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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Verabschieden sich grosse Institutionelle bei europäischen Aktien leise durch die Hintertür?

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Versöhnliche Worte für die UBS aus ungewohnter Ecke, grösste Schweizer Bank lässt Muskeln spielen - Und: Pessimistische Analysten knicken zu Höchstkursen ein.

13.06.2025   12:00
Von cash Insider
Vor oder zurück?

Vor oder zurück an der Börse? Grosse Institutionelle haben da so eine Ahnung.

Quelle: Pixabay

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Nach dem jüngsten Kursdämpfer notiert der Schweizer Aktienmarkt – zumindest am Swiss Market Index (SMI) gemessen - in etwa wieder auf dem Stand von Ende April. Wer in das renommierte Börsenbarometer investiert ist, für den waren die vergangenen sechs Wochen unter dem Strich somit nichts weiter als ein Nullsummenspiel. Dieses Treten-an-Ort darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei nicht eben wenigen Aktien grössere Kursbewegungen schon beinahe an der Tagesordnung sind.

Wie aus den Handelsräumen der Bank of America in London zu vernehmen ist, traten in unseren Breitengraden zuletzt vor allem Hedgefonds sowie die Privatanleger als Käufer von Aktien in Erscheinung. Dass ausländische Hedgefonds munter mitmischen, scheint ein Blick auf die Liste der hiesigen Wochen-Gewinner bestätigen zu wollen. Jedenfalls kommt die besagte Liste einem «Wer-ist-Wer» der am häufigsten leerverkauften Aktien gleich. Ich denke da etwa an jene von Kudelski (+11 Prozent), SoftwareOne (+7 Prozent), Kuros (+6 Prozent) oder Adecco (+6 Prozent). Die Leerverkäufer ziehen sich bei diesen Papieren zweifelsohne aus ihren Wetten zurück.

Wenn man Berichten der amerikanischen Investmentbank Glauben schenken will, dann verabschieden sich institutionelle Grossinvestoren bei europäischen Aktien still und leise durch die Hintertür. Angeblich tritt in den Londoner Handelsräumen gerade diese Anlegerspezies seit langen Wochen durch Nettoverkäufe in Erscheinung. Da frage ich mich doch: Wissen diese für gewöhnlich gut vernetzten Grossinvestoren eventuell etwas, was wir «Normalsterblichen» nicht wissen …?

Interessant erscheint mir, dass auf der Liste der hiesigen Wochen-Verlierer die Finanzwerte überwiegen. Die wohl prominentesten unter ihnen sind jene von Leonteq (-6 Prozent), UBS (-6 Prozent), Swiss Re (-6 Prozent), Vaudoise (-5 Prozent), VZ Holding (-5 Prozent) und Helvetia (-4 Prozent) – wobei die Kursschwäche bei der UBS bekanntlich der Politik in Bern geschuldet ist.

Der sogenannte «UBS Finish» - sprich die künftigen Eigenmittelanforderungen an die grösste Schweizer Bank – könnte aus Sicht des Unternehmens strenger kaum sein. Das von Jefferies-Analyst Joe Dickerson in einem Kommentar verwendete Attribut «drakonisch» trifft es nicht schlecht. Er hatte die Aktien nur wenige Tage bevor sich der regulatorische Nebel lichten sollte, mit einem Kursziel von 37 (zuvor 22) Franken von «Hold» auf «Buy» heraufgestuft. Wie viele andere seiner Berufskollegen auch, ist dieser Analyst nun gezwungen, seine Schätzungen für die künftige Aktienrückkauftätigkeit unter negativen Vorzeichen zu überdenken. Ich selber hege da gewisse Zweifel, dass das 37 Franken lautende Kursziel in Stein gemeisselt ist.

Die letzten 12 Monate waren für die UBS-Aktien quasi ein Nullsummenspiel (Quelle: www.cash.ch)

Versöhnliche Worte treffen aus einer unerwarteten Ecke ein. Wie die Finanzwertespezialisten von Keefe Bruyette & Woods schreiben, kann die UBS auf Jahre hinaus Aktien im Umfang von jährlich drei Milliarden Dollar zurückkaufen, dabei eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent erzielen und würde die jetzt im Raum stehenden Vorgaben erst noch zwei Jahre früher als vom Bundesrat verlangt erfüllen.

Dennoch sieht Analyst Thomas Hallett sich gezwungen, seine Schätzungen unter negativen Vorzeichen zu überarbeiten. Er ging bisher nämlich ebenfalls von üppigeren Aktienrückkäufen aus. Dass Hallett die Valoren der Grossbank wie bis anhin nur mit «Market Perform» und einem Kursziel von 27 Franken einstuft, relativiert seine Worte wiederum etwas, so versöhnlich sie auch daherkommen mögen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Analyst in der Vergangenheit vorwiegend durch kritische Kommentare und Verkaufsempfehlungen von sich reden machte.

Meine Befürchtungen, wonach die Politik in Bern in Sachen «UBS Finish» übers Ziel hinausschiesst, haben sich leider bewahrheitet. Die grösste Schweizer Bank muss sich schon heute den wohl strengsten Eigenmittelvorschriften der Welt beugen. Und nun sollen diese Vorschriften noch viel strenger werden – während in Washington an einer Lockerung der dortigen gearbeitet wird. Dadurch dürfte es der UBS künftig noch viel schwerer fallen, den übermächtigen amerikanischen Rivalen im Wettbewerb Paroli bieten zu können. Gut gemeint scheint mir hier das Gegenteil von gut …

Bleiben wir doch noch bei der UBS. Am Mittwoch stellte die Grossbank einmal mehr ihre Marktmacht eindrucksvoll unter Beweis. Nach einer Kurszielerhöhung für die Aktien der R&S Group gingen diese regelrecht durch die Decke. In der Spitze kosteten die Valoren des Trafoherstellers an diesem Tag 28,60 Franken und damit knapp sechs Prozent mehr als am Abend zuvor. Dabei kamen die Aktien dem neuen Zwölf-Monats-Kursziel von Analyst Sebastian Vogel von 29,75 (zuvor 26) Franken schon ziemlich nahe.

Gestern Donnerstag wurden dann zeitweise sogar Kurse von 28,65 Franken bezahlt, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten. Es ist dies der höchste Stand seit dem Börsendebüt vom Dezember 2021.

Die überschwängliche Reaktion der Börse überrascht gleich in dreifacher Hinsicht. Zum einen erhöht die Grossbank ihre Gewinnschätzungen bloss um wenige Prozente, um der gestiegenen Investitionsfreude in Grossbritannien Rechnung zu tragen. Zum anderen sind die Aktien der R&S Group bereits beeindruckend gut gelaufen. Mit einem Plus von mehr als 50 Prozent seit Januar spielen sie auf der diesjährigen Liste der Börsengewinner weit vorne mit. Hinzu kommt, dass die letzte Kurszielerhöhung durch den UBS-Analysten erst wenige Wochen her ist. Auch der damaligen Anpassung lagen übrigens nur geringfügig höhere Gewinnschätzungen zugrunde.

Die Aktien der R&S Group kennen seit Monaten nur eine Richtung: Die nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Mit der Verschmelzung der eigenen Fondstochter mit jener der Credit Suisse ist die UBS zu einer schon beinahe übermächtigen Marktakteurin aufgestiegen. Ich bezeichnete die grösste Schweizer Bank im Mai dieses Jahres – in Anlehnung an den weltweit grössten Vermögensverwalter - als «Blackrock der Schweiz». Und das nicht ohne Grund, wie sich nun herausstellt. An die geballte Marktmacht der Grossbank muss ich mich jedenfalls erst noch gewöhnen.

Vergangenen Freitag berichtete ich davon, dass sich die Banken und ihre Analysten gegenseitig mit immer noch abenteuerlicheren Kaufempfehlungen und Kurszielen gegenseitig überbieten würden. Ähnliches war auch in den letzten Tagen wieder zu beobachten.

Parallel dazu zeichnet sich ein weiterer Trend ab: Bei den wenigen noch ausstehenden Verkaufsempfehlungen knicken Analysten immer öfter ein. So gesehen diese Woche bei den Partizipationsscheinen von Lindt&Sprüngli, als der für BNP Paribas tätige Mikheil Omandadze am Montag die Reissleine zog und sein Anlageurteil nahe dem Rekordhoch von «Underperform» auf «Neutral» heraufstufte. Und das, obwohl sein neues Kursziel mit 12'500 (zuvor 9'500) Franken noch immer mehr als 1'000 Franken unter den zuletzt bezahlten Kursen liegt.

Ebenfalls nahe dem Mehrjahreshoch stuft Analyst Farquhar Murray von Autonomous Research die Aktien von Baloise von «Underperform» auf «Outperform» herauf. Seiner neu gewonnenen Zuversicht verleiht er dabei mit einer kräftigen Kurszielerhöhung auf 210 (zuvor 156) Franken Nachdruck.

Ich bin neugierig, ob diese Beispiele mit Blick auf nächste Woche Nachahmer finden werden. Falls ja, dann mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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