Im vierten Quartal 2021 zeigte sich die Börse noch voller Stärke. Der Nasdaq 100 oder auch der breite S&P 500 erreichten neue Höchststände. Gleichzeitig stiegen die Inflationssorgen an und die Zinswende in den USA wurde immer mehr eine Tatsache. Wie haben sich wohl Grossinvestoren im vergangenen Quartal verhalten? Haben sie die deutliche Korrektur im neuen Jahr antizipiert?

Aufschluss darüber geben jeweils die so genannten 13F-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC, welche Grossanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar regelmässig übermitteln müssen - spätestens 45 Tage nach Quartalsende. Der Überblick zu den Investitionen der Börsen-Gurus Michael Burry, Jim Simons und Ray Dalio:

Michael Burry

Viele Anlegerinnen und Anleger kennen Michael Burry aus dem Film "The Big Short". Dort spielt Christian Bale den Hedgefonds-Manager, der mit seiner Wette gegen den US-Immobilienmarkt 2007 das grosse Geld machte. Stand 31. Dezember hat die Investitionsfirma Scion Asset Management, deren Chef und Gründer Michael Burry ist, neue Positionen beim US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb, beim US-Rüstungshersteller General Dynamics, beim US-Zahlungsdienstleister Fidelity National Financial und beim Börsenmantel (SPAC) AEA-Bridges Impact eröffnet. Letzterer soll mit der Elektromotorradsparte von Harley Davidson fusioniert werden und macht gut 13,4 Prozent des Portfolios von Burry aus.

Burry verkaufte hingegen seine Positionen beim Rüstungskonzern Lockheed Martin, beim Ölfelddienstleister DistributionNOW und beim Biotechnologieunternehmen Scynexis vollständig. Darüber hinaus hat Scion eine bestehende Position in CoreCivic aufgestockt und eine Position in der GEO Group reduziert - beides Unternehmen betreiben in den USA private Gefängnisse. Die wenigen offenen Positionen haben ausser dem erwähnten SPAC gemeinsam, dass sie mit niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) gehandelt werden. Das begrenzte Engagement zeigt, dass sich Burry im letzten Quartal defensiv aufgestellt und vermutlich einen grossen Cash-Bestand aufgebaut hat. Dies kommt nicht überraschend, hat Burry doch seit geraumer Zeit von einer starken Korrektur am Aktienmarkt gewarnt.

Ray Dalio

Der von Ray Dalio gegründete Hedgefonds Bridgewater Associates setzte im vierten Quartal einen Schwerpunkt auf chinesische Technologieunternehmen - Dalio gilt seit langem schon als China-Freund. Die gehaltenen Alibaba-Aktien wurden um 29 Prozent, die von JD.com um 33 Prozent, die von Pinduoduo um 38 Prozent und die von Baidu um 23 Prozent erhöht. Ebenfall zugekauft hat die Hedgefonds-Ikone beim chinesischen Elektroautobauer NIO. Bridgewater besitzt auch indirekt eine Reihe chinesischer Unternehmen über seine drittgrösste Beteiligung, "Vanguard FTSE Emerging Markets ETF (Exchange Traded Fund)", obwohl Dalio seine Beteiligung an diesem und zwei weiteren ähnlichen Schwellenmarkt-ETFs im vierten Quartal reduzierte.

Gegenüber dem dritten Quartal ist der Marktwert der gehaltenen Positionen jedoch um 1 Milliarde Dollar auf 17,2 Milliarden Dollar zurückgegangen, was doch eine eher defensive Haltung erahnen lässt. Bei US-Aktien hat Dalio die Anteile beim US-Einzelhandelskonzern Walmart um 43 Prozent reduziert. Den Rotstift angesetzt wurde unter anderem auch bei Bank of America, Wells Fargo, Ford, Danaher, Citigroup und Morgan Stanley. Insbesondere die Reduktion bei den US-Bankaktien lässt aufhorchen, wird diesen doch dank der Zinswende mehrheitlich ein weiteres Aufwärtspotenzial zugesprochen. 

Aufgestockt hat er hingegen bei eher defensiven Titeln wie dem Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble, der Grosshandelskette Costco, dem Getränkehersteller Pepsico, dem Schnellrestaurantbetreiber McDonald's, Johnson & Johnson, dem Pharmakonzern Abbott Laboratories, dem Einzelhandelskonzern Starbucks und dem Discounteinzelhändler Target. Mit einem Portfolioanteil von 5,2 Prozent - Stand 31. Dezember - liegt der ETF auf den US-Index S&P 500 trotz Reduktion auf dem ersten Platz.

Jim Simons 

Die Anlagegesellschaft Renaissance Technologies, die von Mathematiker und Hedgefondsmanager Jim Simons gegründet wurde, nutzt quantitative Modelle und einen massiven Datenpool, um Muster im Markt zu identifizieren und von ihnen zu profitieren. Im vierten Quartal verdoppelte Simsons beinahe die Wette auf den Kinobetreiber AMC Entertainment - innerhalb von neun Monaten haben sich die gehaltenen Aktien mehr als verneunfacht. Auch bei einem anderen Meme-Stock wurde investiert: Bei GameStop - eine US-amerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele - wurde eine neue Wette eröffnet.

Der Fonds von Simons änderte im letzten Quartal seine Haltung gegenüber Tesla. Nachdem sich die gehaltenen Tesla-Aktien im dritten Quartal 2021 vervierfacht hatten, wurde die Position zum Jahresende um 9 Prozent reduziert. Tesla ist kein Einzelfall: Anteile verkauft wurden unter anderem auch bei AMD, Nvidia, Adobe, Johnson & Johnson und Qualcomm, Novo Nordisk, VeriSign, Kroger und Microsoft. Novo Nordisk, ein Pharmakonzern aus Dänemark, bleibt mit einem Anteil von 2,7 Prozent die grösste Position im Portfolio.

Renaissance Technologies setzt neu hingegen stark auf die Online-Spieleplattform Roblox. Der Wert der neu eröffneten Position betrug zum Jahresende 557 Millionen Dollar. Die Aktien sind jedoch im neuen Jahr bereits um 29 Prozent zurückgekommen. Deutlich gestiegen sind weiter die Anteile von Zoom, Airbnb, Gilead, JPMorgan, Amazon, AT&T und Coinbase. Insbesondere das vergrösserte Investment bei der Kryptobörse Coinbase und beim Softwareunternehmen Zoom ist neben der Wette auf die erwähnten Meme-Aktien ein Zeichen, dass Renaissance Technologies weiterhin offensiv am Markt agiert.

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