Langsam wird es unheimlich: Die Rally am Schweizer Aktienmarkt scheint in diesem Jahr kein Ende zu nehmen. Der breite SPI hat seit Jahresbeginn inzwischen 29 Prozent zugelegt, allein in den vergangenen vier Wochen waren es plus 2,5 Prozent. Wie der Leitindex SMI befindet sich auch der SPI auf Rekordhöhe.

Jüngst haben diverse Meldungen über eine Annäherung zwischen USA und China den Märkten wieder etwas Schub gegeben. Dabei hielten sich aber nicht alle Einzelaktien ans Drehbuch: Einige haben in den letzten Tagen an Wert verloren, andere wiederum deutlich über dem Markt zugelegt.

Swatch – Das ständige Auf und Ab

Die Swatch-Aktie ist für ihre Launen bekannt: Mal steigt sie auf fast 500 Franken hoch (zuletzt im Juni 2018), dann fällt sie wieder zurück auf 250 Franken (zuletzt Anfang Oktober 2019). Derzeit ist gerade ein Aufwärtstrend erkennbar mit plus 14 Prozent in den letzten sieben Wochen, respektive plus 2,3 Prozent in einer Woche.

Es gibt beim Uhrenhersteller Licht und Schatten: Einerseits werden die Umsätze stark negativ tangiert durch die anhaltenden Unruhen in Honkong – sogar Filialen mussten jüngst geschlossen werden. Andererseits dürfte ein derzeit wieder etwas wahrscheinlicherer Phase-1-Deal zwischen USA und China die Verkäufe im wichtigen Markt China wieder ankurbeln. Ob die Aktie nun ein Kauf ist oder nicht, daran scheiden sich die Geister: So ist etwa die Citigroup sehr bullish mit einem Kursziel bei 364 Franken, während die UBS zum Verkauf empfiehlt mit einem Kursziel von 217 Franken. Aktuell befindet sich Swatch bei 282,30 Franken. Sollte sich die Situation in Hongkong beruhigen, ist mit einem Umsatz- und Aktienkurssprung zu rechnen.

U-Blox - Kursanstieg trotz schlechten News

Vor einer Woche hat der Halbleiterspezialist U-Blox aus Thalwil einmal mehr die Erwartungen zurückschrauben müssen: Als Mittelfristziel wird neu eine Gewinnmarge von 10 bis 13 Prozent nach zuvor 12 bis 15 Prozent angestrebt. Der Schock der Anleger darüber war jedoch nur sehr kurz: Am ersten Tag ging es leicht abwärts, seither hat die Aktie jedoch um über 5 Prozent zulegen können. In den letzten vier Wochen beträgt das Plus nun gar 16 Prozent.

Der Grund für die Anleger-Euphorie trotz Zielsenkung: Die momentane Aufhellung im Handelsstreit. U-Blox ist stark vom China-Geschäft abhängig und hatte entsprechend schwierige Monate hinter sich. Eine allfällige Entspannung dürfte in deutlichen Umsatzzuwächsen zu spüren sein. ZKB-Analyst Andreas Müller sieht bei U-Blox noch viel Aufwärtspotenzial, die derzeitige Bewertung reflektiere das grundsätzliche Wachstumspotenzial – trotz Zielsenkung - noch zu wenig. Er sieht den fairen Wert der Aktie bei 109 Franken (Aktuell 90 Franken). Tatsächlich könnte U-Blox im Bereich Internet der Dinge mittelfristig zu einem interessanten Nischenplayer werden.

GAM - Freude über Soros-Einstieg währte nur kurz

Beim Zürcher Vermögensverwalter GAM, der vor seiner Selbstständigkeit Julius Bär und zuvor der UBS gehörte, ging es in den letzten drei Wochen an der Börse weitere 17 Prozent abwärts. Inzwischen gibt es den Titel für 2,75 Franken im Angebot, im April 2015 waren es auf dem Höchst 21,90 Franken - oder rund achtmal mehr. GAM befindet sich in einer Krise, verliert immer mehr Kundengelder, seitdem ein ehemaliger Star-Fondsmanager suspendiert wurde.

Die letzte Wasserstandsmeldung datiert vom 17. Oktober, als für das dritte Quartal im wichtigen Bereich Investment Management Nettoabflüsse von 1,4 Milliarden Franken vermeldet wurden. Dabei war Mitte Mai so etwas wie Zuversicht zurückgekommen, als Starinvestor George Soros mit einer Beteiligung von über 3 Prozent bei GAM einstieg. Hatte Soros eine massiv unterbewertete Aktie entdeckt, deren Potenzial von den anderen Anlegern unterschätzt wird? Die Antwort gab Soros gleich selbst, indem er nun im November seine Beteiligung wieder reduzierte – mit Verlusten (cash berichtete). GAM bleibt ein Hochrisikoinvestment. Ein Verkauf (zu einem guten Preis) oder ein Ende der Kundenabflüsse könnten allerdings auch plötzlich für einen Kurssprung sorgen.

Kursentwicklung der GAM-Aktie in den letzten 5 Jahren, Quelle: cash.ch

Basilea - Die Gerüchteküche brodelt

In nur zwei Wochen schoss der Basilea-Kurs um über 30 Prozent nach oben. Und dies, obwohl das Biotech-Unternehmen, welches bis spätestens 2021 Gewinn schreiben will, jüngst keine kursrelevanten News zu vermelden hatte. Zwar wurden Ende Oktober positive Daten zu zwei Medikamentenkandidaten im Krebsbereich kommuniziert, doch setzte der Kursschub erst zwei Wochen später ein. Der Grund muss also ein anderer sein.

Im cash-Forum (hier zur Forum-Diskussion über Basilea) - wo Privatinvestoren sich frei austauschen können - läuft derzeit die Gerüchteküche über mögliche Gründe heiss: Steht eine Übernahme an? Nistet sich ein Grossinvestor ein? Oder haben die Leerverkäufer einfach kalte Füsse bekommen (worüber auch der cash Insider spekulierte)? Möglich auch, dass sich Basilea derzeit schlicht und einfach gut vermarktet: Im November fanden nämlich diverse Investorentage statt, so etwa am 15. November in Zürich oder am 21. November in London. Die Aktie bleibt für Anleger ein Geduldspiel, solange die Gewinnschwelle nicht erreicht wird. Und diese wollte man eigentlich schon vor Jahren erreichen.

Titlisbahnen - keine Experimente bei Preismodell

Mit minus 5 Prozent in den letzten fünf Handelstagen ist die Titlis-Aktie etwas unter Druck geraten. Seit Jahresbeginn sind es gar minus 10 Prozent. Das Geschäft mit China läuft derzeit nicht rund. Zudem experimentieren verschiedene Bergbahnen seit zwei Jahren mit dynamischen Preismodellen, mit denen der Tarif tagesabhängig ist. Andermatt hat in diesem Winter gar ein Halbtaxabo fürs Skifahren eingeführt. Davon halten die Titlis-Bahnen allerdings nichts: "Ich bin kein Fan von dynamischen Preisen. Denn ich will einfach wissen, was mich erwartet", sagte Peter Reinle, Sprecher der Titlis-Bahnen, der "Schweiz am Wochenende". Möglicherweise befürchten Anleger nun, dass hier die Titlisbahnen etwas den Anschluss bezüglich Pricing verschlafen.

Hinzu kommen grosse Investitionen: Für das aufwändige Projekt "Titlis 3020" - welches etwa eine neue Bergstation mit Restaurant vorsieht - fallen über die nächsten Jahre Kosten von über 120 Millionen Franken an. Das Projekt soll frühestens Ende 2023 beendet und durch den laufenden Cashflow sowie Bankkredite gedeckt sein. Ein Einstieg drängt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf.

Das Projekt "Titlis 3020": Visualisierung des Plans der neuen Bergstation mit ausgebautem Turm, Quelle: ZVG