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Selten zuvor lagen Erfolg und Misserfolg an der Börse so nahe beieinander wie in diesen Tagen. Wer vor wenigen Wochen die Nerven verlor und sich im Zuge von Pandemie- und Rezessionsängsten von seinen Aktienbeständen oder Teilen davon trennte, dürfte sich beim Blick auf das Kurstableau die Haare raufen.

Von den Mehrjahrestiefständen von Mitte März bei 7650 Punkten aus betrachtet hat sich der Swiss Market Index (SMI) mittlerweile um fast 2000 Punkte oder 25 Prozent erholt. Noch selten war Panik ein guter Ratgeber. Und schon gar nicht an der Börse.

Ob das letzte Wort bereits gesprochen ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Denn die Aktienmärkte befinden sich - man möge mir den inzwischen etwas abgedroschenen Begriff verzeihen - in einem Blindflug. Noch lassen sich weder die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie, noch deren Folgen auf das Tagesgeschäft der hiesigen Unternehmenswelt vernünftig abschätzen.

SMI-Entwicklung seit dem 24. März (Quelle: www.cash.ch)

Wie die von Givaudan und Geberit veröffentlichten Umsatzzahlen zeigen, bietet die Quartalsberichterstattung bloss eines: Einen Blick in den Rückspiegel. In welchem Umfang die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal unter den Folgen der Coronavirus-Pandemie leiden wird, darüber können selbst die Unternehmen bloss mutmassen. Das Mutmassen überlassen sie lieber anderen und geben sich zugeknöpft, was Aussagen zum Tagesgeschäft anbetrifft.

So gesehen dürfte auch die Quartalsberichterstattung noch keine Anhaltspunkte liefern, wo die diesjährigen Unternehmensgewinne denn in etwa liegen könnten. Vermutlich müssen wir uns sogar bis Mitte Juli in Geduld üben, wenn die Berichterstattung für die erste Jahreshälfte anläuft.

Dass die Banken und ihre Aktienstrategen auf Qualitätsaktien setzen, überrascht mich deshalb nicht. Aktien von Unternehmen mit einem weitestgehend von der Wirtschaftsentwicklung unabhängigen Tagesgeschäft und einer soliden Bilanz sind auch auf zwei Empfehlungslisten der Berenberg Bank zu finden, die sie für diejenigen Anleger zusammengestellt hat, welche die Kurserholung der letzten Wochen schlichtweg verpasst haben. Bei den Grossunternehmen ist aus Schweizer Sicht bloss die frühere Novartis-Tochter Alcon (Kursziel 60 Franken), bei den mittelgrossen Unternehmen Belimo (Kursziel 7750 Franken) und Zur Rose (Kursziel 205 Franken) zu finden.

Nicht weniger mager ist die Ausbeute bei J.P. Morgan. Von den 27 Schlüsselkaufempfehlungen im momentanen Börsenumfeld sticht mir nur gerade die Partners Group (Kursziel 850 Franken) ins Auge.

In den Handelsräumen hiesiger Banken setzt man etwa auf die Genussscheine von Roche sowie auf die Aktien von Swisscom und Givaudan. Doch genau diese Papiere neigen immer wieder zur Schwäche - und das nicht ohne Grund. Denn wie mir mehrere voneinander unabhängige Londoner Quellen berichten, nutzen angloamerikanische Grossinvestoren genau solche Aktien als Geldquelle. Anders als die hiesigen Marktakteure setzten sie vermehrt wieder auf Finanzwerte und konjunkturabhängige Titel - was immer das auch heissen mag.

Es ist ziemlich zermürbend zu sehen, wie diese mächtigen Grossinvestoren uns selbst am Heimmarkt nicht nur einen, sondern gleich zwei Schritte voraus sind. Das war übrigens schon Mitte Februar so, als still und leise in genau diese konjunkturresistenten Valoren umgeschichtet wurde.

Nun ziehen dieselben angloamerikanischen Grossinvestoren ihre Milliarden - von vielen unbemerkt - wieder ab.

Von ersten Beobachtungen berichtete ich übrigens schon am 24. März, als der SMI noch bei 8200 Punkten stand:

Die jüngste Erholung an den Aktienmärkten geht meines Erachtens etwas gar weit. Ich befürchte, dass die Anleger früher oder später wieder auf den harten Boden der wirtschaftlichen Realität zurückgeholt werden. Wenn ich mir jedoch anschaue, wie sich die angloamerikanischen Grossinvestoren momentan verhalten, dann müssten die Kurse eigentlich munter weiterklettern...

 

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