch, ob überhaupt genügend Kapital für starkes Wachstum vorhanden ist.

Ein zusätzliches Fragezeichen wirft die angekündigte Dividendenstrategie auf: Der Verwaltungsrat beabsichtigt, in den nächsten Jahren jeweils mindestens zwei Drittel des erwirtschafteten Konzernergebnisses auszuschütten. Viel akquirieren, aber gleichzeitig auch viel an die Aktionäre auszahlen - geht das auf? "Die geplante, grosszügige Dividendenpolitik passt nicht zur aggressiven Wachstumsstrategie", lautet das Verdikt von Emminger.

Nicht besonders attraktiv für den Markt ist zudem die Anzahl frei handelbarer Aktien nach dem IPO. Nur etwa 34 Prozent der Poenina-Aktien sind für das Publikum bestimmt. Firmengründer und CEO Bregy wird 49 Prozent halten, andere Einzelaktionäre den Rest.

Änlichkeiten sind nicht zufällig

Die Ähnlichkeiten zwischen den Firmen Poenina und Burkhalter sind übrigens nicht zufällig. Personell existieren viele Verflechtungen, selbst auf höchster Ebene: So ist Poenina-Verwaltungsratspräsident Marco Syfrig seit 2008 Burkhalter-CEO. Er übt also gleich zwei sehr wichtige Funktionen in unterschiedlichen börsenkotierten Firmen aus.

Das ist eher eine Rarität. Und auch nicht ganz unproblematisch: Zwar sind Burkhalter und Poenina keine direkten Konkurrenten, doch sind Interessenskonflikte nicht auszuschliessen. Hinzu kommt der hohe zeitliche Aufwand, um beide Aufgaben bestmöglich wahrzunehmen.

Lesen Sie dazu auch den Artikel "Sind Doppel-Präsidenten noch zeitgemäss", in dem cash auch der Frage nachgeht, ob Doppelmandate heikel sind.

Für Analyst Emminger ist diese Doppelbelastung aber mehr Chance als Problem: "Herr Syfrig kann mit seinem Know-How bezüglich Übernahmen Poenina helfen", sagt er zu cash. Gleichzeitig könne dieses Mandat als Verwaltungsratspräsident bei Poenina aber auch ein Zeichen sein, dass er bei Burkhalter mittelfristig seine Funktion als CEO überdenke.

Neben Syfrig hat auch CEO Bregy - der 2015 eine Auszeichnung zum Walliser des Jahres gewann - einen sehr starken Burkhalter-Bezug: Acht Jahre lang war er Chief Operating Officer (COO) bei Burkhalter.