"Die Intensität des Schocks wird von der Dauer und dem Ausmass des bewaffneten Konflikts abhängen", sagt Patrick Linden, Geschäftsführer Deutschland beim Vermögensverwalter Clartan. "Und die Inflation, die ja bereits seit einigen Monaten die Gemüter bewegt, wird noch weiter angetrieben von den Spannungen bei den Rohstoffpreisen."
Anders als die Europäische Zentralbank (EZB), die wohl auf absehbare Zeit nicht an der Zinsschraube drehen wird, gilt für die Bank von England und die US-Notenbank Fed eine Anhebung der Schlüsselsätze um jeweils einen Viertel Prozentpunkt an den Börsen als ausgemacht. "Die US-Notenbank kann es sich nicht leisten, abzuwarten und zu sehen, wie die Finanzmärkte auf den geopolitischen Konflikt reagieren", sagt Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets unter Hinweis auf die höchste US-Inflationsrate seit 40 Jahren.
Erhöhte Volatilität voraus
Daneben richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit auf Aussagen zum geplanten Abbau der Wertpapierbestände, der sogenannten Quantitativen Straffung. Dieses Thema bereite ihm Sorgen, sagt Benjamin Melman, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Edmond de Rothschild. "In ihren Mitteilungen erkennen die Fed und einige ihrer Mitglieder an, dass sie den vollen Umfang der Auswirkungen dieser Politik nicht kennen." Daher müsse mit weiteren Kursturbulenzen gerechnet werden, zumal die Details dieser Pläne noch offen seien.
Bei den Konjunkturdaten rücken die Stimmungsbarometer ins Blickfeld. Investoren werden sie daraufhin abklopfen, wie stark sich der Ukraine-Krieg in den Zahlen niederschlägt. Am Freitag stehen die US-Frühindikatoren auf dem Terminplan. Experten erwarten für Februar einen Anstieg um 0,2 Prozent.
Daneben hält eine erneute Welle von Firmenbilanzen Investoren auf Trab. In der Schweiz legen am Dienstag unter anderem die Industriegruppen Bystronic (ehemals Conzzeta), Komax und Metall Zug die Zahlen vor. Am Mittwoch folgen die unter anderem in Weissrussland respektive Ukraine tätigen Firmen Stadler Rail und Vetropack. Für Donnerstag ist die Bilanzmedienkonferenz von Swatch vorgesehen, während am Freitag Bachem über die Zahlen orientieren wird.
Hexensabbat am Freitag
Im Ausland öffnen der Modehändler H&M oder FedEx ihre Bücher. Bei Rheinmetall warten Investoren gespannt auf den Ausblick, nachdem die Aktien des Herstellers von "Leopard 2"-Panzern wegen der westlichen Aufrüstungspläne als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine binnen zwei Wochen rund 60 Prozent zugelegt haben.
Zudem verfallen am Freitag in einem sogenannten Hexensabbat Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
(Reuters/cash)