Seit die Schweizer Börse Ende Januar und Anfang Februar innert weniger Handelstage um mehr als 8 Prozent einbrach, ist irgendwie die Luft draussen. Anstelle eines klaren Markttrends hat sich in den letzten Wochen eine Seitwärtstendenz breitgemacht. Der Swiss Performance Index (SPI) pendelt zwischen 9940 und 10'390 Punkten. Per Anfang Jahr gerechnet, ergibt sich mittlerweile ein Minus von 5,2 Prozent (SMI: -7,2 Prozent).

Auf die Anlegerstimmung drückt derzeit vor allem der Handelskonflikt zwischen den wirtschaftlichen Grossmächten China und USA, die sich täglich höhere Importhürden androhen. Für zusätzliche Verunsicherung sorgt die ungewisse Zukunft von zuvor hochgejubelten Technologie-Firmen wie Facebook, Twitter oder Alphabet.

Betrachtet man die Schweizer Aktienkurse seit Beginn der negativen Börsenstimmung (also seit 31. Januar), wird deutlich, dass sich auch in dieser Marktschwäche Titel hervortun, die sich als besonders widerstandsfähig erweisen. Teilweise kommt ihre operative Stärke zum Tragen, teilweise sind die Gründe weniger offensichtlich, wie die folgende Übersicht zeigt.

Schweizer Aktien seit dem Börsenabsturz - die besten

AktiePerformance seit 31.01.18, in %
Tornos+68,8
SNB+40,9
Swissquote+24,1
Asmallworld*+16,7
AMS+15,7
BVZ+15,0
Mikron+15,0
Implenia+13,0
Medartis**+12,2
Emmi+11,8

Quelle: Bloomberg (Schlusskurse 05. April 2018) *Listing am 20. März 2018 **Börsengang am 23. März 2018

Letzteres trifft vor allem auf die Aktie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu. Sie liegt mit einem Plus von fast 50 Prozent auf Rang zwei im Beobachtungszeitraum. Die Aktie ist extrem volatil und wird von Gerüchten und tiefen Handelsvolumen getrieben (cash berichtete).

Diffus ist auch die Situation beim Börsenneuling Asmallworld, einem digitalen Netzwerk für Gutbetuchte. Berechnet auf den Eröffnungskurs vom 20. März, ergibt sich derzeit ein Plus von rund 17 Prozent. Doch es gibt Tage, an denen werden überhaupt keine Asmallworld-Aktien gehandelt. Kommt hinzu, dass 60 Prozent des Aktienkapitals von Verwaltungsratspräsident Patrick Liotard-Vogt kontrolliert wird.

Überraschungspotenzial

Hand und Fuss hat hingegen die starke Performance von Titeln wie Tornos, Swissquote oder Implenia. Sie operieren von einer soliden Basis aus und waren unlängst in der Lage, die Markterwartungen zu übertreffen. Überzeugen konnte bislang auch der Medizinaltechniker Medartis (+12,2 Prozent, IPO am 23. März). Allerdings stellt sich hier die Frage, wieviel der guten Wachstumsaussichten bereits im Aktienkurs eingepreist ist.

Bemerkenswert ist zudem AMS. Der Sensorhersteller beliefert grosse Technologiekonzerne wie Apple oder Samsung und hat die schlechte Stimmung in diesem Sektor zu spüren bekommen. Trotzdem hat sich AMS über die gesamte Börsenbaisse gesehen gut gehalten (+15,7 Prozent). Aufgrund der Erwartungen für 2019 ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gar wieder auf moderate 16 gesunken.

Keine Chance für die Schwergewichte

Von den grosskapitalisierten Firmen des SMI schafft es keine in die Top Ten der krisenfesten Aktien. Besonders ins Gewicht fällt, dass die zwei Schwergewichte Nestlé (-6,1 Prozent) und Novartis (-5,3 Prozent) stärker gefallen sind als der Gesamtmarkt in der erwähnten Periode (SPI: -5,0 Prozent). Am besten schneiden Richemont (+7,0 Prozent), Givaudan (+2,2 Prozent) und Swatch (+1,7 Prozent) ab.

Ganz hinten in der Rangliste (siehe Tabelle weiter unten) findet man alte Bekannte wie Myriad, Leclanché, Santhera oder Gurit. Wie Gurit gehört auch Rieter zu den Industrie-Titeln, die zwar stark eingeknickt sind, teilweise aber für einen Einstieg reizvoll geworden sind.

Besonders unter Druck kam jüngst auch Meyer Burger. Die Aktie des Solarzulieferes fiel nach einem schwachen Ausblick wieder unter die Marke von einem Franken. Auch Lonza (-16,7 Prozent), letztes Jahr noch Überflieger unter den SMI-Titeln, konnte sich der Börsenflaute nicht entziehen.

Ob ein Ausbruch aus dem Seitwärtskanal bei Schweizer Aktien gelingt oder nicht, darüber sind sich professionelle Beobachter nicht einig. Die Leserinnen und Leser von cash.ch haben sich unlängst eher skeptisch zu den Perspektiven von Schweizer Aktien geäussert. Bei einer Online-Umfrage vor rund einem Monat war die Hälfte von 5300 Abstimmenden der Meinung, die Kurse würden noch tiefer fallen.

Schweizer Aktien seit dem Börsenabsturz - die schlechtesten

AktiePerformance seit 31.01.18, in %
Myriad-47,9
Meyer Burger-37,9
Leclanché-31,4
Santhera-29,4
MCH-26,6
Gurit-24,0
Cicor-23,0
EFG-23,8
CI Com-23,7
Rieter-23,5

Quelle: Bloomberg, Schlusskurse 05. April 2018