Am Wochenende des 4. zum 5. Juni pilgern wieder zehntausende Schweizer Bürgerinnen und Bürger in die Stimm- und Wahllokale. Diesmal stehen auf Bundesebene gleich mehrere wichtige Vorlagen an, unter anderem die Initiative "Pro Service Public". Diese will, wie ihr Name es schon verrät, die landesweite Grundversorgung stärken.
An der Schweizer Börse herrscht verständlicherweise Nervosität. Denn schliesslich sind gleich mehrere Kantonalbanken, darunter die Banque Cantonale Vaudoise, die Berner Kantonalbank oder die noch nicht sehr lange dem Publikum zugängliche Thurgauer Kantonalbank fest in der Hand der jeweiligen Kantone. Doch auch bei den Stromkonzernen wie Alpiq, BKW oder Romande Energie haben letztere das Sagen.
Unternehmen |
Grosse Aktionäre |
Alpiq holding |
Mehrere Kantone/Gemeinden |
Banque Cantonale Vaudoise |
Kanton Waadt 67 Prozent |
Basler Kantonalbank |
Kanton Basel-Stadt 85,8 Prozent |
Berner Kantonalbank |
Kanton Bern 51,5 Prozent |
BKW |
Kanton Bern 52,5 Prozent |
Energiedienst Holding |
SIG de Genève 15 Prozent |
Glarner Kantonalbank |
Kanton Glarus 68,3 Prozent |
Graubündner Kantonalbank |
Kanton Graubünden 84,3 Prozent |
Luzerner Kantonalbank |
Kanton Luzern 61,5 Prozent |
Repower |
Kanton Graubünden 58,3 Prozent |
Romande Energie |
Kanton Waadt 38,6 Prozent |
St. Galler Kantonalbank |
Kanton St. Gallen 54,8 Prozent |
Swisscom |
Eidgenossenschaft 51 Prozent |
Thurgauer Kantonalbank |
Kanton Thurgau 80 Prozent |
Quelle: Bloomberg, Kepler Cheuvreux
Wie der Leiter der Schweizer Aktienanalyse von Kepler Cheuvreux in einem Kommentar schreibt, droht bei einer Annahme der Initiative aber weder den hiesigen Kantonalbanken, noch den Stromkonzernen Ungemach. Die Initianten hätten im Gespräch mit ihm klargemacht, dass die Vorlage nur auf Bundesbetriebe abziele, so ergänzt er weiter. Anders sieht es dem Experten zufolge hingegen bei SBB, Post oder der Swisscom aus. Die Wettbewerbsfähigkeit des Telekommunikationskonzerns, der sich zu 51 Prozent im Besitz des Bundes befindet, würde durch ein "Ja" wohl beschnitten. Folglich hat die Swisscom-Aktie jüngst einen sehr schweren Stand. Alleine seit April hat sie rund 10 Prozent eingebüsst. Ein Teil davon ist jedoch auch auf den Dividendenabgang zurückzuführen.
Initiative könnte angenommen werden
Der Druck auf den Bund, sich der Swisscom-Mehrheitsbeteiligung zu entledigen, hat in den vergangenen Monaten wieder zugenommen. Gerade die Vertreter der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, fordert bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Rückzug der öffentlichen Hand aus dem Aktionariat.
Dazu kommt nun die "Pro Service Public"-Initiative. Wie erste Erhebungen zeigen, stösst diese in der Bevölkerung vermehrt auf Zustimmung. Eine von gfs.bern zwischen dem 18. und dem 23. April durchgeführten Umfrage zufolge wollen 58 Prozent der Befragten die Vorlage annehmen. Gerademal 26 Prozent lehnen sie ab.
Allerdings gibt der für Kepler Cheuvreux tätige Aktienstratege zu bedenken, dass sich der Entscheidfindungsprozess in einer frühen Phase befindet und die wichtigsten Parteien von links bis rechts, genauso wie der Bundesrat, die Initiative ablehnen.