Der Automobilmarkt macht momentan eine grosse Transformation durch. Das Objekt der Stunde ist kein Benzinschlucker, sondern ein E-Auto. Die Motivation zum Kauf mag verschieden sein. Ob aus Umweltüberlegungen oder weil es einfach cool ist: Die Konsequenz ist in beiden Fällen eine steigende Nachfrage nach Elektroautos.

Diese Entwicklung bildet sich in den offiziellen Statistiken ab. In der Schweiz erreichen E-Autos bei Neuzulassungen aktuell einen Marktanteil von 5,3 Prozent. Die Tendenz steigend aber deutlich. Und in den zehn grössten europäischen Märkten stieg die Anzahl der Neuzulassungen von E-Autos im ersten Halbjahr 2020 gegenüber der Vorjahresperiode um 26 Prozent.

Befeuert wird der Boom nicht nur durch das gestärkte Konsumenteninteresse, sondern auch durch die Umweltpolitik zahlreicher Regierungen. Der Bloomberg Electric Vehicle Outlook 2020 geht davon aus, dass 2025 10 Prozent, 2030 28 Prozent und 2040 58 Prozent aller weltweit verkauften Fahrzeuge elektrisch sein werden. Von diesem Boom profitieren schlussendlich auch die Batteriehersteller, die mit ihrem Produkt eine Schlüsselposition in der Produktion von Elektrofahrzeugen einnehmen.

Lithium-Ionen-Batterien als Herzstück

Das eigentliche Herzstück eines jeden E-Autos ist die Lithium-Ionen-Batterie. Dieser Energiespeicher bestimmt zum grösstenteils den Preis und die Reichweite des Fahrzeugs . Die Nachfrage nach Batterien wächst zudem relativ stärker als die der E-Autos. Kunden wollen immer mehr Reichweite und zudem eine Luxusaustattung mit zahlreichen Gadgets: Dadurch steigt der Energiebedarf.

Die erhöhte Nachfrage nach den verwendeten Lithium-Ionen-Batterien führt dazu, dass Batteriehersteller immer mehr in der Lage sind, ihre Kosten zu senken. Dies erhöht wiederum die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und damit nach noch mehr Batterien. Statt sich nur auf die in starker Konkurrenz stehender E-Autohersteller zu konzentrieren, sollten Anleger daher Investitionen in Batterieproduzenten in Betracht ziehen – Batterien werden so oder so benötigt. cash.ch listet die wichtigsten Player auf:

PanasonicTesla-Lieferant mit Aufholpotential?

Denkt man an Elektrofahrzeuge, denkt man sofort an den E-Auto-Pionier Tesla. Doch das Kernstück, die Batterien, wird zumindest für die Tesla-Gigafactory 1 im amerikanischen Nevada vom japanischen Elektronikkonzern Panasonic vor Ort hergestellt. Im Juni wurde ein neuer Drei-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Der japanische Batteriehersteller ist 2019 auch mit Toyota eine Partnerschaft eingegangen. Aus dieser Kooperation werden zukünftig Mazda, Subaru und Daihatsu ihre Batterien beziehen.

Trotz diesen guten Voraussetzungen liegt der Aktienkurs des drittgrössten E-Auto-Batterieherstellers der Welt um 7 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Das von Bloomberg erhobene durchschnittliche Aufwärtspotenzial beträgt einzig 11 Prozent. Mit einem Investment in Panasonic partizipiert man wegen der breiten Produktpalette - von Druckpatronen bis zu Profi-Haarschneidemaschinen – aber schlussendlich nur zu einem kleinen Teil am E-Auto-Boom.

Performance der Samsung-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

LG Chem – Südkoreanischer Gigant mit positivem Ausblick

Der südkoreanische LG Chem ist der grösste Hersteller von Batterien für E-Autos. Ende Mai hatte der Konzern einen Marktanteil von 24 Prozent erreicht und damit seinen chinesischen Konkurrenten Amperex Technology überholt. Zu den Kunden zählt auch die Tesla-Gigafactory in Shanghai. Neben Tesla gehören auch Renault in Europa und General Motors in den USA zum Kundenstamm.

Für das laufende Jahr geht der Batteriehersteller von einem Rekordumsatz von 11 Milliarden Dollar mit Batterie-Zellen voraus. Und das berauschende Wachstum soll auch zukünftig weitergehen. Das Unternehmen erwartet, dass sich der Umsatz aus dem Batteriegeschäft bis 2025 verdoppeln wird. Dieser positive Ausblick schlägt sich auch in der Aktienentwicklung nieder: Plus 133 Prozent seit Jahresbeginn – 97 Prozent aller von Bloomberg befragten  Analysten empfehlen ein "Buy".

Amperex Technology – Konkurrenzlos günstig

Der grösste Lithium-Ionen-Batteriehersteller Chinas ist erst seit Juni 2018 börsenkotiert und trotzdem hat sich der Wert der Aktien schon fast vervierfacht. Allein in diesem Jahr gewinnen die "lithium-befeuerten" Papiere 84 Prozent an Wert.

In Europa ist das Unternehmen bekannt, weil es eine strategische Partnerschaft mit Daimler unterhält. Im einheimischen Markt sind SAIC Motor und Geely Kunden. Doch auch für Tesla liefert der Amperex Technology seit dem Start der Tesla-Gigafactory in Shanghai Batterien für das Model 3 und Model Y. Der Vorteil des chinesischen Giganten: Konkurrenzlos günstige Preise.

Tesla – Anspruch auf komplette Wertschöpfungskette

Auch der Elektrofahrzeugpionier Tesla hat im Batteriegeschäft seine Finger im Spiel. Tesla ist nicht nur ein Autohersteller, sondern hat den Anspruch, auch die Batterien selbst zu entwickeln und schlussendlich herzustellen – zumindest letzteres ist bis jetzt noch nicht der Fall. Man strebt aber in allen Bereichen eine Führungsrolle an. Der Aktienkurs bildet diesen Anspruch auf jeden Fall schon ab: Plus 244 Prozent seit Jahresbeginn.

Performance der Tesla-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

2019 übernahm Tesla den in San Diego ansässigen Energiespeicher-Spezialisten Maxwell. Schon zuvor hatte Tesla informell die beste Batterietechnologie in der Autoindustrie. Dank der Maxwell-Technologie könnte diese Rolle für die Zukunft zementiert werden.

Analysten und Anleger erwarten gespannt den "Battery Day" am 22. September  von Tesla. Für Tesla-Gründer Elon Musk ist schon jetzt klar: "Das wird einer der aufregendsten Tage der Tesla-Geschichte". Es hält sich schon lange das Gerücht, dass Tesla künftig den Bau der Batteriezellen übernehmen und damit zumindest einen Teil der Tesla-Fahrzeuge bestücken will. Spezialmaschinen hierzu hat Tesla schon vor einiger Zeit bestellt. Eine Bestätigung des Vorhabens am "Battery Day"  könnte den Aktienkurs weiter antreiben.

BYD – Ein Alleskönner

Der chinesische Autobauer ist dort, wo Tesla vermutlich hinwill. Er produziert eigene Lithium-Ionen-Batterien. Es wird schon darüber spekuliert, ob BYD als Zulieferer von Batteriezellen den Zuschlag von Ford und Jaguar Land Rover bekommt. Dies umso mehr, da BYD mit ihrer neuen "Blade Battery" neue Massstäbe für Sicherheit und Reichweite bietet.

Die Aktien von BYD kennen seit der Präsentation der "Blade Battery" Ende April nur eine Richtung: Aufwärts. Seit Jahresbeginn gewinnen die Wertpapiere 89 Prozent an Wert. Wer auf BYD setzt, kann vom E-Autoboom auf zweifache Weise profitieren. BYD heisst übrigens ausgeschrieben "Build Your Dreams". 

ETFs und Lithiumproduzenten als gute Alternative

Der Boom bei E-Autos führt nicht nur dazu, dass mehr Batterien produziert werden, sondern auch das der zugrundliegende Rohstoff Lithium mehr Nachfrage erfährt. Ein Anleger kann davon auf zwei Arten profitieren.

Die erste Möglichkeit besteht darin, Aktien von Chemie- und Minenunternehmen zu kaufen: Gerade vier Unternehmen stehen für einen grossen Teil des weltweiten Lithium-Angebots. Öffentlich handelbar sind die Chemiekonzerne Albemarle, Sociedad Quimica y Minera De Chile und FMC. Ein reiner Bergbaukonzerne im Lithiumabbau ist beispielsweise das australische Orocobre. Toyota arbeitet mit diesem zusammen, um sich so Lithium für Batterien der zukünftigen Toyota-E-Autos zu sichern.

Alternativ zu einem Investment in einen Batteriehersteller oder Lithiumproduzenten bietet sich der Global X Lithium & Battery Tech ETF (Exchange Traded Funds) an. Dieser Lithium-ETF bietet dem Anleger einen Zugang zu einer breit gestreuten Auswahl an Unternehmen, die sich mit Lithiumabbau, -veredelung und der Produktion von Batterien beschäftigen. Die anfallenden Kosten liegen bei 0,75 Prozent. Der Kursgewinn seit Jahresbeginn beträgt 42 Prozent.

Doch auch der Amplify Advanced Battery Metals and Materials ETF ist eine gute Alternative. Dieses konzentriert sich nicht nur auf Lithium, sondern deckt mehrere Batteriemetalle ab: Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan und Grafit. Der ETF verrechnet jährliche Gesamtkosten von 0,92 Prozent. Die Diversifikation schlägt sich auf den Kursverlauf nieder: seit Jahresbeginn verliert das ETF 2 Prozent.

Eine andere alternative Antriebstechnologie, die momentan viel Aufmerksamkeit erfährt, ist die Wasserstofftechnologie. cash hat hier darüber berichtet.

ManuelBoeck
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