Dow Jones, Jahresperformance: -3,2 Prozent. Der Londoner FTSE: -7,6 Prozent. Und der gute alte SMI: -4,7 Prozent. Die Börsen der Industrieländer bieten ein enttäuschendes Bild. Der deutsche Leitindex Dax ist immerhin um 6,7 Prozent angestiegen.

Wenn man die Börsen mit den wirklich steilen Kursanstiegen suchen will, muss man zu etwas exotischeren Plätze schweifen (siehe Tabelle unten). Die beste Börse hat Venezuela, wenn man die Performance in Dollar umrechnet: Year-to-date stieg der dortige Stock Market Index um schwindelerregende 273 Prozent. Nur ist Venezuela kein sicherer Wert, denn die instabile politische Lage, die desaströse Wirtschaftspolitik der Regierung und das Währungschaos sorgen nicht für Investorenvertrauen. Dazu gehört der Ölexporteur zu den Leidtragenden des Zerfalls des Ölpreises, auch wenn ein Teil des Öls quasi im Tausch gegen Kredite an China geliefert wird.

Der Aktienmarkt brummt, weil Venezolaner in Aktien eines der wenigen verlässlichen Investments sehen. Im Mai gab es mehr als eine Verdoppelung des Kurses auf über 14'000 Punkte. Etwas Impluse dürfte auch der Wahlsieg der wirtschaftsfreundlichen Parteien gegen die Nachfolger des Linkspolitikers Hugo Chávez in den Parlamentswahlen vor zwei Wochen gegeben haben. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes bleiben aber enorm, und zum Börsengeschehen gibt es keine zuverlässigen Prognosen.

Börsen-Boom unter Palmen

Nummer zwei der weltweit erfolgreichsten Börsen ist der JSE Market Index in Jamaica mit einem Plus von 82 Prozent. Ein kleiner Markt, der für ausländischen Investoren zudem nicht einfach zugänglich ist. Der jamaikanische Aktienboom fällt wohl eher unter die Kategorie Zufallserfolg und es wird sich in der nächsten Statistik weisen, ob der Kursanstieg so weitergehen wird.

Gut im Rennen liegt auch Ungarn. Der Budapest Stock Exchange Index schafft es auf ein Plus von 29 Prozent. Auch an der Donau ist es eine Regierung, diesmal eine rechtsgerichtete, die Investoren vergrault hat. Jüngst scheint das Land für internationales Kapital aber wieder interessanter zu werden. Weitere europäische Börsen in den Top Ten sind Lettland, die Slowakei, Malta, Dänemark und Irland.

Zu den zehn erfolgreichsten Handelsplätzen gehören schliesslich zwei asiatische Börsen: In einem Jahr, in dem der Aktiencrash in China für sehr grosse Turbulenzen gesorgt hat, kommt der Shanghai Composite immer noch auf einen Kurszuwachs von 10 Prozent und damit auf Rang neun.

Anfang Juni hatte die Jahresperformance allerdings 44 Prozent betragen – was zwei Dinge verdeutlicht: Chinas Aktienkrise war heftig, aber die Anleger jammern immer noch in einem Markt, der sich im Plus bewegt. Auf Rang zehn figuriert der Topix, Japans breiter Markt: Das ganze Jahr über profitierte der Aktienmarkt des Kaiserreichs von der sehr expansiven Geldpolitik der Bank von Japan, die auch fröhlich so weitergehen soll.

Gebeuteltes Schwellenland

Unter den den Börsen mit den grössen Verlusten rangiert unter anderem der Schwellenland-Markt Brasilien. Der Ibovespa-Index fiel um 42 Prozent, angesichts der Rezession des BRIC-Landes, einer von Korruptionsaffairen geschüttelten Politik, sozialen Unruhen und dem absehbaren Ende des billigen Geldes der US-Notenbank nicht verwunderlich. Die Zinswende ist für Brasilien keine gute Nachricht: Kapital dürfte aus dem Land abfliessen, worunter auch der Aktienmarkt leiden wird.

Zu den Krisenbörsen gehört auch weiterhin Griechenland, wo die Kurse im Athex Composite um 32 Prozent eingebrochen sind. Der monatelangen Streit zwischen der Syriza-Regierung und den europäischen Geldgebern überdeckte im Sommer etwa die Tatsache, dass das Land an mangelnder Wettbewerbsfähigkeit leidet und dass viele der Euro-Probleme Griechenlands noch nicht gelöst sind. Der Athener Aktienmarkt, der auch schon einmal zu den Jahresbesten gehörte, dürfte weiter volatil bleiben. In welche Richtung, das weiss vielleicht das Orakel von Delphi.

Unter den Top Ten in der Minuszone sind die Börsen von Sambia und Namibia, was zeigt, dass Afrika zwar gewisse Investoren mit einiger Berechtigung interessiert, das Bild insgesamt aber noch recht instabil ist. Den schlechtesten Aktienmarkt hatte indessen die Ukraine, wo der Equities Index um 56 Prozent gefallen ist: Mit dem Krieg mit Russland, dem wirtschaftliche Kollaps des Landes und der drohenden Staatspleite lässt sich kaum ein florierender Aktienmarkt aufrechterhalten.

Russland übrigens, das in den letzten Jahren einmal zu den zehn besten und einmal zu den zehn schlechtesten Börsenplätzen gehört hat, ist diesmal nicht bei den Extremen. Der RTS Index liegt aktuell knapp 4 Prozent unter dem Niveau des Jahresbeginns.

Die zehn besten Börsen 2015

Börsenplatz Performance in Prozent
Venezuela Stock Market Index 273,27
JSE Market Index (Jamaica) 81,89
Budapest Stock Exchange Index 28,76
OMX Riga 27,28
Slovak Share Index 20,58
Malta Stock Exchange Index 19,87
OMX Copenhagen 20 Index 19,20
Irish Overall Index 16,78
Shanghai SE Composite 10,11
Topix Index (Japan)                      7,30

 

Die schlechtesten Börsen 2015

Börsenplatz Performance in Prozent
Ukrainian Equities Index             -56,41
Kazachstan KASE -51,11
Colombia Colcap Index -46,79
Lusaka Stock Exchange (Sambia) -45,92
Brazil Ibovespa Index -42,08
S&P/BVL Peru General -41,85
Namibia Overall Index -41,62
Athex Composite -31,66
EGX 30 Index (Ägypten) -30,78
BIST 100 Index (Türkei) -30,46

Quelle: Bloomberg, Angaben in Dollar (Stand: 21. Dezember 2015)