Am Mittwoch geschah Historisches für die Aktienmärkte: Der amerikanische Dow-Jones-Index, notabene das berühmteste Börsenbarometer der Welt, stieg erstmals in seiner mehr als 120-jährigen Geschichte über die Marke von 20’000 Punkten. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten ist der Dow Jones aus seinem zuvor monatelang anhaltenden Seitwärtstrend ausgebrochen, wie der folgende Chart zeigt. Trumps Wirtschaftsprogramm - Förderung der Infrastruktur, Steuersenkungen, Deregulierung der Banken - verspricht in den USA eine Wachstumsbeschleunigung.

Starker Anstieg seit der Trump-Wahl: Dow Jones im Verlauf der letzten 12 Monate (Quelle: cash.ch).

Peter Bänziger, Anlagechef beim Vermögensverwalter Belvalor, sieht noch einen anderen Grund für das derzeit günstige Börsenumfeld. "Der Trend der Weltwirtschaft hat sich verbessert, das Wachstum beschleunigt sich. Damit verbunden sind auch höhere Unternehmensgewinne", sagt er im cash-Börsen-Talk. Daran dürfte sich vorerst auch nichts ändern. Über die nächsten drei bis fünf Jahre erwartet der ehemalige Swisscanto-Anlagechef auf globaler Ebene eine durchschnittliche Aktienrendite von 5 Prozent.

Schweizer Börse bleibt zurück

Auch in der Schweizer Unternehmenslandschaft erwarten viele Beobachter wieder ansteigende Gewinne. Zudem dürften grosse Verluste bei den Grossbanken tendenziell wegfallen. Der Schweizer Aktienmarkt ist zwar im Vergleich mit anderen Börsen gut ins Jahr gestartet, ob er allerdings längerfristig zu den globalen Outperformern wird, ist fraglich. Denn solange die grossen Index-Treiber Nestlé, Novartis und Roche nicht zu ordentlichem Wachstum zurückfinden, bleibt das Aufwärtspotenzial begrenzt.

Für Peter Bänziger sind auch die Bewertungen auf Basis Kurs-Gewinn-Verhältnis bereits recht hoch: "Ich bin nicht sehr euphorisch für die Schweizer Börse." Er favorisiert stattdessen den deutschen Leitindex Dax. Die deutschen Exportwerte seien die wahren Profiteure des schwachen Euros und des starken Dollars.

Aufgrund der tiefen Zinsen hält Bänziger die dividendenstarken Nestlé, Novartis und Roche aber weiter in seinem Kernportfolio, wie er im Börsen-Talk sagt. Bei den Finanzinstituten lässt er die Grossbanken weg, setzt hingegen auf die Waadtländer Kantonalbank (BCV), auf Cembra Money Bank und Vontobel. Zu seinen zyklischen Favoriten gehören SGS und Givaudan

Klar positiv wurde die Übernahme von Actelion durch Johnson&Johnson aufgenommen. Die Amerikaner blättern für das Schweizer Biotech-Unternehmen 30 Milliarden Dollar hin. Solche Deals wurden in den vergangenen Monaten häufiger beobachtet. Anfang vergangenen Jahres schluckte der britische Pharmakonzern Shire seinen US-Rivalen Baxalta für 32 Milliarden Dollar. Im April verstärkte der US-Pharmariese Abbott Laboratories mit dem 25 Milliarden Dollar schweren Kauf von St. Jude Medical sein Medizintechnik-Geschäft.

Wo findet der nächste Deal statt?

Weil sie sehr günstig mit Fremdkapital finanziert werden können, "bleiben grosse Übernahmen auch in Zukunft ein Thema", so Bänziger - mit möglichen Kandidaten aus der Schweiz. Für den Börsenexperten gehören Basilea, Newron oder Santhera dazu. Sein Favorit aus dem Gesundheitsbereich ist allerdings Galenica: "Die Aktie ist stark gesunken, die Belastung des grossen Investors ist weg." Der Grossaktionär Sprint hat seinen ursprünglich 25 Prozent betragenden Anteil auf Null gesenkt, wie Anfang Januar bekannt wurde.

Die Galenica-Aktie steht derzeit bei 1112 Franken - 20 Prozent tiefer als vor einem Jahr. Noch in diesem Jahr soll Galenica zudem in die beiden eigenständigen Firmen Vifor Pharma und Galenica Santé aufgeteilt werden. Galenica Santé wird separat an die Börse gebracht.

Auch Abspaltungen oder grössere Zukäufe betreffend der grossen Pharma-Firmen Novartis und Roche schliesst Bänziger nicht aus. "Novartis ist bestimmt mit der Augenheilsparte Alcon nicht zufrieden und wird eine Lösung suchen. Entweder in Form eines Börsengangs oder eines Verkaufs."

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Anlageexperte Peter Bänziger zudem zu möglichen Stolpersteinen im Anlagejahr 2017 und zu den Perspektiven des Goldpreises.