Die anhaltende Erholung der Weltwirtschaft sollte die Börsen Strategen zufolge in der neuen Woche stützen. Grosse Sprünge dürften angesichts der nachlassenden Konjunkturdynamik allerdings nicht drin sein.

Nach dem Strategieschwenk der US-Notenbank (Fed) werden Investoren in der neuen Börsenwoche die Lage am US-Arbeitsmarkt besonders beäugen. Die entscheidende Änderung von Fed-Chef Jerome Powell ist ein Übergang zu einer Form des flexiblen Inflationsziels und eine grössere Toleranz für einen heiss laufenden Arbeitsmarkt, wie Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner erläutert.

"Damit bewegt sich die Fed langfristig auf eine lockerere Politik zu." In der ablaufenden Woche ging es für den Dax im Schlepptau der Rekordjagd an den US-Börsen mit einem Stand von 13.050 Punkten am Freitagnachmittag rund zwei Prozent aufwärts. An der Wall Street wurde die Euphorie befeuert durch überraschend stark ausgefallene US-Konjunkturdaten, zuletzt zu den Auftragseingängen. Der SMI hingegen resultierte im Wochenverlauf mit einen Minus von rund 0,5 Prozent. 

Viele Ökonomen rechnen damit, dass die Erholung in den USA anhält, wenn auch mit etwas schwächerer Dynamik. Bereits im Juli hatte der von der Corona-Krise arg gebeutelte US-Arbeitsmarkt zwar weiter Boden gutgemacht, aber es wurden nicht so viele Stellen aufgebaut wie in den beiden Vormonaten. Experten rechnen für August im Schnitt mit 1,55 Millionen geschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft nach zuletzt 1,763 Millionen.

Auch in Deutschland bestätigte sich zuletzt das Bild einer V-förmigen Konjunkturerholung, wie Helaba-Strategin Claudia Windt ausführt. Allerdings mit dem wichtigen Unterschied, dass die festgestellten Neuinfektionen in den USA zuletzt sanken, während sie im Euroraum – insbesondere in Frankreich, Italien und Spanien – wieder Fahrt aufnahmen. "Abzuwarten bleibt, ob die steigenden Infektionen zu entsprechenden Gegenmassnahmen führen und dadurch die wirtschaftliche Dynamik wieder abgebremst wird", sagt Windt.

WEGWEISENDE DATEN ZUM START IN DIE HERBSTMONATE

Den Anlegern steht insgesamt eine für den Herbst wichtige Datenwoche bevor. "Die Vielzahl der Makrodaten wird zeigen, wie die Ausgangsposition für eine weitere Konjunkturerholung im Herbst wirklich ist", äussert Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Ein wichtiges Barometer für die bevorstehende wirtschaftliche Aktivität seien die zahlreichen Einkaufsmanagerindizes. In der Schweiz wird das Stimmungsbarometer unter den Einkaufsmanagern am Dienstag veröffentlicht. Auch in den USA stehen die ISM-Indizes für Industrie am Dienstag und für Dienstleistungen am Donnerstag Im Fokus. An den selben Tagen stehen die finalen entsprechenden Indizes des Londoner Anbieters Markit für Europa und die USA auf der Agenda.

Zum Wochenstart kommen zudem aus der Schweiz die BFS-Detailhandelsumsätze von Juli 2020. Aus Deutschland werden zudem die Verbraucherpreisdaten und zum Wochenschluss Industrie-Auftragseingänge erwartet. "Die Auftragseingänge der deutschen Industrie dürften im Juli erneut deutlich zugelegt haben, und die Kernteuerungsrate im Euroraum ist im August voraussichtlich merklich gefallen."

An Fahrt gewinnt auch der Wahlkampf in den USA, der ebenfalls vom Thema Corona-Krise beherrscht wird. "So sicher wie eine zweite Amtszeit eines US-Präsidenten Trump inmitten einer prosperierenden US-Wirtschaft zu Beginn des Jahres noch war, so unsicher ist in Zeiten einer durch die Pandemie ausgelösten Rezession nun der Ausgang der Wahl", sagt Eckhard Schulte, Chef des Vermögensverwalters MainSky Asset Management. "Für die von einer ultraexpansiven Geldpolitik und billionenschweren Konjunkturstimuli getriebenen Börsen wird die US-Wahl aber nicht zu einem Game-Changer werden."

INDEXÄNDERUNGEN IM BLICK

Vonseiten der Unternehmen werden in der Schweiz noch einige Geschäftsberichte erwartet. Pierer Mobility, Hiag Immobilien, IGEA Pharma, SF Urban, BKW, IVF Hartmann, Jungfraubahn, MCH, Dormakaba sowie Vaudoise warten mit Halbjahresergebnissen auf.  

In Deutschland wird nach dem Dax-Rauswurf von Wirecard die Deutsche Börse am Donnerstagabend ihre Ergebnisse der regulären Indexüberprüfung der Dax-Familie verkünden. Wegen der Insolvenz des Zahlungsdienstleisters hatte der Börsenbetreiber extra sein Regelwerk überarbeitet, damit Pleite-Firmen nun mit einer Frist von zwei Handelstagen direkt aus den Auswahlindizes fliegen. Ursprünglich wäre Wirecard noch bis zum offiziellen September-Termin in der ersten Börsenliga verblieben. Als nächster Wackelkandidat galt unter Index-Experten zuletzt der Kunststoffhersteller Covestro. Allerdings habe sich das Unternehmen gefangen, sagt Uwe Streich, Indexexperte bei der LBBW. "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wenn es keine komischen Überraschungen bei Nebenbedingungen gibt, bleiben sie drin."

Der Blick über den Atlantik richtet sich zum Monatsende auf Apple: Der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt mit einem Aktienkurs von rund 500 Dollar führt einen Aktiensplit im Verhältnis von eins zu vier durch. Damit sollen die Papiere des iPhone-Herstellers auch für Kleinanleger wieder erschwinglicher werden. Durch das sinkende Gewicht des zwei Billionen Dollar schweren Unternehmens im Standardwerte-Index Dow Jones wird ein umfangreicher Umbau des Index nötig.