Die Einführung von Zöllen auf Goldbarren von einem Kilogramm und 100 Unzen in den USA sorgt für neue Turbulenzen auf dem globalen Goldmarkt und droht, die Handelsströme aus der Schweiz und anderen wichtigen Raffinerien zu beeinträchtigen. Der Goldpreis dürfte davon einmal mehr profitieren. Dieser notiert am Freitagnachmittag in Zürich unverändert bei 3400 Dollar und steht damit rund 3 Prozent unter dem Allzeithoch.
Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde hat klargestellt, dass die Goldbarren Zöllen unterliegen und nicht, wie die Branche zunächst angenommen hatte, von der Steuer befreit sind. Dies berichtete die Financial Times - mehr dazu hier. Entgegen den ersten Befürchtungen blieben grössere Verwerfungen an den Kapitalmärkten aus, wie die UBS-Strategin Joni Teves in einer Kundennotiz am Freitag schrieb.
«Die Leasingraten haben sich kaum verändert. Das lässt darauf schliessen, dass auf den Märkten in London und Zürich reichlich Edelmetall verfügbar ist», meint die UBS-Expertin. Dies deutet wahrscheinlich auch darauf hin, dass der Markt angesichts der möglicherweise bereits geltenden Zölle für Kilobarren und 100-Unzen-Barren nicht wie bisher reagieren kann, indem er Barren in London kauft, diese zum Umgiessen in die Schweiz verschifft und dann in die USA an die Comex-Lagerhäuser zur Besicherung des Terminhandels ausliefert.
Entsprechend ist die Unsicherheit im Moment spürbar. Bis Klarheit herrscht, dürfte die Nervosität auf den Gold- und den Edelmetallmärkten sehr gross bleiben, meint die Expertin der UBS weiter. Eine Anpassung der Märkte dürfte Zeit dabei in Anspruch nehmen.
Langfristig werfe die Existenz von US-Zöllen auf lieferbare Goldprodukte unter anderem die Frage auf, welche Rolle der Terminhandel in den USA als Absicherungsinstrument noch spielen werde und ob andere Handelsplätze letztendlich als Alternativen in Erscheinung treten, so Teves von der UBS weiter.
Wie viel Potenzial steckt im gelben Edelmetall?
Die Zentralbanken kaufen weiterhin Gold, Trumps Handelskrieg dauert an, die geopolitischen Risiken bleiben hoch und die ETF-Gold-Bestände wachsen weiter – all das stützt den Goldpreis auf dem aktuellen Niveau, schreiben die Ökonomen der ING Bank in einem Kommentar vom Donnerstag. Die Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed könnten dabei der fehlende Katalysator sein, um die rekordverdächtige Rallye erneut anzukurbeln. Der Goldpreis könnte innert Jahresfrist bis auf 3'550 Dollar steigen.
Besonders optimistisch zeigt sich die US-Investmentbank Goldman Sachs, die per Ende 2025 ein Preisziel von 3'700 Dollar aufruft. Sollte die USA in eine Rezession abdriften, könnte der Goldpreis gar auf 3'880 Dollar klettern, so die Experten von Goldman Sachs.
Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisen, ist schon längere Zeit ein Fan von Gold, wie er im cash-Interview hier vor 20 Monaten erklärte. Der Experte rechnet - unabhängig von der nun auftauchenden Gold-Zoll-Thematik - mit weiter steigenden Notierungen beim gelben Edelmetall. Anlegerinnen und Anleger sollten dabei entweder direkt physisches Gold kaufen oder auf Gold-ETFs mit einer physischen Goldhinterlegung setzen. «Papiergold ist am Ende des Tages nur das Papier wert», so Geissbühler.
Ein Anhänger des physischen Goldes ist auch Hans-Peter Schmid, CEO der Bank von Roll in Zürich. Die Bank ist in ihrer Anlagepolitik klassisch aufgestellt, wobei Schmid besonders die positiven Eigenschaften dieses Edelmetalls wie sehr liquide, langfristig stabil und absichernd in volatilen Zeiten als Merkmale hervorhebt. Die Bank von Roll lagert das für Kunden gehaltene Gold im eigenen Tresor.
Umstritten ist unter Experten nach wie vor, wie hoch der Goldanteil in einem Depot sein soll. Während Geissbühler von Raiffeisen jüngst die Quote auf 8 Prozent aufgestockt hatte, raten andere Experten zu einem noch höheren oder einem geringeren Anteil im Portfolio. Die Höhe der Goldposition sollte sich dabei an der Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger orientieren, da der Preis des gelben Edelmetalls volatil ist. Dazu mehr im Leitfaden zu den Gewichtungen hier.