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Wenn ein Unternehmen über Jahre hinweg alles richtig macht, müsste sich das eigentlich in der Kursentwicklung der eigenen Aktie niederschlagen. So will es zumindest die Theorie der effizienten Kapitalmärkte. Sie besagt, dass der Kurs einer Aktie neue und wertrelevante Informationen unverzüglich widerspiegelt.

Soweit die Theorie. Doch die Realität sieht meist ganz anders aus. Manchmal dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis solche Informationen eingepreist sind. Wenig aussagekräftig ist die Kursentwicklung deshalb auch bei der Beurteilung, welche Unternehmen in den letzten Jahren denn am meisten Aktionärswerte schufen.

Für Abhilfe sorgt nun die UBS mit einem Strategiepapier zum Thema Schaffung von Aktionärswerten bei mittelgrossen Schweizer Unternehmen. Auf nicht weniger als 20 Seiten präsentieren die für dieses Titelsegment zuständigen Analysten wie Joern Iffert, Fabian Haecki oder Patrick Rafaisz dem Leser eine Rangliste.

Ganz oben auf dieser Rangliste stehen Unternehmen, die in den vergangenen fünf Jahren sowohl den operativen Gewinn (EBIT) im Verhältnis zur Grösse der Belegschaft deutlich steigern und zudem auch eine möglichst hohe Rendite auf dem durchschnittlich investierten Kapital (ROIC) erzielen konnten.

Unnötig zu erwähnen, dass sich nicht nur unter den Unternehmen mit den besten, sondern auch bei jenen mit den schlechtesten Ergebnissen einige überraschende Namen finden. Und noch etwas überrascht: Ob ein Unternehmen gut oder schlecht abgeschnitten hat, ist kaum davon abhängig, aus welchem Wirtschaftszweig es stammt.

Die Goldmedaille muss sich der Lausanner Peripheriegerätehersteller Logitech mit dem Börsendebütanten Stadler Rail teilen. Das dürfte vor allem den hemdsärmeligen Patron und Alt-Nationalrat Peter Spuhler freuen. Sein Unternehmen konnte vor allem bei der Rendite auf dem durchschnittlich eingesetzten Kapital (ROIC) punkten.

Kursentwicklung der Aktien von Logitech über die letzten fünf Jahre. (Quelle: cash.ch)

Auf Platz zwei ist mit der VAT Group ein ebenfalls noch nicht sehr lange an der Börse kotiertes Unternehmen zu finden. Erst am Freitag erklärte der Rheintaler Vakuumventilespezialist die Kurzarbeit für die Produktion am Hauptsitz in Haag für beendet.

Nichtsdestotrotz steigerte das Unternehmen den operativen Gewinn pro Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren um jährlich fast 10 Prozent. In dieser Zeit lag die Rendite auf dem Gesamtkapital bei durchschnittlich 50 Prozent - beides betriebswirtschaftliche Traumgrössen.

Auch die Bronzemedaille geht an zwei Unternehmen: Nämlich an die Genfer Bankensoftwareschmiede Temenos und an den Spezialitätenchemiehersteller Ems Chemie. Während Temenos beim operativen Gewinnwachstum je Mitarbeiter von gut 9 Prozent die Nase vorn hat, kann Ems Chemie mit der Rendite auf dem durchschnittlich investierten Kapital (ROIC) von knapp 35 Prozent aufwarten.

Doch auch der Halbleiterzulieferer Inficon oder der Bauchemieproduzent Sika stehen weit oben auf der Gewinnerliste, wenn es darum geht, Aktionärswerte zu schaffen. Dort treffen sie übrigens auf den Stromzählerhersteller Landis+Gyr sowie den Sicherheitstechnikspezialisten Dormakaba. Diese beiden Unternehmen galten am Schweizer Aktienmarkt bis vor wenigen Monaten noch als Prügelknaben.

Die undankbare Rolle des Schlusslichts auf der von der UBS erstellten Liste wird übrigens dem Sensorenhersteller AMS zuteil - auch das eine ziemliche Überraschung. Der operative Gewinn pro Mitarbeiter schmolz beim Zulieferunternehmen in den vergangenen fünf Jahren um jährlich 29 Prozent, die Rendite auf dem durchschnittlich eingesetzten Kapital liegt bei minus 3 Prozent. Mit anderen Worten: Der Apple-Zulieferer hat unter dem Strich gar Aktionärswerte vernichtet.

Aufstieg und Fall der AMS-Aktien über die letzten fünf Jahre. (Quelle: cash.ch)

Dasselbe gilt für die Versandapotheke Zur Rose und den Solarzulieferer Meyer Burger. Sie schneiden sogar noch verheerender als der hochverschuldete Backwarenhersteller Aryzta oder der sich immer wieder von neuem erfindende Technologiekonzern Kudelski ab.

Endlich habe ich es schwarz auf weiss, was mir mein Bauchgefühl bei einigen Unternehmen wie Sika, Logitech oder VAT Group im positiven Sinne und bei Zur Rose, Meyer Burger und AMS im negativen Sinne schon seit längerer Zeit sagt. Ein grosses Lob gebührt an dieser Stelle den Aktienanalysten der UBS für diese Fleissarbeit. Das Strategiepapier ist ein Muss für jeden Schweizer Aktienanleger.

Dass die Sieger der Erhebung zu den besten Aktien der letzten Jahre und die Aktien der Schlusslichter zu den relativen Verlierern zählen, spricht Bände - und zeigt: An der Börse wird die Schaffung von Aktionärswerten durchaus honoriert. Spannend wäre noch zu wissen, ob auch die Arbeitgeberin der UBS-Analysten in den letzten fünf Jahren Aktionärswerte generieren konnte...
 

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