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Als ich am Montagmittag eher zufällig die Aktien von Sonova zum Hauptthema meiner Kolumne machte, war mir noch nicht bewusst, welch zweifelhafte Ehre dem Weltmarktführer aus Stäfa zuteil werden würde.
In einem mir aus London zugespielten Strategiepapier sprechen die für Barclays tätigen Autoren nämlich eine Verkaufsempfehlung für fünf europäische Aktien aus – darunter auch für jene des Hörgeräteherstellers. Sie treffen dort auf die Valoren der Versicherungsgruppe Aegon, des Stromproduzenten E.ON und des Bergbauunternehmens BHP. Ebenfalls auf der Liste zu finden sind jene der UBS.
Es bleibt bei diesen Aktien nicht nur bei einer taktischen Verkaufsempfehlung. Die dem «Specialist Sales Team» der britischen Grossbank angehörenden Strategen raten ihrer Anlagekundschaft sogar gezielt zu Leerverkäufen. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass es sich hierbei um eine Empfehlung für institutionelle Grossinvestoren und vermögende Privatanleger handelt.
Im Gegenzug werden die Valoren von Lloyds, London Stock Exchange, Redeia, Rio Tinto und Bayer taktisch als «Top Longs» zum Kauf angepriesen.
Der Kurs der UBS-Aktien konnte in den letzten 12 Monaten nur leicht zulegen (Quelle: www.cash.ch)
Mich überrascht nicht, auf der Liste der «Top Shorts» gleich auf zwei Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) zu stossen. Wie mir von unterschiedlichster Seite berichtet wird, machen ausländische Grossinvestoren momentan einen grossen Bogen um unseren Heimmarkt – mal wieder. Weshalb sollen da nicht zwei der hiesigen «Blue Chips» für Leerverkäufe herhalten?
Zumindest in einem Punkt sind die Briten konsequent, stufen die hauseigenen Analysten die beiden Aktien doch mit «Underweight» ein. Bei den Valoren von Sonova liegt das Kursziel mit 225 Franken allerdings nur unwesentlich unter den am Dienstagabend bezahlten 230 Franken. Ganz anders bei der UBS: Mit 21 Franken lässt sich vom Kursziel – sofern dieses denn überhaupt noch aktuell ist – ein rechnerisches Abwärtspotenzial von nicht weniger als 35 Prozent gegenüber den zuletzt bezahlten 32 Franken ableiten. Es ist somit das tiefste mir bekannte Kursziel überhaupt für die Aktien der grössten Schweizer Bank.
So wie ich eine eher beiläufige Passage im Strategiepapier verstanden habe, kürt die britische Barclays alle paar Tage neue «Top Longs» und «Top Shorts». Mal schauen, ob die Schweiz bei den «Top Shorts» auch künftig so prominent vertreten ist...
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Nur wenige Wochen ist es her, dass sich die Aktionärsgruppe um den schwedischen Finanzinvestor EQT eines weiteren Galderma-Teilpakets entledigte. Insgesamt wurden damals 17 Millionen Aktien zu 123 Franken je Stück platziert. Mehr als zwei Milliarden Franken spülte die Transaktion so in die Kassen der Ankeraktionäre.
Zeitnah meldete das Dermatologieunternehmen der SIX Swiss Exchange drei Titelverkäufe aus der Chef-Etage und dem Verwaltungsrat im Gesamtbetrag von mehr als 20 Millionen Franken.
Beeindruckende Kursentwicklung der Aktien von Galderma seit dem Börsengang vom März 2024 (Quelle: www.cash.ch)
Die Börse schien das nicht weiter zu interessieren – und schon gar nicht zu beunruhigen. Bloss wenige Tage später war die Kursscharte bereits wieder ausgewetzt.
Nun werden allerdings zwei weitere Verkaufstransaktionen aus der Chef-Etage in Höhe von insgesamt 12,3 Millionen Franken bekannt. Angesichts des zuletzt guten Laufs der Aktien kann man es den Verkäufern nicht verübeln, wenn sie Kasse machen. Gut einen Drittel mehr bringt Galderma an Börsenwert auf die Waage als noch im Januar. Alles richtig gemacht, ist man da versucht zu sagen.
Im Wissen, dass die Aktionärsgruppe um EQT noch immer mit mehr als 30 Prozent an der ehemaligen Nestlé-Tochter beteiligt ist, lautet die Frage nicht, ob, sondern vielmehr wann sie sich von weiteren Teilen des Aktienpakets trennt. Somit gilt etwas lapidar formuliert: Nach der Platzierung ist vor der Platzierung.
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