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Auch in den letzten Tagen stand das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt wieder ganz im Zeichen der Unternehmensberichterstattung für das erste Quartal. Mein persönliches Interesse galt dabei ganz den Zahlenkränzen von UBS und Sandoz – und ich sollte nicht enttäuscht werden.

Mit einem Umsatz von 2,49 Milliarden Dollar schrammte Sandoz zwar knapp an den Erwartungen der Analysten vorbei. Letztere waren durchschnittlich von einem Umsatz von 2,53 Milliarden Dollar ausgegangen. Folglich wurden die Aktien des Herstellers von Nachahmermedikamenten am Dienstag denn auch mit einem Minus von knapp drei Prozent abgestraft.

Weder das starke Abschneiden im margenstarken Geschäft mit sogenannten Biosimilars noch die Bestätigung der erst im März kommunizierten Finanzziele fürs ganze Jahr verhinderte diesen Kursrutsch. Dabei kann sich gerade das Wachstum bei den Biosimilars sehen lassen, war es der ehemaligen Novartis-Tochter in diesem Geschäftszweig doch möglich, den Umsatz im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 623 Millionen Dollar zu steigern. Das liegt über den durchschnittlich von Analysten erwarteten 608 Millionen Dollar.

Dass die Sandoz-Aktien am Mittwoch zu einer scharfen Kurserholung ansetzten und in der Spitze bei knapp 32 Franken sogar neue Rekorde feiern konnten, ist einem Kommentar aus der Feder des für J.P. Morgan tätigen Analysten James Gordon zuzuschreiben. Er geht davon aus, dass der Börsendebütant seine diesjährigen Finanzziele mit der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses von Anfang August erhöhen dürfte. Darauf abgestützt erhöht Gordon das Kursziel auf 36,50 (zuvor 33,50) Franken. An der "Overweight" lautenden Kaufempfehlung hält er indes fest.

Kursentwicklung der Sandoz-Aktien seit dem Börsengang im vergangenen Oktober (Quelle: www.cash.ch)

Ich bin erfreut, dass das Unternehmen im Geschäft mit Biosimilars Wort hält und die versprochenen Erfolge ausweist. Biotechnologische Nachahmermedikamente weisen nicht nur deutlich bessere Margen auf, auch die Eintrittsbarrieren für andere Wettbewerber sind angesichts der technologischen Anforderungen um einiges höher als herkömmliche Generika. Die Valoren von Sandoz bleiben deshalb auch weiterhin ein fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024.

Dasselbe gilt übrigens für jene der UBS. Vor Steuern blieb im ersten Quartal ein Gewinn von 2,38 Milliarden Dollar bei der Grossbank hängen. Unter Ausklammerung von Einmaleffekten kam der Gewinn vor Steuern gar bei 2,62 Milliarden Dollar zu liegen. Beides liegt weit über den von Analysten durchschnittlich erwarteten 1,17 Milliarden Dollar beziehungsweise 1,5 Milliarden Dollar, wobei selbst die kühnsten Annahmen klar übertroffen wurden.

Es dürften insbesondere die Fortschritte bei den Kosten gewesen sein, welche an der Börse gut ankamen und den Aktien am Donnerstag Kursgewinne von zeitweise mehr als 10 Prozent bescherten. Von den Kosteneinsparungen in Höhe von 13 Milliarden Dollar, welche die UBS in der Zeit bis Ende 2026 anstrebt, liess sich rund die Hälfte bis Ende März bereits realisieren. Zumindest die tiefhängenden Früchte dürften damit wohl geerntet sein.

An der Telefonkonferenz drehte sich am Dienstag alles um die künftig womöglich noch strengeren Eigenmittelvorschriften für die Grossbank. Trotz der starken Gewinnentwicklung sei die Telefonkonferenz für Firmenchef Sergio Ermotti und Finanzchef Todd Tuckner folglich ziemlich frustrierend verlaufen, meint etwa Analyst Nicolas Payen von Kepler Cheuvreux. Ermotti räumte gegenüber den Analysten ein, dass man vom Bundesrat in diesem Zusammenhang weder kontaktiert noch befragt worden sei. Daher wollte er auch nicht voreilig über mögliche Folgen für die künftige Dividendenpolitik spekulieren. Am geplanten Aktienrückkaufprogramm bis Ende Jahr hält man bei der UBS allerdings auch weiterhin fest.

Mir war zwar schon im Vorfeld klar, dass das erste Quartal saisonal betrachtet ein erfreuliches wird. Dennoch bin auch ich überrascht von der neuen Gewinnkraft – selbst wenn sich dieses Ergebnis so vermutlich nicht wiederholen lässt.

Was das leidige Thema der Verschärfung der Eigenmittelvorschriften anbetrifft, kommentierte ich die Pläne des Bundesrats kürzlich mit folgenden Worten:

...und weiter...

Sollte es die Politik in Bern übertreiben, bliebe der UBS als letzter Ausweg bloss, ihren Sitz nach Übersee zu verlegen. Kotiert sind die Aktien der Grossbank an der New Yorker Börse ja bereits...

Die grösste Schweizer Bank sorgte diese Woche an der Börse aber noch aus einem anderen Grund für Gesprächsstoff. Bei der SIX Swiss Exchange gingen nämlich alleine seit Freitag mehr als 70 Beteiligungserhöhungen durch das UBS Fund Management ein – von "A" wie ABB bis "Z" wie Zurich Insurance.

Der Kurs der UBS-Aktien konnte in den letzten Tagen kräftig zulegen (Quelle: www.cash.ch)

Den Offenlegungsmeldungen liegt zwar kein Zukauf von Aktien zugrunde. Vielmehr scheint die Grossbank nun endlich damit begonnen zu haben, die Fondstochter der Credit Suisse mit der eigenen Fondstochter zu verschmelzen. Darauf lässt auch der Hinweis "Absorptionsfusion mit CS" bei einigen der besagten Meldungen schliessen. Dennoch ist die schiere Grösse der Aktienpakete, welche die UBS da auf Rechnung ihrer Fondskundschaft vor sich hinschiebt schon ganz schön beeindruckend. Am Spitalkommunikationsspezialisten Ascom hält sie etwa mehr als 18 Prozent, am Backwarenhersteller Aryzta und am Halbleiterausrüster Comet immerhin je gut 10 Prozent. Und selbst bei SMI-Grosskonzernen wie Nestlé (5,5 Prozent), Holcim (5,6 Prozent) oder Novartis (5,4 Prozent) steigt die Grossbank im Zuge der Credit-Suisse-Übernahme in den Olymp der bedeutendsten Aktionäre auf.

Ich betitelte die UBS am Dienstag deshalb sogar als "Blackrock der Schweiz". Dieser Vergleich hinkt gar nicht mal so sehr, wie ich finde. Denn schliesslich verwaltete sie per Ende März Kundenvermögen in Höhe von nicht weniger als 5848 Milliarden Dollar. Damit reiht sich die Grossbank direkt hinter dem weltgrössten Vermögensverwalter aus Übersee ein...

Kommen wir an dieser Stelle auf das hiesige Börsengeschehen zu sprechen. Mir fällt auf, dass die Handelsumsätze weiterhin ziemlich mager sind für die Zeit des Jahres. Am Montag blieb London aufgrund eines Bankfeiertags dem Geschehen fern, was gerade bei den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis für deutlich tiefere Handelsumsätze sorgte. Doch auch sonst schwellen letztere nur bei denjenigen Aktien an, welche gerade mit Quartalszahlen oder anderen kursrelevanten Neuigkeiten aufwarten. Grössere Umsätze sind also nur dort zu beobachten, wo die Musik spielt. Nicht so richtig in dieses Bild wollen die Spekulationen vom Mittwoch passen, wonach ausländische Grossinvestoren mit zig Milliarden aus dem Schwergewicht Nestlé in die Valoren von Roche und Novartis umschichten.

Das war am Mittwoch etwa bei DocMorris der Fall. Die Aktien der Versandapotheke wurden an diesem Tag mit einem Minus von mehr als 9 Prozent für die Neuigkeit abgestraft, wonach man dem Bauzulieferer Arbonia mit Daniel Wüest den Finanzchef abgeworben habe.

Die unterkühlte Börsenreaktion war nicht der Verpflichtung Wüests, sondern vielmehr dem Rücktritt des langjährigen Finanzchefs Marcel Ziwica geschuldet. Ziwica ist seit 2001 an Bord, als die Versandapotheke noch Zur Rose hiess. Er war es, welcher das Unternehmen in der Rolle des Finanzchefs im Juli 2017 an die Börse brachte. Dass sich Ziwica nach 23 Jahren im Unternehmen beruflich neu orientieren will, kommt da natürlich nicht gut an.

Interessant ist übrigens, dass die Fondstochter der UBS neuerdings etwas mehr als 5 Prozent an der Versandapotheke hält. Die Fonds-Manager der Grossbank stemmen sich damit gegen die Meinung des hauseigenen Analysten Sebastian Vogel. Dieser stuft die Valoren von DocMorris seit einer gefühlten Ewigkeit mit Sell ein. Mit 31,90 Franken liegt das 12-Monats-Kursziel weit unter den letztbezahlten Kursen.

Aus meiner Sicht ist der Abgang des langjährigen Finanzchefs eine bittere Pille für DocMorris - selbst wenn ein durchaus würdiger Nachfolger verpflichtet werden konnte. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir Marcel Ziwica schon bald bei einem grösseren börsenkotierten Unternehmen in derselben Position wieder antreffen könnten.

Nächste Woche nimmt die Quartalsberichterstattung hierzulande gleich nochmals Fahrt auf. Der Hörgerätehersteller Sonova legt das Jahresergebnis vor, der Pharmazulieferer Lonza und die beiden Versicherungskonzerne Zurich Insurance und Swiss Re hingegen einen Zwischenbericht für die ersten drei Monate. Und auch von Alcon und Richemont sind Quartalszahlen zu erwarten. Man darf gespannt sein.

Mehr dazu am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

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