Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.
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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt stand das Geschehen in den letzten Tagen ganz im Zeichen der Geldpolitik. Während die amerikanische Notenbank ihre Leitzinsen am Mittwoch erwartungsgemäss unangetastet liess, senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die ihren um 25 Basispunkte auf null. Wer wie einige wenige Ökonomen von einer vorzeitigen Rückkehr zu Negativzinsen ausgegangen war, wurde enttäuscht.
Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne dürften sich erinnern, dass ich den vorangegangenen beiden Zinsentscheiden der SNB mit Kritik begegnete. Für die Aussage, wonach man eine Rückkehr zu negativen Leitzinsen wenn möglich verhindern wolle, möchte ich Direktoriumspräsident Martin Schlegel diesmal ein Kränzchen winden. Spätestens im September dürfte sich zeigen, ob diese Vorschusslorbeeren denn auch wirklich gerechtfertigt sind.
Schon von Dienstag auf Mittwoch verabschiedete der Senat in Washington den sogenannten «Genius Act» - und zwar mit einer parteiübergreifenden Mehrheit von 66 zu gerade einmal 32 Stimmen. Mich überrascht, dass diese Gesetzesvorlage bei uns nicht auf ein grösseres mediales Echo stösst. Der «Genius Act» schreibt nämlich vor, dass Stablecoins wie etwa Tether künftig mit amerikanischen Staatsanleihen und sicheren Vermögenswerten unterlegt werden müssen.
Experten schätzen, dass die Gesetzesvorlage eine zusätzliche Nachfrage nach amerikanischen Staatsanleihen im Umfang von bis zu 2000 Milliarden Dollar nach sich ziehen könnte. Angesichts der Schulden-Orgie auch unter der Trump-Regierung käme das den Verantwortlichen in Washington wohl nicht ungelegen. In einer Zeit, in der ausländische Investoren kaum noch Appetit auf amerikanische Staatsanleihen verspüren, schafft man sich so einfach mal schnell eine künstlich erzeugte Nachfrage...
Kommen wir an dieser Stelle auf Roche zu sprechen. Am späten Mittwoch legte das Partnerunternehmen Zealand Pharma weitere Studienergebnisse für das Schlankheitsmittel Dapiglutide vor. Allerdings fiel die Reaktion der Börse eher unterkühlt aus. Zeitweise notierten die Aktien des dänischen Pharmaherstellers am Donnerstag sogar im Minus.
Aufstieg und Fall der Aktien von Roche-Partner Zealand Pharma (Quelle: www.cash.ch)
Im März dieses Jahres gab Roche eine Zusammenarbeit mit Zealand Pharma auf dem Gebiet von Schlankheitsmitteln bekannt. Diese Zusammenarbeit lassen sich die Basler mehr als fünf Milliarden Dollar kosten. Schon damals gab es für die Börse einen klaren Gewinner: Zealand Pharma. Zeitweise standen die Aktien des Partnerunternehmens am Tag der Bekanntgabe mit mehr als 40 Prozent im Plus.
Ich begegnete den Neuigkeiten zeitnah mit folgenden Worten:
...und weiter...
Wenn es denn überhaupt jemals Zweifel gegeben haben sollte, für welchen der beiden Partner die Zusammenarbeit lukrativer ist, dann spricht das Aktienkursziel der Bank Julius Bär für Zealand Pharma eine klare Sprache. Der zuständige Analyst Fabian Wenner traut den mit «Buy» eingestuften Valoren nämlich Kurse von bis zu 1150 dänischen Kronen zu. Das entspräche aus heutiger Sicht ziemlich genau einer Verdreifachung.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieses Kursziel in die Zeit zurückgeht, als die Aktien des dänischen Pharmaherstellers noch deutlich höher notierten. Ich wäre deshalb nicht überrascht, wenn der Julius-Bär-Analyst schon bald den dicken Korrekturstift ansetzen würde. Die Genussscheine von Roche stuft er hingegen bloss mit «Hold» und einem Kursziel von 295 Franken ein.
Nach den zuletzt bestenfalls durchwachsenen Nachrichten aus der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist Roche dringender denn je auf Forschungserfolge angewiesen. Mal schauen, ob sich die milliardenschwere Partnerschaft mit Zealand Pharma aus Sicht der Basler irgendwann doch noch als der grosse Wurf erweist.
Am Montag berichtete ich an dieser Stelle von Aktienkäufen aus dem unmittelbaren Umfeld des diesjährigen Börsenschlusslichts Orior. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass sich der hochverschuldete Fleischverarbeiter keine 24 Stunden später in einer Medienmitteilung an die Öffentlichkeit richten und einschneidende Massnahmen bekanntgeben würde.
Die besagten Massnahmen sehen vor, die Verschuldung rasch zu senken und die momentan nicht gegebene Dividendenfähigkeit wieder zu erlangen. Gleichzeitig will das Unternehmen verstanden wissen, dass eine Kapitalerhöhung – wie sie einige Analysten und vermutlich auch die vielen Leerverkäufer erwarten – derzeit nicht zur Diskussion stehe.
Allerdings lässt sich UBS-Analyst Marti Queral Ferre partout nicht von seiner Verkaufsempfehlung abbringen. Er erhöht seine Gewinnschätzungen zwar um bis zu 70 Prozent (!!!), um den Aussagen des Fleischverarbeiters zum Tagesgeschäft Rechnung zu tragen. Gleichzeitig baut der Analyst jedoch üppigere Kapitalkosten in sein Bewertungsmodell mit ein. Dadurch verringert sich das Zwölf-Monats-Kursziel trotz höherer Gewinnschätzungen auf 13 (zuvor 15) Franken.
Die Aktien von Orior setzten diese Woche zu einer kräftigen Kurserholung an (Quelle: www.cash.ch)
Sein Berufskollege Manuel Lang bei Vontobel verweist seinerseits auf die Umsetzungsrisiken, mit welchen die angekündigten Massnahmen einhergehen. Er wähnt das Unternehmen auch weiterhin vor einer wertvernichtenden Übergangsphase. Darauf abgestützt reduziert der Analyst sein Kursziel auf 17 (zuvor 23) Franken. Am «Hold» lautenden Anlageurteil hält er indes fest.
Dass die Aktien von Orior die Liste der Wochengewinner mit einem Kursplus von nahezu 20 Prozent anführen, dürfte einerseits Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufer, andererseits aber auch dem engen Markt in diesen Papieren geschuldet sein. In Kombination sorgen diese beiden Faktoren bekanntlich für Zündstoff.
Obwohl eine Bilanzsanierung mittels Kapitalerhöhung vom Tisch zu sein scheint, verharre ich vorerst an der Seitenlinie. Short buyers are the best buyers, pflegte mein Kollege Fredi Herbert stets zu sagen. Von Dauer sind solche Deckungskäufe wie sie jüngst zu sehen waren jedoch höchst selten.
Es ist ein später Sieg für Daniel Borel und vermutlich so etwas wie eine Genugtuung für den Logitech-Gründer. Dass die Noch-Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker an der kommenden Generalversammlung zurücktritt, war ja schon eine ganze Weile bekannt. Neu hingegen ist, dass mit Guy Gecht der Wunschkandidat Borels an die Spitze des Gremiums nachrücken soll. Der Verwaltungsrat nominierte Gecht am Dienstag einstimmig.
In hiesigen Börsenkreisen gilt seine Wahl im September als so gut wie sicher. Wer nun denkt, dass Logitech ab dann ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufschlägt, der irrt womöglich. Stattdessen dürfte bei den Lausannern unter Gecht vieles beim Alten – und damit beim Bewährten - bleiben. Das wiederum wäre wohl ganz im Sinne des Firmengründers.
Schon in wenigen Wochen zeigt sich, ob Logitech kommenden Herbst von Amrize oder Sandoz aus dem prestigeträchtigen SMI verdrängt wird. Die Zusammensetzung wird jährlich jeweils in der ersten Juli-Hälfte neu ausgewürfelt. Doch auch hier ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich Logitech fürs Erste im Blue-Chip-Barometer zu halten vermag.
Die Zürcher Kantonalbank stellt die Abdeckung der Aktien der TX Group mit sofortiger Wirkung ein. Der hauseigene Analyst Daniel Bürki hatte die Valoren des Medienhauses bis zuletzt mit «Übergewichten» und einem fairen Wert von 247 Franken angepriesen. Man sei nun «Restricted», lässt man die eigene Anlagekundschaft schmallippig wissen.
Für gewöhnlich setzen Banken die Abdeckung von Aktien nur dann vorübergehend aus, wenn diese vom entsprechenden Unternehmen etwa mit einer Kapitalmarkttransaktion beauftragt werden. In hiesigen Börsenkreisen lässt dieser Schritt nun Spekulationen lautwerden, wonach sich die Swiss Marketplace Group (SMG) endlich dem Publikum öffnen könnte. Bei SMG handelt es sich um ein Joint-Venture der TX Group mit Ringier, der Mobiliar sowie dem Finanzinvestor General Atlantic. Neben dem Immobilienportal ImmoScout24 sind etwa auch Ricardo oder Moneyland Teil dieses Joint-Ventures.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte schon im März von entsprechenden Plänen berichtet. Nun scheinen diese – sofern man den Spekulationen denn Glauben schenken will – gereift. Das wiederum würde erklären, weshalb sich der Kurs der Aktien der TX Group seit April still und leise von 170 auf zeitweise fast 220 Franken erholt hat. Denn schliesslich ist die Mediengruppe mit 31 Prozent am Joint-Venture beteiligt.
Vielleicht erfahren wir in dieser Sache schon in den nächsten Tagen weitere Informationen. Falls ja, dann mehr zum Thema am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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