Aktieninvestoren mussten in diesem Jahr kreativ sein, um an etwas Rendite zu kommen. Denn die grossen internationalen Märkte sind kaum vom Fleck gekommen: Dow Jones, Nikkei, Dax oder FTSE 100 stehen seit Jahresbeginn alle im Minus. Der Swiss Market Index (SMI) ragt mit 6 Prozent Negativperformance besonders negativ heraus.

Geld verdienen konnte man hingegen an exotischeren Börsenplätzen. Länder wie Brasilien (+9%), Kolumbien (+19%), Peru (+14%), Tunesien (+30), Rumänien (+24%) oder Italien (+13%) gehören laut Daten des Indexanbieters MSCI zu den internationalen Spitzenreitern.

Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Vermögensflüssen an der Schweizer Börse. Im laufend wachsenden Segment der Exchange Traded Funds (ETF) wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 31,6 Milliarden Franken umgesetzt. Der meistgehandelte ETF war dabei ein UBS-Produkt, das Large und Mid Caps aus Industrie- und Schwellenländern enthält und bislang auf eine Nullrendite kommt.

Schwellenländer im Fokus

In Bezug auf die Performance dominierten im ersten Quartal aber ganz andere ETF. Die beste Wertentwicklung zeigte ein Vietnam-ETF (+16 Prozent), der 22 Unternehmen von der Ho Chi Minh Stock Exchange abbildet. Wichtiges Kriterium bei der Auswahl: Eine genügend grosse Anzahl Aktien muss für ausländische Investoren verfügbar sein. Darunter der Mischkonzern Vingroup (Hotels, Gesundheit, Detailhandel), der Lebensmittelproduzent Vinamilk oder das grosse Finanzhaus Vietcombank.

Vietnam ist eine der dynamischsten Volkswirtschaften Südostasiens. Der Aktienmarkt profitiert zusätzlich von einer Privatisierungswelle staatlicher Unternehmen.  Das erhöht die Liquidität und rückt das Land näher an eine Aufnahme in den MSCI Emerging Asia Index. All das dürfte dem Markt weiteres Kurspotenzial verleihen.

Wie die Daten der Börsenbetreiberin SIX weiter zeigen, war Brasilien das zweite Trendland bei Schweizer ETF-Anlegern. Fünf Brasilien-ETF auf den ersten zehn Rängen verdeutlichen das Comeback des Schwellenlandes (siehe Tabelle). Nach zwei Jahren Rezession scheint Brasilien die Trendwende zu gelingen, und die Börse nimmt das schon mal vorweg: Der Leitindex Bovespa kletterte im Februar auf ein neues Allzeithoch. Wenn durch die Politik keine Unruhe an die Märkte kommt, sind auch hier die Perspektiven weiterhin intakt.

Anlagetrends sind nicht nur bei den Ländern sichtbar, sondern auch bei den Firmensektoren. Der Gesundheits-ETF von iShares setzt auf Unternehmen, die bei der medizinischen Innovation in Industrie- und Schwellenländern führend sind. Die grössten Positionen sind eher kleine Pharma-Titel, auch solche aus dem volatilen Biotech-Bereich.

Aus Schweizer Sicht ist das gute Abschneiden dieses ETF umso erstaunlicher, als die drei Gesundheits-Aktien aus dem SMI – Lonza, Novartis und Roche – in diesem Jahr unterdurchschnittlich performen. Lonza und Roche sind übrigens auch Teil des iShares-ETF, allerdings mit ganz kleinen Anteilen am Portfolio.

Der zweite auffällige Themen-ETF ist in Cybersecurity-Unternehmen investiert. Während das Geschäft mit Sicherheit rund um digitale Anwendungen definitiv ein Zukunftsmarkt ist, wartet die Schweiz noch auf einen Überflieger aus diesem Bereich. Wisekey hat seit dem Börsengang vor zwei Jahren unter dem Strich Wert verloren, die Kudelski-Aktie steht auf dem tiefsten Stand seit fünf Jahren.

Energie und Edelmetalle unter den Verlierern

Auf der anderen Seite hatten vor allem ETF aus zwei Bereichen mit besonders hohen Verlusten zu kämpfen: US-Energie-Infrastruktur und Edelmetalle. Sie machen acht der zehn schlechtesten ETF an der SIX aus. Zwar hat sich der Goldpreis unlängst sehr robust gezeigt. Doch die entsprechenden ETF sind in Goldminen-Aktien investiert und haben sich im ersten Quartal nicht gleich entwickelt wie der Goldpreis.

Nachdem Minen- und Energie-Aktien einen schlechten Jahresstart erwischten, ist seit einigen Wochen eine deutliche Trendumkehr zu beobachten. Auch der Preis für Rohöl notiert auf dem höchsten Stand seit mehr als drei Jahren.

Auch der SMI ist auf der Flop-Rangliste vertreten. Der gehebelte ETF auf den Schweizer Leitindex hat im ersten Quartal rund 12 Prozent verloren. Diese Wette könnte in Zukunft wieder aufgehen, wenn sich die zögerliche Erholung am Aktienmarkt der letzten Handelstage fortsetzt.