Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

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Hätte ich in den ersten Januar-Tagen jemandem gesagt, dass der Swiss Market Index (SMI) an der Marke von 13'000 Punkten kratzen und das Börsenjahr mit einem satten Plus von mehr als 20 Prozent abschliessen würde – ich wäre vermutlich für verrückt erklärt worden.

Baut man den erstarkten Franken mit ein, konnte der Schweizer Aktienmarkt sogar mit der New Yorker Börse schritthalten. Amerikanische Aktien gelten nunmehr schon seit Jahren als das Mass aller Dinge.

Wie Erhebungen der Beratungsfirma Lipper zeigen, flossen Aktienfonds in den vergangenen 12 Monaten unter dem Strich fast 1000 Milliarden Dollar zu. Das ist mehr als in den vorangegangenen 20 Jahren kumuliert in Aktienfonds investiert worden ist. Alleine in den letzten zwei Wochen erfreuten sich Aktienfonds eines Zuflusses von mehr als 40 Milliarden Dollar. Davon floss ein Grossteil in Fonds mit amerikanischen Aktien, darunter alleine 2 Milliarden Dollar in den "TQQQ", einen dreifach gehebelten ETF auf den Nasdaq 100 Index.

Es sind Überhitzungserscheinungen wie diese, die mich nachts hie und da unruhig schlafen lassen. Aus der Angst dortiger Marktakteure etwas verpassen zu können, wird immer öfter blanke Gier. Erst vor wenigen Wochen berichtete ich von nahezu lachhaft anmutenden Börsenexzessen.

Hinzu kommt die schwindende Marktbreite. So sind gerade einmal fünf Aktien für die diesjährigen Gewinne beim Nasdaq 100 Index verantwortlich. Alle übrigen Aktien notieren mittlerweile um durchschnittlich gut 40 Prozent unter ihren Jahreshöchstkursen. Da könnte man schon fast von einem schleichenden Bärenmarkt sprechen, ist das dem Lehrbuch zufolge doch dann der Fall, wenn eine Aktie oder ein Index von der Spitze aus betrachtet um 20 Prozent oder mehr zurückfällt. Wenn das mal nicht zu denken gibt...

Auch in der Schweiz tun sich zwischen den Gewinner- und Verliereraktien tiefe Gräben auf. Auf der Sonnenseite stehen die Wachstumswerte, auf der Schattenseite vorwiegend Substanzwerte – sprich: Finanzwerte und Zykliker. So teuer wie zuletzt waren die Wachstumswerte im Vergleich mit den Substanzwerten noch nie. Schuld tragen mitunter die historisch tiefen Zinsen. Rechnet man die Teuerung mit ein, liegen die (Real-)Zinsen bei minus 5 Prozent oder mehr.

Allerdings lautet die Frage nicht ob, sondern vielmehr wann dieses Pendel in Richtung der Substanzwerte zurückschlagen wird.

Denn so hochansteckend die neue Südafrika-Variante des Covid-19-Virus auch ist, deutet einiges darauf hin, dass diese Variante die meisten anderen Varianten früher oder später verdrängen wird. Das wären eigentlich gute Neuigkeiten. Zumindest solange das Gesundheitswesen nicht an seine Belastungsgrenzen stösst. Die neue Südafrika-Variante ist nämlich nicht nur deutlich ansteckender als bisherige Varianten, sondern führt nach heutigem Kenntnisstand zu vergleichsweise schwachen Krankheitsverläufen. Mit anderen Worten: Vielleicht lässt sich Covid-19 dank dieser Variante zu einem mit der saisonalen Grippe vergleichbaren Virus zähmen. In Sachen Durchseuchung hilft sie alleweil.

Das wiederum spräche – gemeinsam mit dem geradezu erschreckend kräftigen Teuerungsschub – für steigende Zinsen. Und die sind bekanntlich Gift für die Wachstumswerte und gut für die Substanzwerte. 2022 könnte demnach auch bei uns in der Schweiz zum Jahr der zurückgebliebenen Aktien werden.

So bleibt mir nichts anderes als zu hoffen, dass meine Aktienfavoriten für 2022 unter einem günstigeren Stern als meine Substanzwerte-lastigen Favoriten für 2021 stehen. Beim Tracker Zertifikat werden die Anpassungen übrigens automatisch durch unseren Partner Leonteq umgesetzt.

Ich gehe im neuen Jahr mit folgenden zehn Aktien ins Rennen:

Novartis (Gewichtung: 15 Prozent)

Die Aktien von Novartis blieben im laufenden Jahr in ihrer Entwicklung weit hinter den beiden anderen SMI-Schwergewichten Roche und Nestlé zurück. Anders als beim Platzrivalen Roche sorgte die Covid-19-Pandemie bei Novartis nicht für den einen oder anderen zusätzlichen Umsatzdollar. Ganz im Gegenteil: Wichtige Medikamente des Basler Pharmakonzerns verkauften sich aufgrund der Pandemie sogar schleppender als zuvor. Dass dabei ausgerechnet der Absatz mit den teuer erkauften Gen-Therapien hinter den Erwartungen zurückblieb, entbehrt nicht einer gehörigen Portion Ironie. Firmenchef „Vas“ Narasimhan konnte sich bisweilen jedenfalls noch keinen Namen als geschickter Architekt wertgenerierender Übernahmen machen. So reagierte die Börse im ersten Moment denn auch unterkühlt auf die Nachricht, dass sich Novartis für umgerechnet rund 20 Milliarden Dollar vom Roche-Paket trennen werde – was auch damit zu tun haben könnte, dass Narasimhan bei den Inhaberaktien von Roche stillschweigend einen Abschlag von 13 Prozent gegenüber dem Schlussstand vom Vorabend vor der Ankündigung hinnahm. Eine teure Grossübernahme könnte unmittelbar bevorstehen, so die Befürchtung damals. Seit wenigen Wochen wissen wir nun allerdings, dass von den 20 immerhin deren 15 Milliarden Dollar über ein mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm an die Aktionäre zurückgeführt werden. Einen ersten ergänzenden Firmenkauf haben die Basler auch schon getätigt, als sie sich kürzlich für 800 Millionen Dollar sowie weitere 700 Millionen Dollar an möglichen Meilensteinzahlungen die britische Gyroscope Therapeutics einverleibten. Die künftige Stossrichtung bei Akquisitionen unter „Vas“ Narasimhan ist unmissverständlich, ist Gyroscope doch in der Entwicklung von Gen-Therapien tätig.

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen zwar, dass ich kein Freund von Aktienrückkäufen bin. Angesichts des noch immer gedrückten Kurs- und Bewertungsniveaus und dem eher mässigen Erfolgsausweises des Firmenchefs bei Firmenübernahmen ist der geplante Rückkauf aus Aktionärssicht jedoch ein Segen. Und die am letzten Donnerstag bekannt gewordene US-Zulassung des bahnbrechenden Cholesterinsenkers Leqvio zeigt, dass man die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Basler trotz mehreren Rückschlägen keinesfalls abschreiben sollte. Ich sehe beim Aktienkurs im Laufe des nächsten Jahres jedenfalls Luft nach oben.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 18
Dividendenrendite: 3,9 Prozent


Holcim (Gewichtung: 15 Prozent)

Die Aktionärinnen und Aktionäre von Holcim blicken auf ein ziemlich enttäuschendes Börsenjahr zurück. Während nicht eben wenige andere europäische Bauzulieferaktien in den Genuss prozentual zweistelliger Kursgewinne kamen, errechnet sich für jene des Weltmarktführers aus dem steuergünstigen Zug sogar ein leichtes Minus. Die Schuld hierfür ist weniger beim Tagesgeschäft zu suchen. Ganz im Gegenteil: Unter Firmenchef Jan Jenisch läuft dieses eigentlich ziemlich rund. Die Organisationstruktur wurde gestrafft und Ineffizienzen weitestgehend ausgemerzt. Allerdings hängt die unrühmliche Rolle der französischen Lafarge in Syrien wie ein Damoklesschwert über Holcim. Der Vorwurf: Die Franzosen hätten in Jahren vor 2014 Schutzgeld an den IS bezahlt und sich damit der Terrorfinanzierung schuldig gemacht. Ein saftiges Bussgeld durch das amerikanische Justizministerium gilt als sicher. Nicht eben wenige Analysten rechnen gar mit einer Milliardenforderung, die auf Holcim zukommen könnte. Das Unternehmen selbst schweigt zu diesem Thema, was die Vermutung nahelegt, dass schon seit Wochen Gespräche zur Beilegung dieser leiden Angelegenheit geführt werden. Eine Vergleichszahlung von umgerechnet 1,5 Milliarden Franken oder weniger würde an der Börse womöglich sogar positiv aufgenommen.

Die unter Jenisch erzielten operativen Fortschritte beeindrucken mich. Dasselbe gilt für die Akquisitionsstrategie, die stark an die seines früheren Arbeitgebers Sika erinnert. Rückblickend erweist sich die in den ersten Januar-Tagen bekanntgewordene Übernahme von Firestone Building Products als ein Glücksgriff. Der Bedachungsspezialist trug bei Holcim im Jahresverlauf überdurchschnittlich stark zum Wachstum sowie zu den Margenverbesserungen bei. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Jenisch mit dem am letzten Donnerstag angekündigten Kauf von Malarkey Roofing Products der nächste grosse Wurf gelingt. Holcim kommt mit dieser zweiten Übernahme dem Ziel einer stärker spezialisierten und weniger CO2-intensiven Zukunft einen weiteren grossen Schritt näher.

Ich schliesse jedenfalls nicht aus, dass 2022 für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre von Holcim zum Erntejahr werden könnte.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 9,5
Dividendenrendite: 4,3 Prozent

Zurich Insurance (Gewichtung 10 Prozent)

Wie die Aktien der Credit Suisse sind auch jene von Zurich Insurance eine Wette auf steigende (Dollar-)Zinsen. Hinzu kommt die starke Stellung der Versicherungsgruppe im lukrativen Firmenkundengeschäft mit seinen steigenden Prämienansätzen. Unter Firmenchef Mario Greco hat das Unternehmen einige interessante ergänzende Zukäufe vorzuweisen. Und obschon drei Viertel des Jahresgewinns über die Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre ausgeschüttet werden, könnten weitere Zukäufe folgen. Zusätzliches Aufwärtspotenzial verspricht eine Optimierung des Lebensversicherungsportfolios. Analysten zufolge sollte es Zurich Insurance so möglich sein, die Eigenkapitalbindung um bis zu 3,6 Milliarden Dollar zu reduzieren. Einem gewinnverdichtenden Aktienrückkaufprogramm im ähnlichen Ausmass stünde dann vermutlich nichts mehr im Weg. Oder aber die Versicherungsgruppe lässt die Milliarden in ergänzende Übernahmen fliessen. Über einen entsprechenden Erfolgsausweis verfügt Firmenchef Mario Greco ja bekanntlich.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 11,9
Dividendenrendite: 5,4 Prozent

Credit Suisse (Gewichtung: 10 Prozent)

Für die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse (CS) war 2021 kein guter Börsenjahrgang. Während die Valoren von Erzrivalin UBS seit Januar um mehr als 30 Prozent an Kurswert zulegen konnten, wird jenen der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken mit einem Minus von gut 20 Prozent die Schmach des diesjährigen SMI-Schlusslichts zuteil. Die CS liess gefühlt kein Fettnäpfchen aus und setzte im Zusammenhang mit dem Kollaps des Investmentvehikels Archegos insgesamt gut 5 Milliarden Franken in den Sand. Eigentlich kann es im kommenden Jahr für die Grossbank und ihre Anteilseigner fast nur besser werden. Dass die CS-Aktien zur Zeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade mal 6 auf Basis der nächstjährigen Schätzungen bewertet werden, ist ein klares Misstrauens-Votum. Ein Misstrauens-Votum gegen das Unternehmen selbst, aber auch eines gegen den neuen Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório. Dieser sorgte vor wenigen Wochen persönlich für einen kleineren Skandal, als er mal eben schnell die hiesigen Quarantänevorschriften missachtete. Zudem kam aus, dass der gebürtige Portugiese mit dem bankeigenen Privatjet unterwegs war. Auch damit holt sich Horta-Osório nicht gerade (ESG-)Punkte.

Selbst im Wissen, dass sich ein Kulturwandel nicht über Nacht herbeiführen lässt, bleiben für mich die CS-Aktien eine attraktive Wette auf steigende Zinsen. Immer in der Hoffnung, dass die Grossbank ihre Lehren aus dem Archegos-Debakel gezogen hat. Sofern sie nicht in ein nächstes finanzielles Fettnäpfchen tritt, müsste über die nächsten Monate eigentlich eine Aufholjagd gegenüber den Valoren von UBS und Julius Bär sowie gegenüber dem breiten Markt möglich sein. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sich mächtige Finanzinvestoren bei der CS einkaufen und eine Zerschlagung oder einen Verkauf an eine andere Grossbank erzwingen. Die Unzufriedenheit im Aktionariat der Credit Suisse bietet hierfür einen geradezu günstigen Nährboden.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 5,4
Dividendenrendite: 3,3 Prozent

Oerlikon (Gewichtung: 10 Prozent)

Treue Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich die Aktien des Oberflächenspezialisten Oerlikon nun schon zum dritten Mal in Folge zu meinen Favoriten zähle. Meines Erachtens wird die Abhängigkeit des Unternehmens von der Automobilindustrie völlig überschätzt. Das starke Standbein im Geschäft mit Textilmaschinen hilft, Ergebnisschwankungen zu verringern, führt dieser Geschäftszweig doch mehr oder weniger ein Eigenleben.

Oerlikon wird nunmehr schon seit Jahren ein Interesse an der Oberflächenbehandlungssparte von Praxair nachgesagt. Spruchreif ist das allerdings bis heute nicht. Eine Übernahme dieser ähnlich gelagerten Aktivitäten käme für die Schweizer einem Quantensprung auf dem Weg hin zur Marktführerschaft gleich und würde von der Börse womöglich begrüsst.

Doch auch ohne Kauf der Oberflächenbehandlungssparte von Praxair bietet die grundsolide Bilanz von Oerlikon Raum für ergänzende Firmenübernahmen oder für eine weitere Sonderdividende wie sie das Unternehmen in der Vergangenheit auch schon ausschüttete.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 16,3
Dividendenrendite: 3,7 Prozent

Logitech (Gewichtung: 7,5 Prozent)

Noch im Frühsommer dieses Jahres galt Logitech als einer der hiesigen Gewinner der Covid-19-Pandemie. Der Siegeszug der Videospieleindustrie und der Trend hin zur Arbeit von zu Hause aus liess die Kasse beim Unterhaltungselektronikhersteller kräftig klingeln. Zu diesem Zeitpunkt gingen nicht nur die Produkte der Lausanner weg wie warme Semmeln, sondern auch deren Aktien. Wurden in der Spitze Kurse von 120 Franken und mehr für letztere bezahlt, waren es zuletzt keine 80 Franken mehr. Zugegeben: Der grosse Wachstumsschub dürfte hinter und nicht vor dem Unternehmen liegen. Dennoch sollte Logitech als einer der innovativsten Anbieter überhaupt vom strukturellen Wachstum im Geschäft mit Gaming-Zubehör profitieren können. Dass die diesjährigen Wachstums- und Gewinnvorgaben anlässlich der letzten Quartalsergebnisveröffentlichung nicht angehoben wurden, scheint die Börse dem Unterhaltungselektronikhersteller bis heute übel zu nehmen. Ich wäre nicht überrascht, würden sich die Jahresvorgaben zurückblickend als konservativ erweisen. Fantasie geht zudem von den Plänen der Facebook-Mutter Meta mit ihrem Metaverse aus. Logitech zufolge könnten sich den Lausannern jedenfalls riesige Geschäftschancen bieten, etwa bei interaktiven Tastaturen, Mäusen und anderen Peripheriegeräten fürs Metaverse.

Dann wäre da noch die grundsolide Bilanz. Diese bietet Raum, entweder für ergänzende Firmenübernahmen oder aber für gewinnverdichtende Aktienrückkäufe. Wieso nicht das eine tun und das andere nicht seinlassen?

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 18,3
Dividendenrendite: 1,1 Prozent

Helvetia (Gewichtung: 7,5 Prozent)

Die Aktien von Helvetia haben 2021 zwar zumindest einen Teil ihres Abschlags gegenüber dem bereinigten Buchwert wettgemacht. Allerdings besteht diesbezüglich noch Luft nach oben, werden die dividendenstarken Valoren doch noch immer unter Buchwert gehandelt. Eines jeden Substanzinvestors Traum. Das mag nicht zuletzt mit dem eher enttäuschenden Wertschriftenergebnis der Versicherungsgruppe zu tun haben. Wie das letztjährige Ergebnis vermuten lässt, verloren die Anlageverantwortlichen die Nerven, als die Aktienkurse pandemiebedingt ins Rutschen gerieten. Grössere Folgen fürs Tagesgeschäft blieben rückblickend aus. Auf eine kräftige Kurserholung warten die Aktionärinnen und Aktionäre bis heute vergebens. Den Abschlag gegenüber dem bereinigten Buchwert – Analysten schätzen den Buchwert auf rund 125 Franken je Aktie – macht Helvetia gar zu einem möglichen Übernahmeziel. Apropos Übernahmen: Rückblickend erweist sich die Übernahme des spanischen Erstversicherers Caser als ein Glücksgriff für die Ostschweizer. Die solide Bilanz lässt weitere Firmenkäufe nach ähnlichem Strickmuster zu. Fressen oder gefressen werden, das bleibt die Frage.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 10,4
Dividendenrendite: 5 Prozent

Stadler Rail (Gewichtung: 7,5 Prozent)

Den Aktionärinnen von Stadler Rail bietet sich nunmehr schon seit Monaten dasselbe zermürbende Bild: Mal gewinnen die Aktien des Zugbauers innerhalb weniger Tage ein paar Kursfranken – nur um dieselben in den darauffolgenden Tagen wieder preiszugeben. Ganz egal ob das Unternehmen aus dem thurgauischen Bussnang nun neue Grossaufträge an Land zieht oder sich Firmenpatron Peter Spuhler in den Wirtschaftsmedien optimistisch zum Tagesgeschäft äussert: Stadler Rail fristet an der Börse ein Mauerblümchen-Dasein.

Es ist mir als wäre es gestern gewesen, als Stadler Rail im April 2019 unter Vorschusslorbeeren an die Börse gebracht wurde. Die Aktie habe das Zeug zur "Volksaktie" zu werden, wie es damals hiess. Doch die Schweizerinnen und Schweizer reisen lieber in den komfortablen Stadler-Zugkompositionen, als sich diese Aktien anzulachen.

Firmenpatron Spuhler ist nicht zu beneiden: Er muss sein Steckenpferd wieder auf Kurs bringen – was ihm angesichts der Probleme in den weltweiten Lieferketten nicht eben einfach fallen dürfte. Und auch die Suche nach einem fähigen Nachfolger für den Chefsessel darf er nicht vernachlässigen. Geduld dürfte sich aus Aktionärssicht im kommenden Jahr jedoch endlich auszahlen. Ich wäre nämlich überrascht, würde das Unternehmen die milliardenschweren Ausschreibungen von SBB und ÖBB im zweiten Anlauf nicht für sich entscheiden.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 15,5
Dividendenrendite: 3 Prozent

Cembra Money Bank (Gewichtung: 7,5 Prozent)

Die Nachricht, wonach Partnerin Migros bei den Cumulus Kreditkarten künftig eigene Wege geht und exklusiv mit der hauseigenen Migros Bank zusammenarbeitet, setzte den Aktien der Cembra Money Bank ziemlich zu. Ob und wie viele Kreditkartenkundinnen und –kunden des orangen Riesen der Cembra Money Bank ab dann den Rücken kehren, wird sich zeigen müssen. Analysten gehen davon aus, dass ab Mitte nächsten Jahres rund die Hälfte der mit Cumulus-Kreditkarten generierten Erträge verlorengehen könnte. Das Unternehmen selbst geht von einem um bis zu 15 Prozent tieferen Jahresgewinn aus, was der Zürcher Kantonalbank zufolge dem wohl schlechtesten anzunehmenden Ausgang entspräche. Schliesslich ist die Cembra Money Bank auf der Suche nach neuen potenziellen Partnern. Ist diese Suche erfolgreich, könnte dies den Aktien wieder Leben einhauchen.

Seit dem Investorentag von vor wenigen Wochen wissen wir, dass das Unternehmen an der heutigen Dividendenpolitik festhalten und jährlich mindestens 3,75 Franken je Aktie ausschütten will. Aus heutiger Sicht entspräche das einer Ausschüttungsrendite von fast 6 Prozent. Alleine schon dadurch bewegt sich das kursseitige Abwärtspotenzial in einem überblickbaren Rahmen.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: 13,8
Dividendenrendite: 5,6 Prozent

Zur Rose (Gewichtung 5 Prozent)

An den Aktien der Versandapotheke Zur Rose scheiden sich die Geister. Entweder man glaubt an die Wachstumsgeschichte oder aber auch nicht. Seit sich das deutsche Bundesgesundheitsministerium (BGM) quasi in letzter Minute dazu entschieden hat, die landesweite Einführung elektronischer Medikamentenrezepte auf unbestimmte Zeit zu vertagen, verspüren die Zweifler und Skeptiker Auftrieb. Der Entscheid kostete die Valoren von Zur Rose fast 60 Kursfranken – und das innerhalb nur weniger Tage. Ganz zur Freude der Leerverkäufer. Gemäss neusten Erhebungen der Beratungsfirma IHS spekulieren diese mit nicht weniger als 26 Prozent der ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse, wobei es sich bei einem geschätzten Drittel um "Delta-Hedges" seitens von Wandelanleihegläubigern handeln dürfte.

Keine Frage: Nichts scheut die Börse mehr als die Ungewissheit. Doch genau das bietet nach dem Kursdebakel der letzten Wochen auch Raum für positive Überraschungen. Die Frage ist nämlich nicht ob, sondern vielmehr wann elektronische Medikamentenrezepte in ganz Deutschland obligatorisch werden. Und auch dass sich Zur Rose und andere Versandapotheken ihr Stück vom Kuchen abschneiden werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ich niste mich deshalb mal mit überblickbaren 5 Prozent bei Zur Rose ein. Sollte sich der regulatorische Nebel lichten, werde ich zu Lasten der taktischen Liquidität (Gewichtung 5 Prozent) nachlegen.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2023: n.a.
Dividendenrendite: n.a.

 

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