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Am einen Tag 5 Prozent runter und am nächsten 2 Prozent rauf. Den Aktionären des Vermögensverwalter GAM werden starke Nerven abverlangt. Einst eine gefeierte Dividendenperle, verkommen die Aktien der einstigen Julius-Bär-Tochter immer mehr zum Spielball von Spekulanten.

Daran dürfte sich wohl so schnell nichts ändern. Denn seit dem heutigen Freitagmorgen ist bekannt, dass ein Fonds aus dem Hedgefonds-Imperium des amerikanischen Milliardärs George Soros beim angeschlagenen Vermögensverwalter eingestiegen ist.

Der Einstieg Soros ruft Trittbrettfahrer auf den Plan. Sie hoffen auf einen Verkauf des Unternehmens ins Ausland und wittern das schnelle Geld.

Übernahmespekulationen verleihen den GAM-Aktien Flügel (Quelle: www.cash.ch)

Unter uns gesagt: Eigentlich ist auch der amerikanische Milliardär mit seinen gerademal etwas mehr als 3 Prozent nichts weiter als ein Trittbrettfahrer - wenn auch einer mit einem Namen für Spezialsituationen. Denn das Zepter liegt weiterhin fest in der Hand des langjährigen Grossaktionärs Silchester International. In der Spitze vereinte der Rivale fast 19 Prozent der Stimmen auf sich. Ob das auch heute noch so ist, ist nicht bekannt. Mindestens 15 Prozent müssten es aber noch sein, wäre der Vermögensverwalter ansonsten doch meldepflichtig geworden.

Interessant ist, dass sich erst vor wenigen Wochen mit der britischen Schroders ein weiterer Rivale mit gut 3 Prozent bei GAM eingenistet hat. Fragt sich, welche Absichten diese beiden Grossaktionäre mit ihren Aktienpaketen verfolgen. Vermutlich werden wir das erst erfahren, wenn ein konkretes Übernahmeangebot vorliegt.

Die Beteiligungsnahme des Fonds aus dem Hedgefonds-Imperium von George Soros an GAM ist in diesen Tagen nicht die einzige spannende Beteiligungsveränderung.

Signalwirkung hat auch der Einstieg einer belgischen Aktionärsgruppe bei Idorsia. Hinter der Aktionärsgruppe – sie hält neuerdings 3,63 Prozent der Stimmen, 2,47 Prozent in Form von Aktien - steht der französische Industrielle Georges Gaspard. Da es sich beim Baselbieter Pharmaentwickler um ein branchenfremdes Unternehmen handelt, liegt die Vermutung nahe, dass sich Gaspard und das Gründerehepaar Jean-Paul und Martine Clozel kennen. Sollte dem so sein, würde das von Zuversicht seitens des ebenfalls substanziell beteiligten Gründerehepaars zeugen.

Apropos Aktionärsgruppe: Nach Ablauf der Sperrfrist löst sich beim Pharmaunternehmen Polyphor gut ein Jahr nach dem Börsengang die Aktionärsgruppe um die Altaktionäre Peter Grogg und Rudolf Maag auf. Bachem-Gründer Grogg hält als Einzelaktionär gut 11 Prozent der Stimmen, der Medizinaltechnik-Pionier Maag rund 8,6 Prozent.

Kursentwicklung der Aktien von Polyphor seit dem Börsengang vom Mai 2018 (Quelle: www.cash.ch)

Für gewöhnlich nutzen Altaktionäre den Ablauf der Sperrfrist, um sich von Aktien zu trennen. Ob das auch bei Polyphor der Fall ist, wird sich zeigen müssen. Im Zuge eines Rückschlags beim Antibiotikum Murepavadin halbierte sich der Kurs der Aktien des Baselbieter Pharmaunternehmens vor wenigen Wochen. Gegenüber dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken errechnet sich sogar ein Minus von fast 70 Prozent.

Am gestrigen Donnerstag schrieben die Strategen der UBS noch, dass amerikanische Grossinvestoren erstmals seit 15 langen Monaten nicht mehr als Nettoverkäufer von europäischen Aktien in Erscheinung treten.

Wie zwei Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX verraten, haben sich zumindest zwei amerikanische Grossinvestoren bei den beiden Vermögensverwaltern Julius Bär und EFG International bis vor einer Woche noch von Aktien getrennt. Die Capital Group reduzierte ihre Beteiligung an EFG International auf 2,87 (zuvor 3,12) Prozent, die Rivalin Wellington ihre Beteiligung an Julius Bär auf 4,97 (zuvor 5,3) Prozent.

Julius Bär und EFG International haben eines gemeinsam: Beide Unternehmen warteten jüngst mit einem enttäuschenden Zwischenbericht auf.

Immer wieder liefern die bei der Schweizer Börse SIX eingehenden Beteiligungsmeldungen interessante Einblicke ins Tun bedeutender Aktionäre. Anleger können diese Informationen durchaus für ihren Vorteil nutzen. Trittbrettfahrer seien allerdings gewarnt: Investoren vom Schlag eines George Soros verfolgen knallhart Eigeninteressen und spielen die anderen Aktionäre - wenn es dem eigenen Vorteil dient - gnadenlos an die Wand. Gerade kleine Aktionäre sind für diese Investoren nicht selten bloss Mittel zum Zweck...

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