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Erst letzte Woche sorgte das Global Wealth Management der UBS in hiesigen Börsenkreisen für Gesprächsstoff, als die Strategen aus dem Chief Investment Office eine taktische Kaufempfehlung für die Nestlé-Aktien aussprachen. Sie stemmten sich damit gegen den hauseigenen Analysten Guillaume Delmas. Denn dieser stuft die Valoren des Nahrungsmittelmultis aus Vevey bloss mit «Neutral» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 80 Franken ein.
Doch auch die Strategen der UBS in London waren in den vergangenen Tagen nicht eben untätig. In einer zwölf Seiten starken Studie warten Chefdenker Gerry Fowler und seine Mitautorin Sutanya Chedda mit einer Liste von europäischen Aktien auf, welche sich aus Anlegersicht momentan geradezu aufdrängen. Ausserdem warten sie mit einer Liste von Aktien auf, die es entweder zu meiden gilt oder sich sogar für Leerverkäufe anbieten. Beide Listen umfassen jeweils 20 Titel.
Während auf der Kaufliste der UBS London mit Flughafen Zürich und BKW bloss zwei Aktien aus der Heimat der Grossbank zu finden sind, ist die Schweiz auf der Verkaufsliste gleich mit drei Namen vertreten: Nämlich mit Temenos, Straumann und Swatch Group.
Für die Temenos-Aktien ging es letzte Woche steil nach unten (Quelle: www.cash.ch)
Zwei kleine, aber entscheidende Dinge stechen mir dabei ins Auge. Zum einen stützen sich die Londoner Strategen bei ihren Empfehlungen – anders als ihre Kollegen aus dem Global Wealth Management – auf kurzfristige Gegebenheiten ab. Gleichzeitig orientieren sie sich aber am Anlageurteil der hauseigenen Analysten. Letztere stufen die Valoren von BKW und Flughafen Zürich auch offiziell mit «Buy», jene von Straumann, Swatch Group und Temenos hingegen mit «Sell» ein. So viel «unité de doctrine» ist lobenswert.
Und zum anderen werden die Kauf- und Verkaufslisten alle paar Wochen grundlegend überarbeitet. Bei den Valoren von Straumann, Swatch Group und Temenos handelt es sich allerdings um so etwas wie «alte Bekannte», die schon seit Jahresbeginn immer mal wieder auf der Verkaufsliste zu finden sind.
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Es ist eine Meldung, die es in sich hat – und die nicht nur am Hauptsitz von U-blox in Thalwil für rote Köpfe sorgen dürfte: Sand Grove hat sich mit gut drei Prozent beim Hersteller von Positionierungschips eingekauft.
Man braucht kein altgedienter Börsenprofi zu sein, um erahnen zu können, was der neue Aktionär aus Grossbritannien denn vorhaben könnte. Ziemlich sicher hat sich der britische Hedgefonds eingekauft, um ein besseres Angebot herauszupressen. Im Raum stehen momentan 135 Franken je Aktie in bar, welche der Finanzinvestor Advent International zu zahlen bereit ist.
Die Aktien von U-blox haben sich bei Kursen über 135 Franken eingependelt (Quelle: www.cash.ch)
Obschon der bisher grösste U-blox-Aktionär, das Investment-Vehikel des genauso bekannten wie erfolgreichen Schweizer Industriellen Thomas Schmidheiny, dem Finanzinvestor sein 9-Prozent-Paket bereits angedient hat, steht der Erfolg des Übernahmeangebots in den Sternen. Am kommenden Donnerstag beginnt die Angebotsfrist. Ab dann können auch die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre ihre Titel andienen – oder eben auch nicht. Ihnen bleibt hierfür bis zum 9. Oktober Zeit. Parallel dazu wird eine zweite Handelslinie für institutionelle Investoren eingerichtet.
Sand Grove wird die Übernahme durch Advent International nicht im Alleingang vereiteln können. Die Briten sind deshalb auf die Unterstützung ihrer Mitaktionäre angewiesen. Ich für meinen Teil bin nun neugierig, ob sich weitere für ihre aktive Einflussnahme gefürchtete Hedgefonds bei U-blox in Position bringen. Auch heute Montag notieren die Aktien etwas über den gebotenen 135 Franken. Gut möglich, dass Sand Grove weiterhin zukauft – oder dass sich irgendwelche Trittbrettfahrer einkaufen. Erfolg ungewiss...
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