Eine Halbjahresperformance von über 17 Prozent des Swiss Market Index (SMI) ist ausserordentlich. Einen solchen Kursanstieg in einem ersten Semester erlebte der SMI zuletzt 1998. 2013 kam der heutigen Performance noch am nächsten: Damals lautete die Kursdifferenz zwischen Anfang Januar und Ende Juni +12,6 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Börsenplätzen stechen Schweizer Large Caps heraus (cash berichtete). Klar ist: Nach dem Absturz 2018 und dem Tiefstand bei 8138 Punkten kurz vor dem Jahreswechsel bestanden auch gute Voraussetzungen für einen Rebound des SMI. In den vergangenen Monaten hat verstärkt auch eine Tendenz zu defensiven den SMI-Treibern – Nestlé (+26,4 Prozent), Novartis (+20,3 Prozent) und Roche (+12,8 Prozent) noch weiteren Schub verliehen. Der weiter schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China und Sorgen um die Weltkonjunktur bilden weiterhin eine Grundlage für die defensivere Haltung der Märkte.

Auffällig ist im SMI jedoch eine Disparität bei den Uhrentiteln Richemont (+29,8 Prozent) und Swatch (-4,2 Prozent), die mit am stärksten der Verunsicherung durch den Handelskonflikt ausgesetzt sind. Richemont ist der grossen Schmuckmarken diversifizier als Swatch, ausserdem flösst der Ausbau des Richemont-Onlinehandels den Anlegern Vertrauen ein. Beim Vertrieb ist Richemont weiter als Swatch.

Die 20 SMI-Titel im Halbjahr

Obere 10Performance 
seit 1. 1. 2019
Untere 10Performance 
seit 1. 1. 2019
Sika+36,9 ProzentUBS-6,9 Prozent
Richemont+29,8 ProzentSwatch-4,2 Prozent
Lonza+27,6 ProzentAlcon+0,3 Prozent*
Swiss Life+27 ProzentABB+3,7 Prozent
Nestlé+26,4 ProzentSwisscom+3,6 Prozent
Adecco+26 ProzentCredit Suisse+6,8 Prozent
Givaudan+22,8 ProzentSwiss Re+9,9 Prozent
Novartis+20,3 ProzentRoche+12,8 Prozent
Geberit+20 ProzentSGS+13,8 Prozent
LafargeHolcim+18,5 ProzentZurich+16,2 Prozent

*Keine Year-to-Date Performance, Alcon ist erst seit 9. April an der Börse / Daten: cash.ch

Die Kurserfolge bei Richemont verdeutlichen einen zweiten Trend, der neben dem Run auf Defensive das Halbjahr prägte: Gut geführte, flexible und in ihren Märkten führende Unternehmen laufen weiter gut. Ein Beispiel dafür ist SMI-Spitzenreiter Sika (+16,9 Prozent), aber auch eine Reihe gut performender Titel am breiten Markt.

Die satten Kursgewinne von Interroll (+68 Prozent), Kardex (+50,1 Prozent), Belimo (+50 Prozent) wie auch Tornos (+43,2 Prozent), Cicor (+40,9 Prozent) oder Straumann (+37,7 Prozent) zeigen das nach wie vor vorhandene Potenzial von technologisch ausgerichteten Small und Mid Caps auf. Auch Landis+Gyr (+44 Prozent) überzeugte Anfang Mai mit guten Gewinn- und Auftragszahlen und schaffte es so in den Kreis der bestperformenden Titeln. Die Märkte sprechen da eine andere Sprache als die Analysten, die sich weiter zu weigern scheinen, der Aktie Kauf-Ratings zu verleihen.

Solche Aktien stehen durchaus in Gefahr, bei einer weiteren Abkühlung der Konjunktur unter die Räder zu geraten. Sie wären aber auch die ersten, die bei einer Stabilisierung des Wirtschaftswachstums wieder anziehen würden. 

Auffällige Tops und Flops im breiten Schweizer Aktienmarkt

Top-Performer
(Auswahl)
Performance 
seit 1. 1. 2019
Grösste Kursverluste
(Auswahl)
Performance 
seit 1. 1. 2019
Santhera+124 ProzentPolyphor-47 Prozent
Interroll+68 ProzentAsmallworld-41,3 Prozent
Kardex+50,1 ProzentAPG-24,9 Prozent
Belimo+50 ProzentDKSH-17,2 Prozent
Temenos+48 ProzentSchaffner-16,7 Prozent
LandisGyr+44 ProzentMeyer Burger-16,5 Prozent
Tornos+43,2 ProzentSunrise-16,2 Prozent
Cicor+40,9 ProzentImplenia-15,7 Prozent
AMS+41 ProzentDufry-15,5 Prozent
Straumann+37,7 ProzentLeonteq-15,2 Prozent

Mit Nachdruck verdeutlichen die Performance-Ranglisten, dass mit Bank-Aktien weiterhin kein Staat zu machen ist. UBS (-6,9 Prozent) bildet das Schlusslicht, Credit Suisse (+6,8 Prozent) liegt unter der Marktperformance. Julius Bär (+21,9 Prozent) hätte im SMI eine gute Figur gemacht, allerdings wurde die Privatbank im April durch Alcon aus dem SMI vertrieben. Und: Auffällig gut performende Finanzaktien finden sich im breiten Markt dieses Halbjahr nicht.

Die Verliererseite im breiten Swiss Performance Index (SPI) schliesslich besteht traditionell aus volatilen Biotech-Titeln, nicht profitablen Tech-Unternehmen wie Meyer Burger (-16,5 Prozent) oder schillernd-exotischen Aktien wie Asmallworld (-41,3 Prozent), für deren Abstrafung durch die Märkte es gute Gründe gibt. Für einen baldigen Einstieg können diese Aktien nicht empfohlen werden.

Dufry (-15,5 Prozent), Implenia (-15,7 Prozent) oder Sunrise (-16,2 Prozent) - wie auch bei Swatch im SMI - brauchen zwar Geduld, denn es handelt sich um Unternehmen in Übergangsphasen oder solche, die auf bessere Bedingungen warten. Swatch etwa wird weitherum als längerfristiges Investment empfohlen und würde auch davon profitieren, wenn der Handelskonflikt zu einer Lösung käme. Die Verlierer von heute sind schnell einmal Gewinner von morgen - wenn es fundamental stimmt.